Rupert Gietl

15.03.2015

Selbst Denken! Eine Anleitung zum Widerstand

Selbst Denken! Das Buch von Harald Welzer geht furchtlos an die großen Fragen unserer Zeit heran. Wie wird aus der Zukunft wieder ein Versprechen und keine Bedrohung?

Harald Welzer. Selbst Denken. Bild: S. Fischer

Von Rupert Gietl.

Wir haben ein Problem. Was denken die meisten von uns, wenn sie sich die Zukunft vorstellen? Im besten Fall ganz einfach mehr zu haben, als gestern oder heute. Doch immer öfter mischt sich auch Angst und Zweifel unter diesen Wunsch.

Wir wissen: Die Zukunft ist keine Verlängerung der Vergangenheit und ihrer Glücksversprechen mehr.

In der Sackgasse

Harald Welzer stößt in dieses Horn. Der deutsche Soziologe und Professor für Transformationsdesign in Flensburg und St. Gallen ist genau der richtige Mann für diese Herausforderung.

Worin besteht laut Welzer das Problem?

Unser Denken und unsere Politik ist in den Zukunftswünschen der Zeit nach dem 2. Weltkrieg stecken geblieben, als man zu lernen begann, dass die Zukunft aus immer größeren Möglichkeiten bestehe. Mehr Ideen, mehr Produktion, mehr Konsum. Alles war machbar, alles kaufbar und das am besten sofort.

Alles hat Grenzen

Welzer macht dieses Generationenversprechen an sich selber aus, wenn er zugibt, seit seiner Kindheit fasziniert von Motoren und schnellen Autos zu sein, auch wenn er heute weiß, wohin uns dieser Wahn geführt hat.

Dabei geben wir und unsere Führung uns einem globalen Irrtum hin. Ein Denkfehler, der uns in unserem Privat- oder Berufsleben kaum jemals unterlaufen würde: Welche Familie, welche Firma würde wirtschaften, als ob ihr unendliche Ressourcen zur Verfügung stehen?

Das erste Drittel des Buches ist unangenehm.

Besonders für all jenen unter uns, die mit einem gutem ökologischen Gewissen unterwegs sind: AAA-Kühlschrank, Photovoltaik, „grüne Produkte“, die Energiewende. Alles Schlagworte, die nur ein Ziel haben:

Den Verbrauch am Laufen zu halten.

Immer weiter wie gehabt

Wir haben noch ein Problem: Wie reagieren die meisten Gesellschaften darauf, wenn ihr erfolgreiches Wirtschafts- und Sozialmodell in eine Krise schlittert? Durch Umdenken? Leider nein.

Die Regel ist viel eher ein Intensivieren der „schon immer“ erfolgreichen Strategie. In dieser Phase steht das kapitalistische und expansionistische Gesellschaftsmodell in der Gegenwart.

Hier liegt auch das epochale Versagen unserer Politik. Das Bewußtsein, dass alles auch anders sein könnte, ist dem Diktat der Zwänge gewichen: Nicht umsonst wurde „alternativlos“ zum Unwort des Jahres 2010 gewählt.

Angela Merkel verwendet es gerne.

Auch in unserem Land hört man es immer, wenn es um neue Modelle für die Zukunft geht.

Kleine Schritte in eine andere Zukunft

Harald Welzer kann kein Patentrezept aus der Sackgasse liefern. Nur kleine Ansätze.

Selber denken ist der erste Schritt. Kleine Gemeinschaften bilden und auf lokaler Ebene Veränderungen herbeiführen. In Nischen mit der Veränderung beginnen.

Erfolg ist dabei nicht garantiert, aber Fehler machen erlaubt.

Harald Welzer im Interview zu seinem Buch.

 

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