von apa 14.09.2015 09:38 Uhr

Radioaktives Wasser wird vom AKW Fukushima ins Meer geleitet

Die Betreibergesellschaft des Atomkraftwerks im japanischen Fukushima hat am Montag damit begonnen, große Mengen dekontaminiertes Wasser ins Meer zu leiten. Wie das Unternehmen Tepco mitteilte, sollten am ersten Tag 850 Tonnen aufgefangenes Grundwasser abgelassen werden.
APA (epa)

Es handelt sich den Angaben zufolge um Wasser, das im Umfeld der havarierten Atomanlage aufgefangen und dann von hochradioaktiven Substanzen wie Strontium und Cäsium gereinigt wurde. Allerdings enthalte das ins Meer geleitete Wasser noch das strahlende Wasserstoff-Isotop Tritium.

Tepco kämpft viereinhalb Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima mit einer gigantischen Masse von radioaktiv verseuchtem Wasser, das in tausenden von Tanks aus dem Gelände des Atomkraftwerks gelagert wird. Es handelt sich inzwischen um 680.000 Tonnen. Dazu gehört auch Grundwasser, das im Umfeld der Anlage abgepumpt wird.

Ein Teil dieses Wassers wird vorsichtshalber abgepumpt, um eine Kontaminierung vorab zu verhindern. Dieses Wasser wurde schon seit dem vergangenen Jahr ins Meer geleitet. Neu hinzu kommt nun Grundwasser, das bereits so nah an die Anlage geriet, dass es teilweise verseucht wurde und deshalb behandelt werden musste.

Zu den 680.000 Tonnen verseuchten Wassers gehören auch jene Wassermassen, die bei dem Unglück vom 11. März 2011 zur Kühlung der von einer Kernschmelze betroffenen Reaktoren eingesetzt wurde. Über das Ablassen von leicht verseuchtem Wasser aus der Atomanlage ins Meer gibt es Verhandlungen mit den Fischern, die noch nicht abgeschlossen sind. Tepco will für Entschädigungszahlungen sorgen, solange die Fischerei durch die Verseuchung beeinträchtigt ist.

In Fukushima war infolge des schweren Erdbebens und anschließenden Tsunamis vom 11. März 2011 das Kühlsystem ausgefallen, woraufhin es in mehreren Reaktoren zur Kernschmelze kam. Drei der sechs Reaktoren wurden bei der Katastrophe zerstört und das umliegende Gebiet radioaktiv verseucht. Die Aufräumarbeiten sollen noch vier Jahrzehnte dauern. Zehntausende Menschen mussten damals die verstrahlte Gegend in und um Fukushima verlassen.

Noch bevor der Bericht der IAEO “The Fukushima Daiichi Accident – Report by the Director General” im Rahmen der jährlichen Generalkonferenz der Atomenergiebehörde in Wien veröffentlicht worden ist, hat die Umweltschutzorganisationen Greenpeace den Bericht als “mangel- und fehlerhaft” kritisiert. Die Auswirkungen der Katastrophe würden verharmlost werden.

Laut einem offenen Brief von Greenpeace kommt der Bericht zu “eindeutigen Schlussfolgerungen, obwohl noch große Unsicherheiten bestehen und Daten fehlen”. Zudem würden die Auswirkungen der Katastrophe auf die menschliche Gesundheit sowie auf die Umwelt verharmlost und die aktuelle nukleare Krise in der Gegend falsch dargestellt werden. Der Bericht spiegle “auch in keiner Weise das Versagen der Atomindustrie und vieler Atomregulierungsbehörden weltweit wider. Dadurch wird ein Lernen aus der Katastrophe in Fukushima unmöglich”.

“Es wirkt, als wäre der Fukushima-Bericht der IAEO eher ein Propagandainstrument der Atomindustrie als eine zuverlässliche und ausgewogene Bewertung der Fukushima-Katastrophe. Man behauptet, dass keine Langzeitfolgen für die menschliche Gesundheit zu erwarten sind. Gleichzeitig gibt der Bericht zu, dass Unsicherheiten bezüglich Strahlungsdosis und Langzeiteffekt bestehen. Die Wahrheit ist, dass niemand weiß, wie viel Strahlung die Bevölkerung in den Tagen nach dem Unfall ausgesetzt war. Wenn man die Dosis nicht kennt, kann nicht behauptet werden, es gäbe keine Folgen. Alles andere ist politische Rhetorik und keine Wissenschaft”, sagte Greenpeace-Atomexperte Jan Haverkamp.

Global 2000 kritisierte, dass die Erkenntnisse und Empfehlungen von Stresstests nicht umgesetzt worden sind. “Seit der Nuklearkatastrophe von Fukushima durch ein unerwartet starkes Naturereignis (Tsunami), das zu vier parallelen Super-GAUs im Atomkraftwerk mit vier Reaktoren führte, wollen die europäischen Staaten durch Stresstests die Sicherheit ihrer Reaktorflotte gegenüber Extremereignissen verbessern. Jedoch wurden viele der wichtigsten Erkenntnisse der IAEO und der Stresstests nach wie vor nicht umgesetzt”, hieß es in einer Aussendung.

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