von apa 15.10.2017 18:35 Uhr

Vorerst kein Verlangen nach rollenden Köpfen bei Grünen

Die Grünen legen sich nicht fest, welche Konsequenzen sie aus dem Debakel bei der Nationalratswahl ziehen werden. Vom Auswechseln der handelnden Personen war vorerst nicht die Rede, wohl aber vom Angehen großer Kommunikationsprobleme, wie Vize-Klubchef Werner Kogler Sonntagabend in der grünen Wahlzentrale im Wiener “Metropol” sagte. Nun wird intern beraten, beginnend am Dienstag.

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Noch sei offen, ob die Grünen tatsächlich aus dem Nationalrat fliegen. Erst die Briefwahlauszählung am Montag, vielleicht aber auch erst jene am Donnerstag werde hier Gewissheit bringen, erklärten Kogler, aber auch Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik. Bis dahin sei es eine Zitterpartie, meinte letzterer, jedenfalls aber eine “ganz bittere, schmerzhafte Niederlage”.

Kogler zeigte sich nicht mehr allzu zuversichtlich. Experten sagten ihm, dass die Chancen für den Wiedereinzug unter 50 Prozent lägen. Bezüglich der Ursachenforschung für die Niederlage verwies er auf den Rechtsruck im Land und die Auseinandersetzung von SPÖ, ÖVP und FPÖ, auf die alles zugespitzt gewesen sei.

Allerdings: “Wir werden uns fragen müssen, warum die Nachfrage nach uns so gering war”, sagte Kogler, seien die von den Grünen gepushten Themen doch durchaus welche, die die Menschen bewegten. Über personelle Konsequenzen, speziell für Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek und Bundessprecherin Ingrid Felipe, wollte Kogler nicht spekulieren, ebenso wenig wie Luschnik.

Kogler sah Kommunikationsfehler, denn sowohl in der Auseinandersetzung mit den Jungen Grünen, aber auch mit Pilz sei in der Öffentlichkeit laut Kogler der unrichtige Eindruck entstanden, dass diese hinausgedrängt worden seien. Tatsächlich hätten die Betreffenden aber in beiden Fällen selbst aktiv ihren Abschied betrieben. “Das muss man sich anders rannehmen”, sagte er und verlangte “mehr Pfeffer, mehr Engagement”. Auch der rasche Abgang von Eva Glawischnig habe wohl den Eindruck gestärkt, dass man nicht alles im Griff habe.

Auch Luschnik verwies auf die Auseinandersetzung der großen drei Parteien, aufgrund derer man thematisch nicht durchgekommen sei. Es seien Fehler passiert, die Ausgangslage sei – unter anderem mit einer neuen Spitzenkandidatin erst seit Mai – aber auch schwierig gewesen. Nun brauche es eine tiefgreifende Anallyse, dann müssten sich die Grünen neu aufstellen. “Wir werden so schnell wie möglich beginnen, zu versuchen die Wähler zu überzeugen, wie wichtig die Grünen sind”, sagte er.

“Dieses erste Ergebnis macht uns alle sehr betroffen”, hatte Bundessprecherin Ingrid Felipe beim Eintreffen auf der Bühne des “Metropol” gesagt. Betroffen sei sie, “weil wir auch wissen, welche Personen dahinter stecken”, aber auch angesichts der Zuwächse der anderen Parteien. “Das ist ein Rechtsruck, und es ist ein demokratisch herbeigeführter Rechtsruck”, so Felipe. “Es macht nachdenklich, was in unserer Republik los ist.” “Ich tue mir hart, so zuversichtlich zu sprechen wie sonst”, meinte sie weiter.

Es sei ein hartes halbes Jahr für die Grünen gewesen, viele Dinge hätte man besser machen können. Ulrike Lunacek habe dennoch einen “großartigen Wahlkampf” geführt. Nun hoffe man bei der Auszählung noch auf die grünen Hochburgen, insbesondere Wien. “Bleibt bitte da, gemeinsam schaffen wir das”, sagte sie zu den grünen Unterstützern. “Gemeinsam werden wir auch diese schwere Zeit meistern, gemeinsam auch weiter eine starke grüne Stimme in Österreich sein.”

Angesichts der jüngsten Wahl-Hochrechnungen, die auf ein Herausfliegen der Grünen aus dem Nationalrat hindeuten, hat sich Spitzenkandidatin Ulrike Lunacesk Sonntagabend bestürzt gezeigt. “Ich hoffe, der Wiedereinzug wird uns noch gelingen, aber ja, es ist ein Debakel”, sagte sie in der ORF-Wahlsendung über die “Zitterpartie”. Nun müsse der “Neustartknopf” gedrückt werden.

Sie sprach von einer “bitteren Niederlage, da gibt es nichts zu beschönigen”. Zu Peter Pilz merkte sie an, dass dieser schon vor dem Bundeskongress der Partei, bei dem er den gewünschten vierten Listenplatz nicht erreicht hatte, seine eigenen Liste vorbereitet habe. Sie bedaure diesen Schritt und auch dessen Konsequenzen.

Die Grünen hätten einen Wahlkampf geführt, der auf Respekt und auf Inhalte gesetzt habe. Von den Wählern sei dieser nicht so anerkannt worden, wie die Grünen sich das gewünscht hätten. Nach dieser Niederlage werde es nun “notwendig sein, so etwas wie einen Neustartknopf zu drücken”, meinte Lunacek.

Wiens Vizebürgermeisterin der Grünen, Maria Vassilakou, sieht angesichts des desaströsen Abschneidens ihrer Partei, die eventuell sogar aus dem Nationalrat fliegen könnte, einen “bitteren Tag für mich und die grüne Bewegung”. Nun müsse man “schonungslos” analysieren und die richtigen Schlüsse ziehen, sagte sie dem “ORF Wien”.

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