von apa 20.08.2015 10:12 Uhr

„Schiele war ein arger Typ!“: Dieter Berner dreht Film

Klimt und Schiele, zwei Säulenheilige der österreichischen Kunst, haben auch im Film ihre Spuren hinterlassen. So spielte John Malkovich 2006 Gustav Klimt in Raoul Ruiz' "Klimt", Felix Mitterer hatte 1980 die Hauptrolle in John Goldschmidts "Egon Schiele". In Klimts letztem Wiener Atelier in Hietzing dreht nun Dieter Berner "Egon Schiele". Der Film soll im Frühjahr 2016 in die Kinos kommen.
APA

Ausgangspunkt der österreichisch-luxemburgischen Koproduktion ist Hilde Bergers 2009 bei Böhlau erschienener Roman „Tod und Mädchen“, in dem das Leben des Malers aus der Sicht von Frauen erzählt wird. „Mich haben die Frauen besonders interessiert“, erzählte die Drehbuchautorin gestern, Mittwoch, bei einem Settermin. „Schiele ist Ende 1918, kurz bevor der Erste Weltkrieg zu Ende geht, an der spanischen Grippe erkrankt und liegt im Sterben. Aus der Sicht seiner jüngeren Schwester Gerti (gespielt von Maresi Riegner, Anm.) erleben wir andere Frauen, die für Schiele wichtig waren.“ Neben Gerti konzentriert sich der Film auf sein Modell Wally Neuzil, seine Frau Edith Harms und seine Schwägerin Adele, sowie eine farbige Variete-Tänzerin, die für die künstlerische Anfangszeit des umstrittenen Expressionisten wichtig war.

„Es ist eine Geschichte voller Dramatik und Gegenwartsbezüge“, schwärmte Regisseur Dieter Berner („Die Alpensaga“). „Hilde Berger hat tolle Frauenfiguren geschrieben. Sie sind nicht Opfer, sondern Handelnde. Sie erzählen viel über jenes Biotop, das Schiele geprägt hat.“ Um eine optimale Besetzung zu finden, hat Berner eineinhalb Jahre lang gecastet. Für die Hauptrolle „haben sich viele beworben, auch sehr Bekannte“, sagte der Regisseur. Das Rennen machte der 1991 geborene Burgenländer Noah Saavedra, der 2012/13 im Rahmen des „Schauspieljahrs Junge Burg“ auch in einigen Burgtheater-Produktionen zu sehen war.

„Schiele war ein arger Typ! Super! Es taugt mir richtig, ihn zu spielen“, zeigte sich der junge Hauptdarsteller im Gespräch mit der APA begeistert. „Ich glaube, dass den Menschen Schiele nur wenige kennen, und auch nach eineinhalb Jahren intensiver Beschäftigung mit ihm, habe ich nicht das Gefühl, genug von ihm zu wissen. Alleine von den Zeichnungen her erschließt sich ein düsterer Charakter. Auf den Fotos nimmt er immer eine gewisse Haltung ein, und dann gibt es seine Briefe. Einerseits war er ein Fantast, ein Kind, aber auch ein Mann, der der größte Künstler der Welt werden wollte. Für dieses Ziel wäre er über Leichen gegangen. Das ist ein wahnsinniger Spagat“, sagte Saavedra.

An diesem Tag werden Szenen gedreht, in denen Egon Schiele auf den Malerfürsten Gustav Klimt trifft. In Klimts berühmtem Malerkittel steckt Cornelius Obonya. Wie sieht Saavedra die Beziehung zwischen Klimt und Schiele? Der junge Schauspieler lächelt: „Vielleicht durchaus ähnlich wie die zwischen mir und Cornelius Obonya. Ich möchte viel, und Schiele wollte auch viel. Er bewunderte Klimt, wollte seinen Zuspruch und wollte ihn bis zu einem gewissen Grad auch übertreffen. Das will ich auch.“

Er habe nur zwei kürzere Szenen in dem Film, stapelt Obonya tief. „Was ich zu spielen habe, ist vom Drehbuch her relativ einfach und versucht aber, in aller Kürze den unterschiedlichen Blickwinkel von Klimt und Schiele auf die Dinge herauszuarbeiten. Schiele hat versucht, sofort und direkt in die Tiefe zu gehen. Klimt ist eher von Außen herangegangen, war dekorativer. Deshalb ist auch er auf so vielen Teetassen zu finden und Schiele weniger. Mir ist Schiele als Maler persönlich näher als Klimt. Aber wenn man sich mit den Bildern wirklich beschäftigt und den Zuckerguss weglässt, der in Österreich darüberliegt, sieht man, dass auch er wirklich etwas gewollt hat. Beide waren für die damalige Zeit revolutionär.“

Mit der Lektüre des Romans von Hilde Berger und einem Besuch der Ausstellung „Wally Neuzil. Ihr Leben mit Egon Schiele“ im Leopold Museum hat sich die am Münchner Residenztheater engagierte junge Welserin Valerie Pachner auf ihre Rolle der Wally vorbereitet. „Ich war sehr beeindruckt von dem ‚Bildnis Wally‘. Es ist wichtig, dass man sich vom reinen Modell löst und zu einer ganzen Person kommt. Es gibt zwar nur wenige Notizen und Dokumente über sie, aber es liegt nahe, dass sich Schieles Schaffen durch sie verändert hat. Sie hatte eine Beziehung mit ihm, und ich glaube, das war für sein Menschwerden und Erwachsenwerden nicht unwichtig.“

Rund 40 Drehtage sind insgesamt für die Koproduktion von Novotny & Novotny Filmproduktion und Amour Fou Luxembourg vorgesehen. Gedreht wurde bzw. wird auch in Niederösterreich, Cesky Krumlov (Krumau), Triest und in Luxemburg. Das Produktionsbudget beträgt 4,8 Millionen Euro.

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