von fe 11.08.2017 15:09 Uhr

Jugendstudie über Patriotismus und Politik

Der 12. August steht im Zeichen des Internationalen Jugendtages, ausgerufen von den Vereinten Nationen. Zu diesem Anlass präsentiert das ASTAT einige Daten zum Verhältnis der jugendlichen Bevölkerung in Südtirol zur Politik.

APA (dpa)

Bereits viele andere Erhebungen des ASTAT haben gezeigt, dass das größte Interesse an Politik unter den Geburtsjahrgängen 1946 bis 1965 besteht. Die Ergebnisse der Jugendstudie 2016 bestätigen dieses Bild: Die Südtiroler Jugendlichen zeigen wenig Interesse an Politik. Auf keiner politischen Ebene (Tab.1) bildet die Zahl der Interessierten die Mehrheit (Antworten „sehr“ oder „ziemlich interessiert“).

Die Tendenz geht außerdem eher dahin, den Blick in die Ferne zu richten: Das größte Interesse besteht an der internationalen (41,2%) und europäischen Politik (39,2%), gefolgt von der Landespolitik, die ungefähr jeden dritten Jugendlichen anspricht (34,7%).

Nur sieben Jahre vorher zeigte sich noch ein gegenteiliges Bild: Damals war das Interesse an der Landespolitik vorherrschend. Der Rückgang verlief anhaltend und kontinuierlich. 2004, also weitere fünf Jahre vorher, bestand in allen Bereichen noch mehr Interesse.

Südtiroler Landespolitik: geringeres Interesse unter italienischsprachigen und ausländischen Jugendlichen

Die Analyse des durchschnittlichen Interesses für die Landespolitik zeigt, dass die Jungen etwas stärker daran interessiert sind als die Mädchen. Weiters ist der Wert in der jüngsten Altersklasse ziemlich und unter den ausländischen Jugendlichen besonders niedrig.

Das größte Interesse zeigen die deutschsprachigen Jugendlichen, gefolgt von den ladinischen und den italienischsprachigen sowie, wie nach Staatsbürgerschaft, von denjenigen mit einer anderen Sprache als den drei Landessprachen.

Das Interesse für das politische Geschehen in einem Gebiet ergibt sich aus dem Identitätsbewusstsein, dem Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gemeinschaft. Letzteres spiegelt sich auch in den persönlichen Lebenszielen wider. Das größte Interesse für die Landespolitik weisen die Jugendlichen auf, die Südtirol als ihre Heimat ansehen (welche in Zukunft „auch in einer anderen Gemeinde, aber in Südtirol“ leben würden). Das geringste Interesse zeigen diejenigen, die darauf hoffen, nach ihrer Ausbildung woanders in Italien leben zu können. Niedrige Werte finden sich auch unter jenen, die nach ihrer Ausbildung in einem anderen Land des deutschen Sprachraums bzw. woanders auf der Welt leben möchten.

Jene Jugendliche, die in einem Verein aktiv sind, zeigen auch ein höheres Interesse an der Landespolitik.

Die Jugendlichen wünschen sich vom Land Südtirol mehr Einsatz im Bereich Arbeit, Gesundheit und Zusammenleben

Die Jugendlichen wünschen sich, dass sich das Land mehr für sie einsetzt (48,5%). Arbeit und Sanitätswesen folgen auf den Plätzen 2 und 3 (42,9% und 40,4%). Mehr Einsatz ist auch in den Bereichen Integration und Zusammenleben erwünscht (35,1%).

Ein vollständiger Vergleich der Werte mit jenen der letzten Erhebung ist nicht möglich, da eine andere Anzahl an Antworten und ein unterschiedlicher Wortlaut verwendet wurden. Aus den Erwartungen der Jugendlichen an die Landespolitik lässt sich aber in jedem Fall ein gestiegenes Interesse, wenn nicht gar Besorgnis, für den Arbeitsmarkt und das Gesundheitswesen herauslesen. Deutliche Rückgänge verzeichnen die Themen Familie und Senioren.

Gemäßigter Patriotismus bei den Jugendlichen

Der Begriff „Patriotismus“ muss sich nicht zwangsläufig auf einen Staat beziehen, sondern kann auch eine Region betreffen. Diese letztere Verwendung ist jedoch nicht sehr weit verbreitet.

Zweifellos aus diesem Grund sind die italienischsprachigen Jugendlichen jene, die den stärksten Patriotismus manifestieren (69,0% stimmen sehr oder ziemlich zu).
Fügt man dem Begriff „patria“ jedoch das Konzept der „Heimat“ hinzu, wendet sich das Blatt und die deutschund ladinischsprachigen Jugendlichen verzeichnen die höchsten Werte (67,3% und 66,4%). Die Jugendlichen mit doppelter (deutscher und italienischer) Muttersprache halten am wenigsten von diesen Identitätsbegriffen. 93,6% von ihnen finden Patriotismus gefährlich und 62,0% glauben, dass dieser schlussendlich immer in Konflikte mündet – eine Meinung, die nur 37,3% der deutschsprachigen Jugendlichen teilen. Insgesamt zeigt sich, dass die Südtiroler Jugendlichen eine gemäßigte Wahrnehmung in Bezug auf Identitätsvorstellungen haben und sich der Gefahren bewusst sind, die diese manchmal mit sich bringen können.

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

  1. Diandl
    11.08.2017

    “Jugendliche mit doppelter Muttersprache” – stammt diese Wortschöpfung von ASTAT-Mitarbeitern, die womöglich selbst “doppelter Muttersprache” sind?
    Die “doppelte” Muttersprache sollte nicht davon abhalten, zwischen eindeutigen Begriffen wie “Patriotismus” und “Nationalismus” zu unterscheiden. Wer “doppelt” spricht, hat vielleicht gar nicht die Zeit, sich darüber Gedanken zu machen.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite