von apa 05.02.2017 13:41 Uhr

Kraft kürte sich ein Jahr vor Skiflug-WM zum Doppelsieger

Mit insgesamt drei Wettkampf-Flügen zu 200 Punkten: Stefan Kraft hat am Wochenende bei der Generalprobe für die Skiflug-WM 2018 in Oberstdorf das Maximum herausgeholt. Der 23-jährige Salzburger, der am Samstag seinen ersten Weltcupsieg überhaupt auf einem Flugbakken gefeiert hatte, doppelte am Sonntag nach, brauchte dafür aber nur einen Flug. Durchgang zwei wurde wegen Windes gecancelt.

APA (dpa)

Kraft fühlte sich von Beginn an wohl auf der umgebauten Heini-Klopfer-Schanze. Nach einem 235,5-m-Flug im ersten Durchgang am Sonntag war das erste Skiflug-Wochenende des Winters dann aber abrupter vorbei als erwartet. Nach etwa 30 Minuten des Wartens auf bessere Windbedingungen brach der Weltcup-Tross seine Zelte ab.

Der ehemalige Vierschanzen-Tourneesieger könnte Oberstdorf wohl künftig als einen seiner Lieblingsorte deklarieren, hat er doch nach dem Tournee-Auftakt am 30. Dezember nun innerhalb von nur fünf Wochen gleich drei Siege gefeiert. Es war der insgesamt vierte im Allgäu, auch 2014 hatte er auf dem Weg zum Gesamtsieg die Tournee als Einzelsieger eröffnet.

Mit dem Doppelsieg von Oberstdorf überholte Kraft in der Weltcup-Gesamtwertung den Slowenen Domen Prevc und liegt mit 920 Zählern noch 147 Punkte hinter Leader Kamil Stoch, der am Sonntag Neunter wurde. Ein verdienter dritter Rang für Kraft, hat er doch bereits neun Podestplätze geschafft. Stoch landete übrigens unmittelbar vor Michael Hayböck, der nach Rang sieben am Samstag nun Zehnter und neuerlich zweitbester Österreicher wurde.

Sehr stark präsentierte sich am Wochenende aber auch der Deutsche Andreas Wellinger, der die durch das vorzeitige Saisonende des verletzten Severin Freund entstandene Lücke im DSV-Team sehr gut füllt. Willingen-Sieger Wellinger musste sich an beiden Tagen nur Kraft beugen. Den Schanzenrekord von 238 Metern markierte am Sonntag ebenfalls der 21-Jährige.

Kraft war unmittelbar danach als einziger von Luke 23 gestartet. Die Telemarklandung bei 235,5 m bedeutete den Sieg, 12,6 Punkte vor Wellinger und 17,5 vor Jurij Tepes. Mit Manuel Fettner, der seinen Sprung (202 m) verpatzt hatte, schaffte es als 28. nur noch ein dritter Österreicher in die Punkteränge. Philipp Aschenwald wurde 35. und blieb ohne Zähler.

Die erfreulichste Nachricht des Tages kam aber wohl aus dem Krankenhaus Immenstadt: Gregor Schlierenzauer war in der Qualifikation nach der Landung bei einem 201-m-Flug gestürzt. Da er über Schmerzen im operierten rechten Knie geklagt hatte, war schon Schlimmeres befürchtet worden. Nach einer Untersuchung im Krankenhaus gab es aber vorerst Entwarnung, Schlierenzauer blieb ohne gröbere Verletzungen.

Ein großer Bluterguss am rechten Oberschenkel sowie eine schwere Brustkorbprellung werden dem Tiroler aber doch beeinträchtigen. Bei dementsprechend guter Entwicklung sollte dem erhofften Start bei den Nordischen Weltmeisterschaften in Lahti aber aller Voraussicht nach nichts entgegenstehen. Endgültige Gewissheit sollte aber eine Magnetresonanz-Untersuchung Montagvormittag bringen. Danach wird es ein Update über den Gesundheitszustand des 27-jährigen Tirolers sowie die nächste Planung geben.

“Für ihn wird es jetzt natürlich nicht leicht. Er wird nach einigen Tagen in Ruhe analysieren, wie es weiter geht”, sagte ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin. Für die WM hat er Schlierenzauer noch nicht abgeschrieben: “Ich hoffe natürlich, dass er unser Team verstärken wird, denn er ist ein wichtiger Baustein.”

Stefan Kraft zog nach seinem Wochenende in Oberstdorf mit dem Punktemaximum eine dementsprechende Bilanz. Der 235,5-m-Flug am Sonntag freute ihn besonders. “Das war der beste Sprung von mir auf der Schanze, da hat echt alles zusammengepasst. Der war echt zum Genießen.”

Für Kraft war nicht nur der erste Skiflug-Weltcupsieg am Samstag ein Novum: “Dass ich da jetzt meinen ersten Doppelsieg feiern kann, ist natürlich genial. Oberstdorf ist ein sehr gutes Pflaster, ich muss einmal überlegen, ob ich mich da um ein Fleckerl umschaue”, scherzte der Pongauer.

Mit dem weiteren Aufwärtstrend im Rücken kann er nun auch im Kampf um die große Kristallkugel wieder eine Rolle spielen. “Natürlich versuche ich jetzt so weiterzutun. Der Rückstand schmilzt, das geht dann relativ schnell, wenn man ein paar so dicke Punkte macht”, meinte Kraft schmunzelnd. Der Gesamt-Weltcup sei auch schon vor der Saison ein Ziel für ihn gewesen. “Aber Schritt für Schritt. Jetzt fahren wir einmal nach Asien, darauf freue ich mich riesig. Das wird sicher eine coole Reise.”

Der Skisprung-Tross absolviert kommendes Wochenende zwei Einzelbewerbe in Sapporo und dann am 15./16.2. als Generalprobe nicht nur für Olympia, sondern auch für die am 22.2. beginnenden Weltmeisterschaften das erste Abtasten auf der Olympia-Anlage von Pyeongchang. “Ich habe nie so Probleme mit dem Jet lag”, sieht er den Reisestrapazen ruhig entgegen. “Ich freue mich auf vier coole Wettkämpfe und auch, die Olympiaschanze einmal beschnuppern, darauf freue ich mich.”

Natürlich hat Kraft auch den Sturz von Gregor Schlierenzauer gesehen. “Meines Wissens ist es Gott sei Dank nichts Gröberes. Hoffen wir, dass er zur WM fit wird, da brauchen wir ihn auf jeden Fall.”

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