Le Corbusier und das Klimahaus

„Vielzahl von Klimazonen, Spiel der Jahreszeiten, Bruch mit angestammten Bräuchen, Unordnung und das Martyrium des Menschen – ich suche das Heilmittel, ich suche die Konstante; Ich finde die menschliche Lunge. Mit Anpassungsvermögen und Verstand lasst uns der Lunge jene Konstante geben, welche die Voraussetzung für ihre Arbeit ist: exakte Luft.
Lasst uns exakte Luft herstellen: Filter, Trockner, Befeuchter, Desinfektionsgeräte. Maschinen kindisch einfacher Machart. Schicke exakte Luft in die Lungen der Menschen, zu Hause, in der Werkhalle, im Büro, im Club und im Hörsaal: Ventilatoren, so oft verwendet, aber oft so schlecht gebraucht!
Lasst uns dem Menschen Sonnenstrahlen schenken, die All-Glas-Fassaden durchdringen. Das wird zu heiß im Sommer und schrecklich kalt im Winter! Lasst uns „neutralisierende Wände“ einbauen (und Sonnen-Kontrolle).” (aus: Le Corbusier, The Radiant City: Elements of a Doctrine of Urbanism to be Used as the Basis of Our Magine-Age Civilization (1933), pg. 42).
Es ist unschwer zu erkennen, dass hier die Grundzüge des Klimahauses beschrieben werden. In diesen Vorstellungen tritt aber auch der totalitäre Zug dieser Städtebau-Doktrin „unseres Maschinen-Zeitalters“, wie Corbusier schreibt, offen zutage. Doch wir schreiben das Jahr 2015. Und die Ideen von Le Corbusier haben eine durchschlagende Verbreitung und Anwendung gefunden. Ganz unabhängig von seinen politischen Ansichten und dem Geist der 1930er Jahre. Man kann in einem Le Corbusier-Sessel sitzen, ohne dabei an den französischen Faschismus denken zu müssen. Aber manchmal ist es ratsam, die Wege des Geistes nachzuvollziehen und ihre Ursprünge zu beleuchten, ohne sie in schnelle Schubladen zu stecken.






