von apa 11.01.2016 15:23 Uhr

“Österreichische Bibelübersetzung” wird editiert

Die Bibel wurde schon vor Martin Luther (1483-1546) ins Deutsche übersetzt. Im 14. Jahrhundert erstellte ein unbekannter Autor, den man nach dem Fundort der meisten Manuskripte als "Österreichischen Bibelübersetzer" bezeichnet, eine umfassende und kommentierte Textversion. In Deutschland wurde nun ein auf zwölf Jahre angelegtes Forschungsprojekt gestartet. Ziel ist eine editierte Gesamtausgabe.
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Die “Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern” (GWK) in Deutschland hat im vergangenen Herbst beschlossen, das Projekt mit einem Gesamtbudget von 4,5 Millionen Euro zu fördern. An dem nun gestarteten Vorhaben sind laut Kathpress neben der Universität Jena die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) und die Bayerische Akademie der Wissenschaften beteiligt.

Die Version des “Österreichischen Bibelübersetzers” ist laut Aussendung der Uni Jena eine von mehreren handschriftlichen und 18 gedruckten vorreformatorischen Bibelübersetzungen. Während die anderen Übersetzer allerdings zum Ziel hatten, zu einem besseren Verständnis der lateinischen Bibel beizutragen, übertrug der österreichische Autor die lateinische Satzfolge “in eine geradezu elegante deutsche Prosa”. Dabei übersetzte er nicht nur große Teile der Bibel, sondern kommentierte sie für ein besseres Textverständnis.

Die Besonderheit und Bedeutung der aus der Zeit um 1330 stammenden Texte liegen laut BBAW auch “in der Tatsache, dass als Übersetzer ein Laie tätig war, der das Recht der Laien auf die Bibel in der Volkssprache vehement verteidigt”. Trotz der sehr aufwendigen und zum Teil reich bebilderten Handschriften sei der Autor aus Österreich bisher nur Spezialisten bekannt, heißt es seitens der Universität Jena.

Dass der Buchdruck zur Zeit des österreichischen Übersetzers noch nicht erfunden war, erschwerte die Verbreitung der Texte erheblich. “Luthers Übersetzung ist ohne Frage genial. Doch profitierte er auch davon, dass sein Werk direkt gedruckt und so in größerer Zahl vervielfältigt werden konnte”, so Projektleiter Jens Haustein von der Uni Jena. Dass Luther von den Arbeiten seiner Vorgänger wusste, davon gehen die Wissenschafter inzwischen nicht mehr aus.

Die Wissenschafter wollen sich in dem Projekt “Der Österreichische Bibelübersetzer. Gottes Wort deutsch” zunächst der Transkription des sogenannten “Klosterneuburger Evangelienwerks” widmen. Es umfasst 27 Überlieferungszeugnisse, die sich in zahlreichen Bibliotheken Österreichs und Deutschlands befinden und für die digitale wie auch eine gedruckte Editionen aufbereitet und analysiert werden sollen.

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