von apa 08.01.2017 10:14 Uhr

Mitterlehner kann mit ÖVP-Führungsdiskussion leben

Vizekanzler und ÖVP-Parteiobmann Reinhold Mitterlehner kann mit der Führungsdiskussion in der ÖVP leben. “Es ist immer ein Schicksal von ÖVP-Obleuten, dass es Personaldiskussionen gibt”, sagte Mitterlehner am Sonntag in der Ö3-Interviewreihe “Frühstück bei mir”.

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Dass an seinem Sessel gesägt werde, ist dem Parteichef offenbar bewusst: “Ja mein Gott, da brauche ich nicht unbedingt die Gerda Rogers.” Er sei solche Diskussionen gewohnt und könne damit leben. Er sei auf Zeit in seine Funktionen gewählt. “Mein Leben hängt nicht unbedingt an der Rolle des Vizekanzlers und Parteiobmanns, aber ich bin sehr motiviert, den Herausforderungen zu begegnen”, betonte Mitterlehner im Gespräch mit Claudia Stöckl.

Dennoch kränke es ihn, “wenn immer wieder die gleiche Platte kommt vom Abschießen und man den Eindruck gewinnt, man wird unter dem Wert geschlagen”. Er habe aber eine “dicke Haut” entwickelt und es sei ihm in letzter Zeit auch gut gelungen, mit der Situation umzugehen. An Rücktritt habe er nie gedacht. “Was kommt, kommt. Dem stelle ich mich”, so Mitterlehner über seine Zukunft.

In Außenminister Sebastian Kurz, den manche in der ÖVP als Spitzenkandidat für die nächsten Nationalratswahl sehen wollen, sieht Mitterlehnern keinen Rivalen. “Ich sehe in ihm keine Konkurrenz, sondern bin froh, wenn wir viele gute Persönlichkeiten in der Partei haben, und er wird irgendwann vielleicht die Führung übernehmen.”

Sonntagabend findet in der Politischen Akademie der ÖVP eine Parteivorstandssitzung statt, die von den jüngsten Personaldiskussionen überschattet wird. Der steirische Landeshauptmann und ÖVP-Vorsitzende Hermann Schützenhöfer meinte am Dreikönigstag, dass sich die Volkspartei derzeit in einer “ganz entscheidenden Phase” befinde. Die ÖVP müsse bei der nächsten Nationalratswahl in einem “Dreierduell” mit Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit dabei sein. “Sonst wind wir weg vom Fenster”, so Schützenhöfer.

Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl empfahl seinen Parteifreunden Mitterlehner und Kurz tags darauf eine Aussprache zur Frage der ÖVP-Führung. Und der Tiroler Landeshauptmann und ÖVP-Vorsitzende Günther Platter appellierte an die beiden, sie mögen “einen gemeinsamen Weg gehen”. Außenminister Kurz hält indes nichts von der losgetretenen ÖVP-Führungsdiskussionen. “Ich verstehe diese Debatte nicht. Derzeit stehen keine Wahlen bevor, und ich bin als OSZE-Vorsitzender und Außenminister mehr als ausgelastet”, erklärte Kurz.

Beim Parteivorstand stehen personelle Themen auch gar nicht erst auf der Tagesordnung. Vielmehr soll es um die inhaltliche Schwerpunktsetzung für das Politjahr 2017 gehen, wie Mitterlehner und sein Generalsekretär Werner Amon zuletzt wiederholt betonten. Die jüngsten öffentlichen Äußerungen zur Führung der Partei dürften freilich einigen Gesprächsstoff liefern.

Neben den politischen Aufgaben hatte Mitterlehner im Herbst auch einen privaten Schicksalsschlag zu bewältigen. Der Minister bestätigte im Interview mit Ö3, dass seine älteste Tochter aus einer früheren Beziehung nach einer “eineinhalbjährigen Leidensgeschichte” an Krebs gestorben ist.

“Es war schwierig beides miteinander zu verkraften, die politischen Herausforderungen und das Private”, sagte Mitterlehner. Er habe lange nicht darüber gesprochen, weil er damit nicht Mitleid erwecken wollte und das auch seine Tochter nicht gewollt hätte. Inzwischen seien Teile der Öffentlichkeit aber über den Todesfall informiert, deshalb sei er bereit zu reden.

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