Rupert Gietl

02.08.2015

Obervinschgau: Verkehrsknotenpunkt der Zukunft?

In den vergangenen Tagen häuften sich Schlag auf Schlag die Vorschläge für verschiedene verkehrstechnische Zukunftsprojekte im Obervinschgau. Jeder blickt in eine andere Richtung…

Vor Rupert Gietl.

Am besten inszeniert war wohl der Auftritt des Süd-Tiroler Landeshauptmannes Kompatscher am vergangenen Donnerstag, dem 27. Juli, der zusammen mit dem Präsidenten der Region Lombardei, Robert Maroni, auf der Passhöhe ein Einvernehmensprotokoll zur Aufwertung des Gebiets am Stilfser Joch unterzeichnete.

Stilfserjoch-Tunnel

Die Rede war dabei von der technischen Prüfung einer Zugverbindung zwischen Süd-Tirol und der südwestlichen Nachbarregion, sowie der Aufnahme der Stilferjoch-Straße in das technische UNESCO-Weltkulturerbe.

Alles solle in Rücksicht auf die Natur und die Bevölkerung vor Ort durchgeführt werden.

Umgehend reagierte der Landtagsabgeordnete der STF, Sven Knoll, der in einer Aussendung die witschaftliche Rentabilität des Projektes in Frage stellte und sich statt dessen für eine Zug-Verbindung über den Reschen nach Landeck aussprach. (Wir berichteten)

Reschenbahn

Neben den Kosten kritisierte er vor Allem die Tatsache, dass auf lombardischer Seite noch 40 Kilometer Schienen zwischen Tirano und Bormio/Worms im Veltlin zu bauen seien. Von dort sind es noch einmal rund 20 Kilometer bis zum Stilfser Joch.

Zum Vergleich: Von der Passhöhe läge der Anschluss an die Vinschgerbahn bei Spondinig rund 27 Kilometer entfernt. Die Strecke von Mals nach Landeck beträgt rund 70 Kilometer.

Die Idee einer Bahnlinie über den Reschen geht bereits auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück.

Tunnel-Demokratie

Schließlich meldete sich noch Wolfgang Niederhofer vom Blog Brennerbasisdemokratie zu Wort, der ebenfalls das Einvernehmensprotokoll der Landesregierung kritisierte. Es stelle eine Verletzung der Rechte des Landtages dar, der zuerst über Projekte solcher Tragweite befinden müsse, bevor mit Nachbarregionen irgendwelche schriftlichen Abkommen unterzeichnet werden.

Daneben sei das Projekt Teil einer Neuausrichtung des Alpenbogens in Hinblick auf die Makroregion EUSALP.

Dieser liege aber eine fundamentale Schieflage zwischen den Bedürfnissen der Metropolregionen am Alpenrand und der eigentlichen Bergbewohner zu Grunde.

Graubünden-Bahn

Aus verkehrstechnischer Hinsicht ruft Niederhofer den Bau der Bahnstrecke zwischen Mendrisio (Tessin – CH) und Varese (Lombardei – I) in Erinnerung, der 2014 auf Schweizer Seite vorbildlich abgeschlossen wurde, während auf dem Südteil wohl noch einige Jahre bis Bauende vergehen werden.

Der Autor von Brennerbasisdemokratie spricht sich dagegen für eine direkte Verbindung zwischen Mals und Scuol-Tarasp in Graubünden aus. Dort würden nicht nur die drei gleichen Landessprachen gesprochen, wie in Süd-Tirol, man könne damit von Mals in drei Stunden Zürich erreichen.

Verlässliche Partner

Der Vinschgau und die gesamte Westhälfte Süd-Tirols könnten aus einer Fortsetzung der Bahn in die Nachbarländer enorm profitieren. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit sei der Landesregierung aber geraten, eine Zusammenarbeit mit unseren Tiroler Landsleuten oder mit den Eidgenossen zu suchen.

Lassen wir die Lombarden und die italienischen Staatsbahnen erst einmal ihre derzeitigen Projekte abschließen, bevor über neue Verpflichtungen geredet wird.


 

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