Übereifrige Carabinieri: „Ich bin noch nie so zusammengeschissen worden“

Ausgerechnet im Heimatdorf des Landeshauptmanns handeln die Carabinieri offenbar übereifrig. Dabei war es Arno Kompatscher selbst, der noch vor wenigen Tagen eine Lanze für die Ordnungskräfte brach und öffentlich bestätigt hatte, dass kurze Spaziergänge erlaubt seien. Ebenso, dass nicht mit dem Meterband die Entfernung zur Wohnung nachgemessen werde (UT24 berichtete).
„Ich will dich heimrennen sehen“
Eine Aussage, die auch eine Völser Bürgerin so im Kopf hatte. Die Frau war vor einigen Tagen in ihrem Heimatdorf spazieren. Alleine und mit Mundschutz, wie sie beteuert. Rund fünf Gehminuten von ihrer Wohnung entfernt, hielten die Ordnungshüter die Völserin an. „Das ist kein Spiel, du musst zuhause bleiben (non è un gioco, devi stare a casa)“, habe man sie zunächst angebrüllt. Mit einem zivilisierten Gespräch hatte das, was dann folgte, offenbar wenig zu tun.
„Ich bin noch nie so zusammengeschissen worden. Ich wurde behandelt wie ein kleines Kind“, sagt die Frau zu UT24. Der Beamte habe außerdem seine Hand an seiner Dienstwaffe gehabt. „Will er mich erschießen?“. Dieser Gedanke sei ihr in diesem Moment durch den Kopf geblitzt. Trotz Strafandrohung kam die Frau am Ende ohne eine Geldbuße davon, dafür sei sie aufgefordert worden, nachhause zu rennen („adesso ti voglio vedere correre a casa“). Eine Beschwerde-E-Mail an den Landeshauptmann sei unbeantwortet geblieben.
Bürger legt Rekurs ein
Finanziell nicht so glimpflich davon gekommen ist hingegen ein anderer Bürger aus Völs. Die Carabinieri brummten dem Mann eine Strafe von 400 Euro auf (280 Euro bei Zahlung innerhalb 30 Tagen). Der Grund: Er hat sich mit seinem Kind am Peterbühelweg, unter Einhaltung der Verhaltensregeln, die Beine vertreten. Auch er befand sich laut eigener Aussage nicht weit von seinem Wohnhaus entfernt.
„Es ist nicht ausgelegt worden, wie weit man sich vom Wohnort entfernen darf“, sagt der Mann zu UT24. Im Strafbescheid, welcher UT24 vorliegt, ist offiziell davon die Rede, dass er sich laut Beamten in einem öffentlichen Park aufgehalten haben soll („cosa fa lei in un parco pubblico? Deve stare a casa“), „Dabei ist der Peterbühelweg gar kein öffentlicher Park, sondern alpines Grün“, sagt der Bürger. Der Familienvater wandte sich daraufhin an den Bürgermeister und schrieb einen Brief an den Landeshauptmann. Am Ende reichte er einen Rekurs beim Regierungskommissär ein. „Ich finde die Leute sollen sich wehren und nicht alles schlucken“, sagt der Völser.
Bürgermeister: „Carabinieri sind sehr restriktiv unterwegs“
Auch der Bürgermeister von Völs, Othmar Stampfer, weiß von ausgestellten Strafen, weil sich Bürger angeblich zu weit von zuhause entfernt hatten. „Die Carabinieri sind sehr restriktiv unterwegs. Man hat versucht, das Gespräch zu finden. Uns wäre es nämlich wichtig, dass man schon ein wenig mit Weitsicht arbeitet“, sagt Stampfer auf Anfrage von UT24. „Jeder einzelne muss seinen Rekurs beim Regierungskommissär machen. Wir als Gemeinde dürfen dagegen gar nicht vorgehen. Das ist vom Gesetz her nicht vorgesehen“.
Eine Anfrage bei der Pressestelle der Carabinieri blieb unbeantwortet.






