von red 06.03.2016 19:05 Uhr

Trachten und Alpinihüte

Es ist nicht alltäglich, dass eine Südtiroler Musikkapelle bei einem großen Alpinitreffen, der sogenannten „Adunata“ auftritt. Heuer ist es aber soweit. Die Musikkapelle aus Marling wird gemeinsam mit der lokalen Alpinivereinigung in Asti am 14. und 15. Mai auftreten.

In der Burggräfler Musikantenszene brodelt es deswegen. Ein Musikant einer benachbarten Musikkapelle war gestern Abend ganz verwundert und verärgert, als der italienische Gemeinderat von Marling, Aldo Sannella, stolz im italienischen Staatsfernsehen verkündete, dass auch die Marlinger Musikkapelle beim großen Alpinireffen mit dabei sein werde.

Keine Distanzierung von Kriegsverbrechen

Zur Erinnerung: In Tirol hegte sich im Jahr 2012 großer Widerstand aus Teilen der Bevölkerung gegen das Alpinitreffen in Bozen. Kein Südtiroler Traditionsverein trat dort auf. Weder Musikanten, Schützen, Feuerwehren, noch Volkstanzgruppen. Das kommt nicht von ungefähr. Kaum ein Treffen ist nationalistischer gefärbt als ein Alpinitreffen. Mit Straßen vollbehängten Trikoloren, nationalistischen Sprüchen und Saufgelagen, die seinesgleichen suchen.

Zudem haben die Alpini in Südtirol bei der deutschen und ladinischen Bevölkerung kein gutes Ansehen, legen sie noch immer Kränze an faschistischen Denkmälern nieder. Von einer Distanzierung vergangener Untaten und Schikanen an der lokalen Bevölkerung oder im Abessinienkrieg gegen die äthiopische Bevölkerung ganz zu schweigen.

Auch Trient soll 2018 mit einem solchen großen Treffen beehrt werden. Zahlreiche Tiroler Traditionsverbände wehren sich dagegen (UT24 berichtete). Ein besonderer Dorn im Auge: Dieses soll genau 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs stattfinden.

Alpinitreffen unpolitisch?

UT24 hat mit dem Obmann der Musikkapelle Marling gesprochen. Die Musikkapelle kam durch die lokale Alpini-Ortsgruppe zu diesem großen Auftritt. „Wir sind ein musikalischer Kulturverein und machen das unpolitisch. Hier gibt es zwei Sichtweisen. Wir werden in Asti altösterreichische Blasmusik spielen“.

Der Musikant der Nachbarkapelle kann diese Aussage nicht verstehen, als ihn UT24 damit konfrontiert. „Wenn ein Alpinitreffen keine politische Veranstaltung ist, wo die Einheit Italiens als oberstes Ziel steht, dann weiß ich nichts mehr. Auf solch einem Treffen hat einfach kein Südtiroler Traditionsverein etwas zu suchen“, so die Meinung des Musikanten.

Die italienische Nationalhymne werde man nicht spielen, erklärte der Marlinger Obmann. Das habe man in der Vergangenheit nicht gemacht und werde es auch in Zukunft nicht tun. Bevor die Musikkapelle aber nach Asti fährt, wird im April dem Lehrer Franz Innerhofer gedacht. Er wurde von italienischen Faschisten in Bozen ermordet.


Lesen Sie hier den Kommentar zum Thema: Brauchtum ist nicht unpolitisch


 

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