von fe 23.05.2017 18:42 Uhr

22 Tote in Manchester: Polizei nennt Namen des mutmaßlichen Attentäters

Bei einem Selbstmordanschlag nach einem Pop-Konzert in Manchester sind mindestens 22 Menschen getötet worden, darunter mehrere Kinder. 59 weitere Personen wurden verletzt. Der Attentäter habe einen am Körper getragenen Sprengsatz gezündet, teilte die Polizei mit. Die Terrormiliz IS reklamiert die Tat für sich. Laut Medienberichten konnte der mutmaßlich Attentäter identifiziert werden. Es soll sich um den 23 Jahre alten Salman Abdeli handeln.

APA (AFP)

Abdelsi soll angeblich als zweites von vier Kindern einer lybischen Flüchtlingsfamilie geboren sein.

Am Vormittag hatte das Sicherheitskabinett in London getagt. Dabei brandmarkte May den Anschlag als besonders “abstoßend und abscheulich”, da wehrlose Kinder und Jugendliche das Ziel gewesen seien. “Er hat Zeit und Ort absichtlich so gewählt, um das größtmögliche Blutbad anzurichten”, sagte May über den Attentäter. Er habe mit “kaltem Kalkül” auf Kinder gezielt.

Es ist der folgenschwerste Anschlag in Großbritannien seit Juli 2005, als vier Selbstmordattentäter des Terrornetzwerks Al-Kaida in der U-Bahn und in Bussen in London 52 Menschen töteten.

May sagte, die Polizei kenne wahrscheinlich die Identität des Täters, wolle aber noch keine Details nennen. Sie kündigte eine weitere Sitzung des Sicherheitskabinetts für den Nachmittag an.

May und der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, setzten den Wahlkampf für die am 8. Juni geplante Parlamentswahl aus. Queen Elisabeth II. erklärte, die ganze Nation stehe unter Schock.

Bereits zu Mittag wurde im Süden von Manchester ein 23 Jahre alter Mann festgenommen. Welche Verbindung er zu dem Attentäter hat, war zunächst unklar. Auch berichtete die Polizei von weiteren Einsätze in der nordenglischen Stadt. Diese hätten in den Stadtteilen Whalley Range und Fallowfield stattgefunden, teilten die Beamten mit. Bei einem der Einsätze habe es auch eine “kontrollierte Explosion” gegeben.

Der folgenschwere Anschlag hatte sich am Montagabend kurz nach 23.30 Uhr (MESZ) ereignet, als die Besucher eines Konzerts der Sängerin Ariana Grande die 21.000 Menschen fassende Manchester Arena verließen. “Es geschah buchstäblich eine Minute nach dem Ende”, berichtete ein 19-jähriger Besucher. “Die Lichter gingen an, die Bombe ging los.” Alle seien schreiend auf die Stiege Richtung Ausgang zugerannt. “Viele Menschen sind gestürzt, Mädchen weinten und wir sahen diese Frauen, die offene Wunden an den Beinen hatten und von Sanitätern versorgt wurden.”

Aus mit den Ermittlungen vertrauten Kreisen verlautete, der Sprengsatz sei mit Metall und Schrauben gefüllt gewesen. May zufolge befinden sich viele Verletzte in einem lebensgefährlichen Zustand. Österreicher sind laut aktuellem Stand nicht betroffen.

Unter den Todesopfern waren nach Polizeiangaben auch mehrere Kinder. Die 23-jährige Sängerin ist besonders bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Verzweifelte Eltern und Freunde versuchten, über soziale Medien herauszufinden, wie es ihren Kindern oder Freunden geht. “Viele Eltern rannten in Panik herum, um zu ihren Kindern zu gelangen”, berichtete eine 48-Jährige.

Die Sängerin selbst blieb nach Angaben eines Sprechers unverletzt. Sie twitterte: “gebrochen. aus tiefstem Herzen, es tut mir so leid. ich finde keine Worte”.

Weltweit wurde der Anschlag mit Bestürzung aufgenommen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, “der mutmaßliche terroristische Anschlag wird nur unsere Entschlossenheit stärken, weiter gemeinsam mit unseren britischen Freunden gegen diejenigen vorzugehen, die solche menschenverachtenden Taten planen und ausführen.” Ähnlich äußerte sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Die Regierung in Paris kündigte verschärfte Sicherheitsmaßnahmen für Sport- und Kulturveranstaltungen an.

US-Präsident Donald Trump bezeichnete die Verantwortlichen als “bösartige Verlierer”. “Ich werde sie nicht ‘Monster’ nennen, denn das würden sie mögen”, sagte Trump. Chinas Präsident Xi Jinping kondolierte Königin Elizabeth. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erklärte: “Es bricht mir das Herz.”

Papst Franziskus sei tief betrübt gewesen, als er von den Verletzungen und dem tragischen Verlust von Menschenleben durch die “barbarische Attacke” in der nordenglischen Stadt erfahren habe, hieß es auch in einer Mitteilung des Vatikans. Der Papst bete für die Angehörigen, Verletzten und Toten, insbesondere für die Kinder und Jugendlichen unter den Opfern.

Auch österreichische Politiker reagierten erschüttert. Bundespräsident Alexander Van der Bellen verurteilte die “grausame und hinterhältige Tat auf das Schärfste”. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) postete auf Facebook: “Die Nachrichten aus Manchester sind furchtbar und erschütternd.” Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) zeigte sich tief schockiert über den “barbarischen Akt”.

Das Terrornetzwerk “Islamische Staat” reklamierte den Anschlag für sich. Ein “Soldat des Kalifats” habe eine Bombe in einer “Ansammlung von Kreuzfahrern” platzieren können, meldete das IS-Sprachrohr Amaq im Internet in Anspielung auf die historischen Kreuzzüge. Der Angriff sei eine Rache und eine Antwort auf die Angriffe gegen Muslime. Er diene dazu, “die Ungläubigen” zu terrorisieren. Zudem wurde mit weiteren Anschlägen gedroht.

Ein für Dienstagabend geplantes Konzert der Gruppe “Take That” in Manchesters Nachbarstadt Liverpool wurde abgesagt. “Aus Respekt vor den Opfern der schrecklichen Vorfälle in der Manchester Arena und ihren Familien haben wir uns entschieden, unsere Show in Liverpool zu verschieben”, schrieben die Musiker beim Kurznachrichtendienst Twitter.

APA/UT24

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