Nach Hetzer-Sager: Martin Ausserdorfer im Interview – „Patriotismus ist immer eine Gratwanderung“

Der Olanger Gemeinderat Matthias Hofer gratulierte gestern auf Facebook Heinz-Christian Strache zu seinem Wahlergebnis. Wie berichtet, kommentierte der Bürgermeister von St. Lorenzen, Martin Ausserdorfer diesen Eintrag. UT24 hat sich nun mit Aussderdorfer über seine Aussagen unterhalten:
UT24: Sie bezeichnen den FPÖ-Chef dabei als „Hetzer“. Wie gelangen Sie zu diesem Schluss, wo mehr als 30 Prozent der Wiener Strache seine Stimme gaben?
Ausserdorfer: Strache spricht seine Wählerinnen und Wähler gezielt mit entsprechenden Reizwörtern an. Er ist in der Lage „einfache“ Problemlösungen aufzuzeigen, wo er selbst weiß, dass Lösungen wesentlich komplexer sind. Die entsprechenden Kampagnen gegen den Islam und Zuwanderer sind bekannt. Ebenso sympathisiert er immer wieder mit rechten Gruppierungen bzw. er hat sich nie von entsprechenden Anfeindungen distanziert. Stellvertretend für die Hetze bzw. als klare Botschaft gilt wohl auch noch Straches Facebook-Posting nach der Amok-Fahrt in Graz, wo er ganz klar einen Bosnier als Schuldigen ausfindig machen konnte. Man könnte hier noch viel mehr Beispiele aufzeigen.
Strache wird parteiintern vorgeworfen, sein „Kuschelwahlkampf“ hätte dazu beigetragen, dass der Abstand zur SPÖ so groß sei. Wenn Sie den Strache 2015 als Hetzer bezeichnen, was sagen Sie dann zum Strache von früher?
Mit dieser Frage beantworten Sie indirekt schon die erste Frage, indem sie selbst zugestehen, dass Strache schon weit härtere Aussagen getätigt hat. Zudem habe ich nicht Strache 2015 als Hetzer bezeichnet, sondern allgemein.
Matthias Hofer unterstellten Sie, er sei nicht intelligent genug, zwischen Patrioten und Hetzern zu unterscheiden. Sind Strache-Sympathisanten dumm?
Ich schätze Matthias Hofer als Patrioten und als Menschen, der für unsere Tiroler Werte einsteht. Hier hat er bei den Schützen sehr viel Positives geleistet. Patriotismus ist immer eine Gratwanderung und infolgedessen finde ich es nicht sinnvoll, sich mit einem HC Strache zu sympathisieren.
Die ÖVP erlitt eine große Schlappe. Hatte sie 1983 noch immerhin 35 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen können, waren es diesmal schlappe 9,2 Prozent. Auch bundesweit sinkt die Beliebtheit der Volkspartei. Befürchten Sie ähnliches auch für die Volkspartei in Südtirol?
Die ÖVP in Österreich muss Ecken und Kanten zeigen. Sie hat kein Profil und niemals eine Erneuerung geschafft. Sie ist noch mehr wie die SPÖ im Würgegriff der Verbände. Der Erfolg der FPÖ ist Österreich ist u.a. auch auf die kapillaren Fehler der beiden Großparteien zurückzuführen.
Die Südtiroler Volkspartei tut gut daran, aus den Fehlern der ÖVP in Wien zu lernen. Umgekehrt muss gesagt werden, dass es Bundesländer gibt, wo die ÖVP nach wie vor gut aufgestellt ist.
Das wichtigste Thema war ohne Frage Migration und Asyl. Wie gelingt es, das Thema aus einer nicht-linken, sondern aus einer bürgerlichen Richtung anzugehen, ohne dann als „Hetzer“ zu gelten?
Horst Seehofer und seine CSU in Bayern geben eine gute Linie vor. Es braucht eine allgemeine Solidarität mit klaren Spielregeln. Die Politik muss das Thema aktiv angehen, zuerst Leitlinien definieren und dann einer geregelte Zuwanderung mit entsprechenden Spielregeln zustimmen. Dieses Prinzip kann nur auf Geben und Nehmen basieren.






