von red 11.02.2017 15:29 Uhr

Studie: Alter spielt beim Sprachenlernen keine Rolle

Auch Erwachsene können ohne Probleme neue Sprachen lernen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität Haifa und widerspricht damit der weitverbreiteten Annahme, Kinder würden sich beim Erlernen neuer Sprachen leichter tun.

Bilingualer Kindergarten und mehrsprachiger Schulunterricht: Immer früher sollen Kinder möglichst viele Sprachen lernen. Wer schon in jungen Jahren mit Fremdsprachen in Kontakt kommt, profitiert. So lautet zumindest die einhellige Meinung vieler Pädagogen und Eltern. Mit einem Experiment haben zwei israelische Forscher diese Auffassung nun in Frage gestellt.

Untersuchung mit drei Personengruppen

Das Experiment wurde mit acht- und zwölfjährigen Kindern sowie mit Erwachsenen verschiedenen Alters durchgeführt. Die Teilnehmer mussten sich mehrere Wortpaare einprägen, die jeweils aus einem Nomen und einem Verb bestanden. Anschließend mussten die gelernten Ausdrücke richtig zugeordnet werden. Den Probanden wurde jeweils ein Bezugswort vorgespielt, welches durch ein passendes Verb ergänzt werden musste.

Die Auswertung der Testergebnisse brachte Erstaunliches hervor: Die Erwachsenen Teilnehmer schnitten bei dem Sprachtest wesentlich besser ab als die jüngeren Testpersonen, wobei die achtjährigen besonders schlechte Leistungen brachten. Eine Replikation der Studie führte zum selben Ergebnis.

Es ist nie zu spät zum Lernen

Unter kontrollierten Bedingungen im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchung waren volljährige Teilnehmer gegenüber minderjährigen im Vorteil. „Die Erwachsenen Probanden waren bei all unseren Erhebungen konstant besser“, so die Studienleiterin Sara Ferman zu den Resultaten. Dass Erwachsene sich beim Erlernen von Fremdsprachen härter tun, hängt laut Ferman nicht zwingend mit einem verminderten Lernvermögen im Alter zusammen. Vielmehr spielen die schlechteren Bedingungen des Erwachsenenlebens eine Rolle, die sich auf den Lernerfolg auswirken. Während Kinder in der Schule viel Zeit haben und individuelles Training erhalten, haben Erwachsene den Kopf voller Gedanken – wie etwa Beruf, Kinder, Verantwortung – die potentiell vom Lernen ablenken. „Wenn Erwachsene einen Fehler machen, korrigieren wir sie nicht, da wir ihnen nicht zu nahe treten wollen“, verdeutlicht Ferman die unterschiedlichen Voraussetzungen.

Schenkt man diesen Ergebnissen Glauben, so ist es wohl nie zu spät dafür, neue Sprachen zu lernen. Das fortgeschrittene Alter ist keine Entschuldigung, falls der Versuch sich eine neue Sprache anzueignen fehlschlägt. Es ist mehr eine Frage des Umfeldes, weniger der Biologie, wie lernfähig ein Mensch ist. Sind etwa bestimmte Rahmenbedingungen vorhanden – beispielsweise jene die man in Schulen antrifft – so fällt das Sprachenlernen leichter. Kleinkinder lernen demnach Sprachen nicht besser als Erwachsene, sie können sich lediglich ihren Sprachlehrern kaum entziehen.

LF

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