Rupert Gietl

25.02.2015

Grenzen der Geschichte

Grenzen helfen uns, unser Leben zu strukturieren. Heute ist der Begriff jedoch meist negativ belastet. Ein Video zeigt, wie oft sich die Grenzen in Europa in den letzten 1000 Jahren verändert haben.

Europas Grenzen im Zeitraffer. Bild: Youtube

Grenzen gehören untrennbar zur Geschichte der Menscheit. Im Laufe der Zeit haben sie sich von vage bestimmten Grenzräumen zu Millimeter genau vermessenen Trennlinien zwischen oft völlig unterschiedlichen Realitäten entwickelt.

Ein interessantes Video zeigt im Zeitraffer von wenigen Minuten die Grenzverschiebungen in Europa im Laufe der letzten 1000 Jahre.

Grenzen im Fluss

Nach dem Ende des Kommunismus erklärte der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama im Jahr 1992 das Ende der Geschichte für erreicht. Der Weg für die liberale Demokratie sei nun frei, eine lange Entwicklung sei an ihrem Ende angekommen.

Wer die oben gezeigte Videoanimation betrachtet und sich an die weltpolitischen Veränderungen der Jahre seit 1992 erinnert, versteht schnell, dass sich Fukuyama wohl geirrt haben muss.

Grenzverschiebungen gehen weiter

Ähnlich zwiespältig verläuft die Entwicklung zwischen der gefühlten und der tatsächlichen Bedeutung von Grenzen im Zusammenhang mit der europäischen Integration.

Während in einigen Bereichen im Inneren Europas tatsächlich am Abbau von zwischenstaatlichen Hindernissen gearbeitet wird, zieht die Europäische Gemeinschaft an ihrer Außengrenze einen Wall in die Höhe, an dem sich täglich unzählige menschliche Tragödien abspielen.

Auch wer innerhalb Europas einmal über die blose Reisefreiheit hinausgehen will, merkt schnell, dass die nicht-existierenden Grenzen noch harte Realität in unzähligen Bereichen unseres Lebens sind.

Der Abbau der Grenzen ist indes ein beliebtes Thema der Sonntagsreden.

Grenzenloses Wachstum?

Auch im Neoliberalismus ist der Begriff Grenzen negativ konnotiert. Jede Beschränkung der expansionistischen Wirtschaft wird als Eingriff in die persönliche Freiheit und Grundrechte der Akteure empfunden.

Der Begriff vom grenzenlosen Wachstum beginnt sich jedoch bereits zum Schimpfwort zu verwandeln.
Freilich werden gesetzliche Beschränkungen dieses Wirtschaftssystems nicht zum Ziel führen: Gesetze wirken mehr oder weniger lokal.

Der globale Neoliberalismus agiert dagegen global und findet immer Ausweichmöglichkeiten.
Um das Ãœberleben der Menschheit nachhaltig zu sichern, brauchen wir wieder moralische Grenzen.

Wiedergeburt der Heimat

Wo könnten solche moralische Grenzen wieder Entwicklungsräume finden?
In den historisch gewachsenen Gemeinschaften und Territorien.

Hier bietet sich den Menschen wieder ein Identifikationspunkt, etwas, was es sich zu bewahren lohnt.

Der Begriff der Heimat feiert seine Rückkehr und ist aktueller denn je.

 

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