Redaktion UT24

07.03.2016

Brauchtum ist nicht unpolitisch

Kommentar von Lukas Steinwandter

Musikkapellen haben in Tirol eine lange Tradition. Doch sie sind viel mehr als nur ein Zusammenschluss blasmusikinteressierter Männer und Frauen, denn es geht um mehr als Musik, es geht auch um Brauchtum.

Dies bekräftigt auch der Verband Südtiroler Musikkapellen (VSM) in seiner Eigenbeschreibung. Der 1948 gegründete Verband schreibt dort, es sei neben der „Pflege der Blasmusik“ und der „Hebung der musikalischen Leistungsfähigkeit“ auch Zweck, „bodenständigen Brauchtum“ zu pflegen.

Burggräfler beim Alpinitreffen

Zum VSM zählt auch die Musikkapelle Marling. Die sorgt nun für reichlich Gesprächsstoff in der Musikantenszene, weil bekannt wurde, dass die Burggräfler beim Alpinitreffen im Mai aufspielen werden.

Zur Erinnerung: Alpini sind jene italienischen Soldaten, deren Bataillone im Ersten Weltkrieg nach dem Seitenwechsel Italiens mit verlustreichen Kämpfen versuchten, in das Herz Tirols einzudringen. Das ist lange her.

„Qui é Italia-Sprechchöre“ unpolitisch?

Weniger lange her ist es dagegen, dass Teilnehmer und Zuschauer des Alpini-Aufmarsches in Bozen 2012 mit Kriegsflagge, unzähligen Trikolore-Fahnen, Kanonen und „Qui é Italia-Sprechchören“ auftraten.

Auf die Frage, warum nun ausgerechnet eine Südtiroler Musikkapelle bei der „Adunata“ in Asti ihr Können unter Beweis stellen soll, flüchtet sich der Obmann der Musikkapelle Marling in die Ausrede: „Wir sind ein musikalischer Kulturverein und machen das unpolitisch. Hier gibt es zwei Sichtweisen. Wir werden in Asti altösterreichische Blasmusik spielen.“

Zeit für eine Absage

Brauchtum kann in Südtirol nicht unpolitisch sein, solange der abgetrennte Teil Tirols unter der Fuchtel eines fremden Staates steht und die Ägide Österreichs immer löchriger wird. Im Übrigen darf bezweifelt werden, dass Alpini, die regelmäßig an neufaschistischen Kranzniederlegungen beiwohnen, plötzlich ein gesteigertes Interesse an Südtiroler Brauchtum zeigen.

Die politischen Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen zwar, dass der Tiroler Brauch auch neben dem italienischen ausgeübt werden kann. Sie zeigen aber auch, dass immer mehr Südtiroler, auch junge, sich für dessen Erhalt einsetzen und ihn keine Spur weit aufgeben wollen. Die Musikkapelle Marling tut dies nun ein Stück weit mit ihrem Aufritt beim Alpinitreffen.

Noch ist indes Zeit für eine höfliche Absage.

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