von apa 11.10.2017 04:36 Uhr

Dündar bezeichnet Erdogan als Geiselnehmer

Der frühere “Cumhuriyet”-Chefredakteur Can Dündar hat den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan als Geiselnehmer bezeichnet. Mit Blick auf den am Mittwoch beginnenden Prozess gegen die deutsche Übersetzerin und Journalistin Mesale Tolu in der Türkei sagte Dündar der “Bild”-Zeitung, Tolu sei eine “Geisel” Erdogans.

APA (dpa)

“Die einzige ‘Schuld’, die sich Mesale Tolu sowie die anderen Journalisten und Menschenrechtler aufgeladen haben ist, dass sie ihrer Arbeit nachgegangen sind”, sagte Dündar. In einem Land, in dem es keine Rechtsprechung mehr gäbe, sei Tolu eine politische Geisel. “Was wir für sie tun können ist, sie nicht zu vergessen, die Verfahren, die gegen sie angestrebt werden zu beobachten und die Ungerechtigkeiten der Welt mitzuteilen.”

Tolu muss sich zusammen mit 17 weiteren Angeklagten vor dem Gericht von Silivri wegen “Mitgliedschaft in einer Terrororganisation” und “Terrorpropaganda” verantworten. Die Mutter eines zweijährigen Kindes war Ende April festgenommen worden und sitzt seitdem mit ihrem Sohn im Frauengefängnis Bakirköy in Haft. Ihr drohen 15 Jahre Haft.

Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) nahm den Prozess gegen Tolu zum Anlass, um seine Forderung nach einem Abbruch der EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei zu bekräftigten. Die Verfahren wegen ausländische Journalisten und Menschenrechtsaktivisten wie Tolu oder den Deutschen Peter Steudtner seien “ein erneuter Beweis dafür, dass die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei sofort abzubrechen sind”, teilte Kurz am Mittwoch der APA mit.

Dündar war im Mai 2016 unter dem Vorwurf des Geheimnisverrats zu fünf Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt worden. Grund war ein Artikel in “Cumhuriyet” von Mai 2015 über verdeckte Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an islamistische Rebellen in Syrien. Dündar blieb für die Dauer des Berufungsverfahrens auf freiem Fuß und verließ im Juli 2016 die Türkei.

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