von apa 30.10.2015 13:05 Uhr

Polen darf Regisseur Roman Polanski nicht an USA ausliefern

Polen darf den Filmregisseur Roman Polanski (82) nicht an die USA ausliefern. Das beschloss das Krakauer Bezirksgericht am Freitag. Die US-Justiz hatte von Polen eine Auslieferung Polanskis wegen eines Sexualverbrechens in den 70er-Jahren beantragt. In der mündlichen Urteilsbegründung ging Richter Dariusz Mazur mit seinen amerikanischen Kollegen kritisch ins Gericht.
APA (AFP)

Bei der Entscheidung seien zudem Polanskis Alter und die lange Zeit seit dem ihm vorgeworfenen Verbrechen berücksichtigt worden. Mazur wies auf die Einigung hin, die Polanski in den 70er-Jahren mit der US-Staatsanwaltschaft geschlossen hatte, als er Sex mit einer damals 13-jährigen zugegeben hatte. Die Anwälte des Regisseurs hatten in dem Verfahren betont, dass Polanski seinen Teil der Vereinbarung eingehalten und freiwillig eine Gefängnisstrafe verbüßt habe.

Auch das Gericht schloss sich dieser Ansicht an. Das Auslieferungsgesuch sei deshalb unzulässig, hieß es in der Urteilsbegründung. Zudem habe der US-Richter die Rechte Polanskis verletzt, als er ungeachtet der verbüßten Strafe die Einigung zum Nachteil des Regisseurs ändern wollte.

Bei der Urteilsverkündung war Polanski nicht im Gerichtssaal anwesend. Nach Angaben seiner Anwälte war die Situation im Gericht für ihn “emotional zu belastend”. Polanski zeigte sich nach dem Urteil jedenfalls erleichtert über die Entscheidung des Gerichts. “Ich freue mich, dass ich der polnischen Justiz vertraut habe”, sagte er am Freitag im südpolnischen Krakau. “Ich bin sehr glücklich, dass diese Sache vorbei ist. Das hat mich, und mehr noch meine Familie, viel Energie, Zeit und Gesundheit gekostet.” Polanski, der auch einen Wohnsitz in Krakau hat, wollte noch am Freitag zu seiner Familie nach Frankreich zurückkehren.

Der 82-jährige Regisseur (“Der Pianist”, “Rosemarys Baby”) besitzt die polnische und die französische Staatsbürgerschaft. Polanski, der als Kind in Krakau den Holocaust überlebt hatte, hat seit mehreren Jahren einen Wohnsitz in der südpolnischen Stadt.

Polens Justizminister Borys Budka hatte davor gewarnt, den Fall Polanski voreilig zu kommentieren. Mehrere Politiker der Nationalkonservativen, die am Sonntag die Parlamentswahl gewonnen hatten, hatten sich gegen eine “Schonung” Polanskis wegen seines Prominentenstatus ausgesprochen.

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