von fe 22.07.2017 19:19 Uhr

16 Polizisten bei US-Luftangriff in Afghanistan getötet

Bei einem US-Luftangriff im Süden Afghanistans sind nach Behördenangaben 16 Polizisten getötet worden. Ein US-Kampfjet bombardierte demnach am Freitag ein Dorf im Bezirk Gereshk, in dem die Polizisten gegen Talibankämpfer vorgingen. Die Polizisten seien “irrtümlich” attackiert worden.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) eröffnete unterdessen im nordafghanischen Kunduz ein bei einem US-Luftangriff vor knapp zwei Jahren zerstörtes Krankenhaus wieder. Der Polizeisprecher der Provinz Helmand, Salam Afghan, sagte der Nachrichtenagentur AFP, zum Zeitpunkt des US-Luftangriffs hätten die Polizisten die Taliban bereits vertrieben gehabt und die Kontrolle über die Ortschaft übernommen.

Die NATO bestätigte die Angaben zu dem US-Luftangriff und sprach von einem “bedauerlichen Vorfall”. Die Polizisten seien während eines Unterstützungseinsatzes für die afghanischen Sicherheitskräfte bombardiert worden, hieß es in einer Erklärung. Eine Untersuchung solle die Gründe für den Zwischenfall klären.

Die islamistischen Taliban kontrollieren mittlerweile zehn der 14 Distrikte in der Unruheprovinz Helmand. Im April waren 300 US-Marineinfanteristen zur Bekämpfung der Rebellen in die Provinz zurückgekehrt.

Im vergangenen Monat gab die NATO-Militärallianz die Aufstockung ihrer Truppen in Afghanistan um mehrere tausend Soldaten bekannt. Ziel ist es nach Angaben von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, die Taliban an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Die NATO hatte ihren Kampfeinsatz in Afghanistan mit zeitweise mehr als 130.000 Soldaten im Dezember 2014 beendet. Die Obergrenze für den derzeitigen Einsatz zur Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte liegt bei 13.576 NATO-Soldaten. Größte Truppensteller sind die USA, Italien und Deutschland.

Die USA sind derzeit mit 7.000 Soldaten an dem Einsatz “Resolute Support” beteiligt. Pentagon-Chef Jim Mattis will die neue Afghanistan-Strategie der Vereinigten Staaten demnächst US-Präsident Donald Trump vorstellen. US-Generäle sagen, in Afghanistan lasse sich bestenfalls von einer Pattsituation sprechen.

Im Februar waren bei einem US-Luftangriff im Sangin-Distrikt der Provinz Helmand mindestens 18 Zivilisten getötet worden, überwiegend Frauen und Kinder. Im vergangenen November wurden bei einem US-Luftangriff in der nordöstlichen Provinz Kunduz mindestens 32 Zivilisten getötet.

Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen (MSF) arbeiten in der am Samstag wieder eröffneten Klinik in Kunduz an einem neuen Standort ein Arzt und fünf Krankenschwestern. Behandelt werden sollen Patienten mit kleineren oder chronischen Wunden. Die MSF-Programmleiterin für Afghanistan, Silvia Dallatomasina, sagte, die Wiedereröffnung sei beschlossen worden, weil es dringenden Bedarf gebe.

Die vorherige MSF-Klinik war bei einem US-Angriff im Oktober 2015 zerstört worden. 42 Menschen wurden getötet, darunter 24 Patienten und 14 MSF-Mitarbeiter. In einem US-Untersuchungsbericht zu dem Vorfall wird in erster Linie “menschliches Versagen” als Grund angegeben. Eigentlich hätte ein hunderte Meter entferntes Gebäude bombardiert werden sollen, in dem verfeindete Kämpfer vermutet wurden. Ärzte ohne Grenzen sprach von einem Kriegsverbrechen.

APA

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