Würzburg: Grüne demonstrieren gegen Frei.Wild

Die Brixner Rocker um Philipp Burger veröffentlichen heute ihre neue CD „Xtreme Edition“ als Auskoppelung zum aktuellen Album „Opposition“. Aus diesem Grund hat die Band ein Konzert zur Veröffentlichung in Würzburg veranstaltet, welches innerhalb von nur 3 Minuten restlos ausverkauf war. Das widerrum stört die Grüne Jugend Würzburg, welche für heute Abend eine Demonstration gegen das Konzert angekündigt hat. UT24 hat sich sowohl mit Frei.Wild-Frontmann Philipp Burger, als auch mit der Grünen Jugend selbst unterhalten.
Den Südtiroler Rockern von Frei.Wild könnte es momentan nicht besser gehen. Nachdem vor wenigen Wochen bekannt wurde, dass sie sich mit ihrem aktuellen Album „Opposition“ unter den Top 5 der bestverkauftesten Alben in den deutschen Jahres-Charts befinden, dürfte das dem ein oder anderen Kritiker der Band sauer aufgestoßen sein. Damit zählen die Südtiroler mittlerweile zweifelsohne zu einer der erfolgreichsten Rockbands in Deutschland.
Schon wieder linker Gegenwind
Und doch gibt es immer wieder Politiker, die sich auf den Plan gerufen fühlen, wenn eine nicht-bundesdeutsche Band über ihre Heimat Südtirol singt. Für die Grüne Jugend ist dies etwa „völkischer Nationalismus“, den man aus den Köpfen verbannen soll.
Auf Nachfrage von UT24 stellt Frei.Wild Sänger Philipp Burger klar: „Wir werden unseren Gegnern und Kritikern immer die Tür öffnen, um mit ihnen eine sachliche Diskussion auf Augenhöhe zu führen. Dies wurde auch so von den Veranstaltern in Würzburg kommuniziert. Wer ein Problem mit uns hat und dies mit uns besprechen möchte, ist jederzeit gerne eingeladen. So handhaben wir das bereits seit geraumer Zeit“.
Somit liege es laut Burger an den Grünen selbst, ob sie sich aus erster Hand informieren möchten, oder ob sie weiterhin Demonstrationen ankündigen, die im Endeffekt dann doch nicht stattfinden. Laut Burger hat es nämlich in Vergangenheit auch bereits öfters Ankündigungen zu Mahnwachen und Demonstrationen gegeben, die in letzter Sekunde vonseiten der Initiatoren wieder abgeblasen wurden. Ob dies auch heute Abend in Würzburg so sein wird, wird man erst sehen.
Stellungnahme Grüne Jugend Würzburg
UT24 hat auch bei der Grünen Jugend in Würzburg direkt nachgefragt.
Was die Grüne Jugend an Frei.Wild stört und ob sie sich eine gemeinsame Aktion gegen Rechtsextreme vorstellen könnte, erfahrt ihr hier im Interview:
UT24: Für Freitag hat die Jugendorganisation der Grünen die Demonstration „Nationalismus raus aus den Köpfen: Keine Bühne für Frei.Wild“ angemeldet. Die Südtiroler Band distanziert sich bekanntlich offen von Rechtsextremismus und hat erst kürzlich ein Statement für Flüchtlinge abgegeben. Haben sie sich vielleicht den falschen „Feind“ ausgesucht?
Grüne Jugend Würzburg: Wie Sie unserem Aufruf entnehmen können, haben wir schon dort darauf hingewiesen, dass sich die Band von Rechtsextremismus distanziert hat. Ebenso ist uns bekannt, dass sich die Band für Flüchtlinge ausgesprochen hat. Unser Problem liegt jedoch woanders. Nehmen wir das Lied „Wahre Werte“ von 2010. Hier schreibt die Band:
„Da, wo wir leben, da wo wir stehen, ist unser Erbe, liegt unser Segen, Heimat heißt Volk, Tradition und Sprache […] Wir sind verpflichtet, dies zu bewahren“
Weiter heißt es: „Sprache, Brauchtum und Glaube sind Werte der Heimat, ohne sie gehen wir unter, stirbt unser kleines Volk. […] Bräuche, Geschichten, Kunst und Sagen, sehe schon die Nachwelt klagen und fragen: Warum habt ihr das verkommen lassen?“In diesem Text ist einiges an völkischem Denken und Nationalismus enthalten. Es wird ein „Erbe“ ausgemacht, das bewahrt werden müsse und nicht verkommen dürfe. Dabei gibt es Parallelen zur rechten Szene. Auf der Website der als rechtsextrem einzustufenden „Identitären Bewegung“ heißt es bspw.: „Wir sind die erste freie, patriotische Kraft, die sich aktiv und erfolgreich für Heimat, Freiheit und Tradition einsetzt.“ Zudem wird mit der Zeile „Heimat heißt Volk, Tradition und Sprache“ eine möglichst homogene Volksgemeinschaft beschworen. Auch das in rechtsextremen Kreisen beliebte Motiv des Volkstodes kommt vor, ebenso die in unserem Aufruf zitierte Anlehnung an die Nazi-Parole „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen“.
Wie die Band dies in Bezug auf Flüchtlinge sieht, wird im Lied „Ich bin neu, ich fange an“ deutlich. Hier heißt es „Neues Land, neue Wege // Werde mich neu definieren“ und „Ich will Teil dieser Welt sein // will nicht am Rande stehen“. Das Lied ist aus der Perspektive eines Flüchtlings geschrieben. Die Band erwartet folglich von Flüchtlingen, sich neu zu definieren und den Willen, Teil dieser Welt zu sein. Nun ist Partizipation, also die Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft in einem staatlichen Gebilde, sehr wichtig. Dies unterscheidet sich allerdings vom der von frei.wild hier geforderten aufgehen in das Volk im neuen Land. Für weitere Informationen zu diesem Thema können Sie sich gerne mit der Position der Grünen Jugend Bayern dazu beschäftigen: PDF
Es gibt aber auch weitere problematische Aussagen: im Lied „Wir reiten in den Untergang“ gibt es eine Zeile, in der es heißt: „Heut gibt es den Stempel, keinen Stern mehr“. Das bezieht sich darauf, dass Menschen in der heutigen Gesellschaft gerne in eine Ecke gestellt werden – in diesem Fall natürlich die rechte. Für uns ist der Bezug, der dabei zu den Gewaltverbrechen an den europäischen Juden zwischen 1933-1945 hergestellt wird, eine absolut inakzeptable Relativierung des Holocausts.
Wie Sie gesehen haben, vertritt Frei.Wild einige in vielen Schichten problematische Ansichten. Diese werden allerdings von der Gesellschaft – auch durch das Zutun der Band – nicht als rechtsextrem eingestuft. Somit werden diese Inhalte gesellschaftsfähig und damit auch Parteien wie die AfD oder Bewegungen wie Pegida oder die Identitären, die sich ebenfalls auf solche Inhalte beziehen. Das ist aus unserer Sicht gefährlich; denn die genannten rechtsextremen Akteure können so deutlich besser agieren und bekommen mehr Zustimmung für ihre z.T. menschenverachtenden Positionen. Die Band kann sich davon natürlich distanzieren, ihre Inhalte aber bleiben.
UT24: Die Band Frei.Wild ist dafür bekannt, ihren Gegnern die Türen für ein Gespräch zu öffnen. Gab es bereits eine Einladung?
Grüne Jugend Würzburg: Vonseiten der Band oder deren Management hat bisher weder die Grüne Jugend Würzburg als Organisation noch die beiden Anmelder*innen der Kundgebung persönlich ein Gesprächsangebot bekommen.
UT24: Angenommen die Band würde Ihnen anbieten, bei gemeinsamen Aktionen gegen Neonazis und Rechtsextremismus aufzutreten. Würden Sie zusagen?
Grüne Jugend Würzburg: Aufgrund der bei Frage 1 geschilderten Inhalte in den Texten der Band, mit denen wir unter keinen Umständen übereinstimmen, würden wir ein solches Angebot ablehnen.
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