von fe 15.06.2017 19:01 Uhr

„Das ist eine Feigenblatt-Aktion“

Um den provisorischen Busbahnhof in der Bozner Rittnerstraße zu errichten, müsste zuvor die historische Negrelli-Halle der Abrissbirne weichen. Doch gegen dieses Vorhaben formiert sich Widerstand und Alternativlösungen werden vorgestellt. Wittfrida Mitterer, Direktorin des Kuratoriums für technische Kulturgüter und Lehrbeauftragte an der Uni Innsbruck, setzt sich für den Erhalt der 1859 von Alois Negrelli erbauten Halle ein. Das Interview.

Negrelli Halle Vogelschau_©_Jaist

UT24: Sie haben dem Landeshauptmann geschrieben – bis jetzt ohne Antwort?

Wittfrida Mitterer: Ja, richtig.

Warum ist der Erhalt der von Negrelli erbauten Halle so wichtig, was ist so besonderes daran?

Alois Negrelli, Ritter von Moldelbe war einer der größten Bahningenieure, dem wir in Europa die Mobilität auf der Schiene verdanken. Er war der Erbauer des Suezkanals. Er war in Zürich Stadtbaumeister und trat mit Alexander von Humboldt in Verbindung. Dieser hat ihn dann zur Vermessung und zur Planung des Kanals gebracht. Das Baudenkmal in Bozen ist deshalb so wichtig, weil es ein Pionierprojekt für den Holzbau ist. Solche Bauwerke werden heute mit Leimbindern hergestellt – es ist ein absoluter Vorreiter. Es ist europaweit die größte säulenfreie Halle in dieser Dimension. Das sind 170 Meter Länge auf über zwölf Metern Breite.

Sie schreiben, dass der Abriss nicht nötig ist, und die von Ihnen in Auftrag gegebene Studie sogar eine Verbesserung der Situation im Verhältnis zu den bestehenden Plänen bringen würde?

Ja, natürlich. Weil wir keine Abrisskosten haben. Das Bauwerk steht schon, die Menschen die in den Bus steigen werden nicht nass und die Belüftung ist überhaupt kein Problem, weil es viele Tore und Öffnungen gibt. Es sind 21 Parkplätze für die Buse. Während beim Vorschlag der von Benko ausgearbeitet worden ist, 17 Stellplätze auf demselben Areal vorgesehen sind, leisten wir etwas mehr und bringen 21 unter.

Was halten Sie vom Kompromissvorschlag andere Gebäude im Bahnhofsareal, unter anderem eine Remise von 1940, unter Schutz zu stellen?

Das ist eine Feigenblatt-Aktion. Jenes Bauwerk, das unter Schutz gestellt werden soll, ist 100 Jahre jünger ist und entstand in der Nachkriegszeit. Und wenn es die Lokomotiven-Halle ist, dann wird diese im Podrecca-Plan sowieso schon als unter Schutz gestelltes Gebäude ausgewiesen, das es zu erhalten gilt.

Ihr Appell an die politisch Verantwortlichen?

Intelligenz walten lassen. Es ist günstiger und es steht schon. Und es ist schneller zu realisieren.


Hier geht es zur Online-Petition zum Erhalt der Halle.


 

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