von gru 23.06.2015 20:50 Uhr

Die italienische Industrie geht… nach Österreich!

Francesco Biasion ist ein italienischer Paradeunternehmer, dem es reicht. Er packt seine Koffer und baut sich in Österreich ein neues Standbein auf. Was treibt ihn an?
Die italienische Industrie geht nach Österreich. Bild: UT24

Francesco Biasion ist kein Mann der leisen Worte. Der 76 Jahre alte Unternehmer aus Mussolente, in der venetischen Provinz Vicenza, hat im Laufe seines Lebens die familieneigene Schmiede zu einem internationalen Konzern im Stahlsektor ausgebaut.

Er beschäftigt 1000 Mitarbeiter und erwirtschaftet über 200 Millionen Euro im Jahr. Er ist bereits nach der Grundschule in den Betrieb seines Vaters eingestiegen und investiert seit 60 Jahren in die Weiterentwicklung seiner Firma.

Eine italienische Erfolgsgeschichte der Nachkriegszeit

Doch Francesco Biasion ist wütend. Wütend auf die Bürokraten, wütend auf die Politiker, wütend auf die Gewerkschaften, wütend auf Italien. Er ist auf dem Sprung, das Land mit samt seiner Firma zu verlassen.

Es ist Paradox: Gerade weil weltweit viele Betriebe in ihrem Sektor ihre Tore schließen, sind die Auftragsbücher der Bifrangi so voll wie noch nie. Man fertigt Stahlkomponenten für die Bereiche Pkw, Traktoren und Industrieanlagen u.a. für so bekannte Marken wie BMW, Deutz, John Deere und Caterpillar.

Der Stahlhammer

Francesco Biasion wollte an seinem Heimatstandort Mussolente den größten Stahlhammer der Welt installieren. Das war 2006. Als dieser bereits in Deutschland gefertigt und das halbe Werksgebäude fertiggstellt ist, beginnt ein wahrer Spießrutenlauf an nachträglichen Auflagen, Einschränkungen und Forderungen von verschiedensten öffentlichen Institutionen, der darin gipfelt, dass man als Gegenleistung für alle Genehmigungen den gratis Neubau des Rathauses der Gemeinde Mussolente von Biasion verlangt.

Bereits auf dem Schiff verladen, leitet er den Hammer in ein anderes seiner Werke um. Er steht heute in Texas.

Felix Austria

Als die Bifrangi 2010 nach einem neuen Werksstandort im Ausland sucht, meldete sich die Entwicklungsagentur Kärnten bei Franceso Biasion und bot ihm ein Grundstück in Althofen an. Er ist überrascht vom Entgegenkommen und der Professionalität der Österreicher. Es folgt der Handschlag.

Er kauft erschlossenes Gewerbeland für 15€/m2. In seinem Heimatort hatte man zuletzt 300 gefordert. Es folgt das, was schon viele italienische Firmen in die Alpenrepublik lockte: Kapitalbeiträge des Bundes, günstige Darlehen, Steuererleichterungen, schnelle Bürokratie.

Schafe

Biasion hat in Kärnten bereits 50 Arbeitsplätze geschaffen, 200 sollen es werden.

Der Bürgermeister von Althofen habe ihm zudem noch 4 Schafe und einige seltene Apfelbäume geschenkt, überhaupt werde er immer mit höchsten Ehren empfangen.

Nun überlegt Francesco Biasion, seinen Heimatstandort in Italien überhaupt aufzugeben. Es soll keine Schließung werden, man denke daran, lediglich keine Pensionierungen mehr nachzubesetzen.

Auch Renzi sei nur ein Gaukler, der den Starken helfe und die Schwachen belaste.

Für Italien gebe es keine Hoffnung mehr, so der Unternehmer, man könne nur noch gehen…


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Der vorliegende Artikel basiert auf folgenden Quellen:

Interview mit Francesco Biasion durch die Zeitung il Giornale und die Online-Nachrichtenplattform Linkiesta.it, sowie Medienberichte des ORF.

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