von ih 01.05.2017 15:50 Uhr

Junge Grüne wettern: „Vaterlandsstolz ist gefährlich“

Der deutsche Innenminister Thomas De Maizière will eine Debatte über die deutsche Leitkultur anstoßen. Doch wie DIE WELT berichtet, läuft die Grüne Jugend dagegen Sturm. Nationalstolz in Deutschland halten die Jungpolitiker der Grünen „niemals für möglich“ – und das Leistungsprinzip mache krank.

Moritz Heuberger von der Grünen Jugend - Foto: Facebook/Heuberger

De Maizière für mehr deutschen Patriotismus

„Wer sich seiner Leitkultur sicher ist, ist stark“ – so die Meinung von Deutschlands Innenminister Thomas De Maizière (CDU). In einem Gastbeitrag für die Bild am Sonntag hat er kürzlich anhand von zehn Punkten erklärt, warum er eine Leitkultur für Deutschland sinnvoll finde.

Zu einer solchen Leitkultur gehören laut De Maizière etwa ein gesunder Patriotismus, als auch der deutsche Leistungsgedanke. „Ein aufgeklärter Patriot liebt sein Land und hasst nicht andere. Auch wir Deutsche können es sein“, so der Innenminister.

Gegen das Leistungsprinzip und für eine „offene Gesellschaft“

Doch die Grüne Jugend findet die Vorschläge des CDU-Politikers alles Andere als gut. So haben die beiden grünen Nachwuchspolitiker Moritz Heuberger und Janina Schäfer kurzerhand eine Replik zu den Vorschlägen De Mazières verfasst.

Unter dem provokanten Titel „Wir sind nicht Lederhose“ erklärt die Grüne Jugend darin unter anderem, warum Vaterlandsstolz in ihren Augen gefährlich sei. UT24 veröffentlicht den kompletten Wortlaut des Textes:

„Wir sind nicht Lederhose – eine Antwort auf Thomas de Maizière“

1. Demokratische Werte wie Gleichberechtigung sind nicht deutsch, sondern universell. Offene Gesellschaft bedeutet, gemeinsam ein respektvolles Miteinander zu schaffen, und nicht, gemeinsam so „deutsch“ wie möglich zu sein.

2. Das Leistungsprinzip macht krank und verdient keinen Stolz. Ein gutes Zusammenleben kommt ohne Burn-out, Leistungsdruck und Ellbogenmentalität aus.

3. Die Lehren aus der deutschen Geschichte und der Schoah sind universell. Niemals kann etwas wie deutscher Nationalstolz auf den Gräueltaten des nationalsozialistischen Deutschlands aufgebaut werden. Alle Menschen haben eine gemeinsame Verantwortung dafür, dass sich Ähnliches wie die Schoah nicht wiederholt. Natürlich hat die Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolger des NS-Staates eine besondere Verantwortung für die Existenz des einzigen jüdischen Staates Israel.

4. Vaterlandsstolz ist gefährlich. Auch das ist eine Lehre, die wir aus der Geschichte ziehen. Die Betonung von nationaler Identität und Rivalität mündet in Ausgrenzung und gefährdet die Demokratie.

5. Religionsfreiheit heißt, dass jeder und jede seine Religion friedlich ausleben darf und ein Leben frei von Religion möglich sein muss. Religion muss sich Kritik gefallen lassen. Man kann Kirchtürme oder Minarette besonders ansprechend finden, aber von niemand anderem die gleiche Haltung dazu erwarten.

6. Statt eine fiktive, ausgrenzende „Leitkultur“ zu beschwören, sollten wir demokratisches Miteinander stärken.

7. Die Nato ist kein Kulturgut, sondern ein Militärbündnis. Hoffentlich weiß das wenigstens der Außenminister.

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