von apa 30.09.2015 03:30 Uhr

Karasek tot – Leerer Stuhl im „Literarischen Quartett“

Das neue "Literarische Quartett" hat seine erste Sendung dem verstorbenen Literaturkritiker Hellmuth Karasek gewidmet. "Wir heute und jetzt werden einfach versuchen, eine so gute Sendung zu machen, die ihm gefallen hätte", sagte Gastgeber Volker Weidermann (45) am Mittwoch bei der Aufzeichnung der neuen ZDF-Literatursendung in Berlin. Im Publikum blieb ein Platz für Karasek frei.
APA (epa)

Der Literaturkritiker und Schriftsteller hatte zwölf Jahre lang neben Marcel Reich-Ranicki (1920-2013) „Das literarische Quartett“ geprägt. Am Dienstag – einen Tag vor Aufzeichnung der Neuauflage – war er mit 81 Jahren in Hamburg gestorben.

Als Mitglied der neuen Viererrunde sagte der Publizist Maxim Biller: „Ich glaube, er hat sich verabschiedet – und das war sein letzter Gag – weil er diese Sendung nicht mehr sehen wollte.“ Weidermann würdigte Karasek als einen „leidenschaftlichen Kritiker, großen Bücherkämpfer und wunderbaren Kollegen“. Das ZDF legt „Das Literarische Quartett“ nach fast 14 Jahren Pause neu auf. Die erste von sechs Ausgaben jährlich läuft am kommenden Freitag (23.00 Uhr)

Neben seiner Rolle im „literarische Quartett“ war Karasek viele Jahre Kulturchef des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“. Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck würdigte den Verstorbenen als leidenschaftlichen Streiter und entschiedenen Anwalt der deutschen Literatur. Er habe „bei vielen Menschen die Kenntnis und die Liebe zur Literatur, zum Theater und zum Film entscheidend erweitert und vertieft“, schrieb Gauck an die Witwe Armgard Seegers, und weiter: „Ohne ihn wäre das literarische Leben in unserem Land sehr viel ärmer – und auch erheblich langweiliger.“

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) würdigte Karasek als „eine echte Institution in Deutschland“, „er liebte und litt an und mit der Literatur und war dabei immer ihr souveräner Vermittler und ein brillanter Unterhalter“. Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) erklärte, Karasek habe als glühender Verfechter der Lesekultur den Menschen das Buch nahegebracht. „Er wird fehlen.“

Karasek, der aus Brünn in Mähren stammte, schrieb auch selber zahlreiche Bücher, darunter Romane („Betrug“), Biografien („Billy Wilder – eine Nahaufnahme“) oder seine autobiografischen Erinnerungen „Auf der Flucht“. Unter dem Pseudonym Daniel Doppler verfasste Karasek auch mehrere Theaterstücke, darunter „Wachtel“.

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