von lf 27.03.2017 09:17 Uhr

Zwangsräumung: Familienvater nimmt erneut Stellung

Der Hof einer Südtiroler Familie aus Buchholz oberhalb von Salurn ist am vergangenen Freitag zwangsgeräumt worden (UT24 berichtete). Das Grundstück war mit einer Hypothek belastet und wurde versteigert. Nach einem Videobericht, folgt nun eine weitere Stellungnahme des Familienvaters Ulrich Pinter.

Bild: Youtube/Stop Pfändungen und Zwangsräumungen in Südtirol

Hier die Stellungnahme des betroffenen Unternehmers im originalen Wortlaut:

„Es wird Zeit. dass ich mich einmal persönlich zu Wort melde, um eine bisschen Ordnung zu schaffen, Wahrheit an den Tag kommen zu lassen. Ich verstehe, dass das was so in Facebook oder in den Zeitungen steht, oft auch unglaubwürdig erscheinen kann. Wer kann das beweisen, was geschrieben wird, wenn keiner die richtigen Informationen hat, die Beweise fehlen. Da will ich weiterhelfen. Jedem der alle Infos der laufenden Prozesse will, kann mich anschreiben, unter E-Mail: fontane14@gmail.com
Aber zuerst bedanke ich mich einmal für die Personen, die mir Wohnung angeboten haben, und hauptsächlich bei Valentin für Dein großzügiges Angebot, dass Du uns Dein Haus eine Zeitlang zur Verfügung stellen willst. Komme noch darauf zurück.
Was niemand weiß: ich habe in die Firma meinen letzten Cent gesteckt, wo doch andere, wenn es bergabwärts geht, von der Firma so viel wie möglich herausnehmen. Die letzten drei Jahre ihres Bestehens auf jeglichen Gehalt, auf das Verwalterentgelt verzichtet. Meine Frau hat sich von unserer Firma entlassen, um Kosten zu sparen, ein Jahr lang unentgeltlich trotzdem gearbeitet, um sie nicht zu belasten, ihr eigenes Privatgeld noch hineingesteckt. Ich habe den Ansitz An der Lan in Salurn, wer diesen kennt weiß von was ich rede, bei der Krise in die Firma eingebracht.
Sicher werden sich jetzt einige denken, so ein Depp. Aber ich fand es einfach ethisch korrekt, dass ein Unternehmer alles hergibt, sein sinkendes Schiff zu retten. Aber mit dem, heute noch vermutlichen Betrug der Sparkasse, gegen den konnte ich nichts antun. Wenn der nicht gewesen wäre, um 7.800.000€, also nicht um „Pinuts“, dann hätte ich … kein Problem gehabt.
Persönlich erlaube ich mir noch zu sagen: ich bin nicht hier um zu „Läschtern“, ganz und gar nicht, auf keinen Fall. Ich bin mit 62 gesund, habe eine unheimlich Kraft zu arbeiten, eine tolle Familie, brave Kinder die mithelfen wo es nur geht, eine Frau die unbeschreiblich fantastisch ist. Ohne ihr hätte ich das nie geschafft, das wäre unmöglich gewesen, was wir uns in den letzten Jahren wieder aufgebaut haben. Ohne einen Pfennig Kapital, ohne einen Pfennig Bankkredit zweimal mit Null anzufangen. Auch einen weiteren erlebten Betrug, diesmal nicht von einer Bank, hingesteckt. Heute habe ich mit meiner Arbeit, mit meinem neuen ethischen Lebensziel, nach dem leider fehlgeschlagenen, die Dächer in Südtirol wieder schön zu machen, neue, große und noch wichtigere Perspektiven. Mit der Marke Ton Gruppe führe ich den Lehm, zu Deutsch „Heilerde“, wieder im Bau ein und will damit mit meinem angemeldeten Patent „Krioton“ die Welt des Bauens – weltweit, ja weltweit – verändern. Große Worte, ich weiß, aber jeder soll sich fragen: warum einen Ziegel bei 1000 Grad brennen, wenn er ungebrannt 1000 mal besser ist. Wie hat doch Steve Jobs gesagt: der Verrückte der auszieht, die Welt zu verändern, dem gelingt es schlussendlich auch.
Lehm ist das beste Baumaterial der Welt, nachhaltig wie kein anderes, denn ewig reversibel, folglich nie Abfall, unendlich wiederverwertbar, usw. usw.
Damit wieder eine Firma von Null aufzubauen, mit einem Baukonzept, welches total gegen das heutige Establishment geht, ohne jeglichen Bankkredit, in dieser Krisenzeit, war nicht ganz leicht. Ich kann aber heute 2017 glücklicherweise sagen: wir haben was geschafft, ich denke, wir schaffen es das Ziel zu erreichen!
Wie? Zuerst einmal: arbeiten, arbeiten, arbeiten. Wir hatten nur den Hof, unser Heim, von dem wir jetzt vertrieben wurden. Kein Geld. Durch den vermuteten Bankenbetrug der Sparkasse, kein Kapital. Vier Jahre lang am Hof ohne Heizung, ohne fließendes Warmwasser, weil Gas nicht leistbar war. Das Wasser auf den Herd erwärmt. Wir waren sogar einen ganzen Monat lang im Winter ohne Strom, weil wir die Stromrechnung nicht bezahlen konnten. Öfters dann auch einige Tage ohne Strom, weil er uns abgeschnitten wurde, einmal konnten wir nicht einmal einen Liter Milch kaufen. Aber immer ist dann wider ein kleiner Auftrag in die Firma reingekommen.
Ich will aber auch diese Zeit nicht missen, für uns waren das kleine Problemchen, wir haben uns ins Bett einen heißen Krioton Lehmziegel mit ins Bett genommen und haben verstanden, wieviel heute überflüssig ist, mit wie Wenig man auskommen kann.
Heute arbeiten in unserer Kooperative schon wieder 9 Personen. Ich musste das Vertreternetz italienweit von Null aufbauen, habe jährlich 80.000 km mit dem von einem deutschen Mäzenen, bei dem ich mich herzlich bedanke, zur Verfügung gestellten, tollen Auto (das ist natürlich Gift für die Neider) gefahren, über 2000 Vertreterkandidaten geprüft, davon bis heute 37 engagiert. Natürlich habe ich nicht in 4 Sterne Hotels geschlafen, ein Auto ist auch dazu da. Öfters aber am Parkplatz eines 4 oder 5 Sterne Hotels, das schon, da ist man im Süden einigermaßen sicherer. Alle diese Personen, alles Architekten, Ingenieure oder Geometer arbeiten für uns zuerst einmal aus Idealismus, weil sie verstanden haben, dass das heutige Bauen, also moderne Häuser die nur mit Maschinen und Anlagen laufen, nicht die Zukunft, nie wirklich nachhaltig sein können. Alles bla bla.
Wir stehen noch in den Anfangsschuhen, aber wir bauen mit unserem massiven Baukonzept, (Holz, Hanf, Lehm) einstweilen italienweit mehrere Häuser, eines sogar in Sizilien. Leider gibt es unsere Homepage derzeit nur in italienscher Sprache, die deutsche Seite konnten wir uns noch nicht leisten, auch noch keinen Vertreter hier in Südtirol.
Könnte noch vieles schreiben, von den Politikern, zu denen ich in dieser Zeit um Hilfe gebeten habe, von den Sozialdiensten in Neumarkt, die in unserem Fall kläglich versagt haben und nicht einmal die Gesetze kennen. Sie sagten mir: italienische Gesetze gelten in Südtirol nicht!?
Von Herrn Dr. Leopold Saltuari und seiner Anwältin Elisabeth Ladinser, die im Stiftungsrat der Sparkasse sitzt und dort – nominiert vom Dachverband für Umweltschutz – für Umwelt, Lebensqualität, Familie und ihre traditionellen Werte (!), Bürgerrechte sowie Qualitätslandwirtschaft zuständig ist, hätte ich mir bei den 170.000€ mehr, die ich für den Hof bei seinem Kaufpreis von 530.000€ geboten habe, ein bisschen Barmherzigkeit erwartet, aber dies war dem Herrn Saltuari zu wenig. Für dieser Barmherzigkeit hat er 370.000€ ( = 900.000 Euro) mehr verlangt. Bis ein paar Tage vor der Räumung haben wir noch verhandelt, nur deshalb war keine Zeit da, eine Wohnung zu finden.
Verstehe nicht, dass Leute auf Facebook schreiben ohne etwas zu wissen, sich erlauben zu urteilen, zu verurteilen. Wo kommt diese ganze Boshaftigkeit in diesem Lande her?
Ulrich Pinter“

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  1. 27.03.2017

    Geld kennt keine Moral, besonders bei den Banken,
    und wie Sie Kunden ums Ohr hauen, reicht nur zu Googeln,
    da kommt man auf über eine Million Treffer.
    Gott sei dank hat Pinter viele Freunde die ihm Helfen, was Heute nicht mehr so
    selbstsverständlich ist. Hut ab Herr Pinter, lassen Sie sich nicht unterkriegen.

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