“Wiener Zeitung”-Chefredakteur überraschend abberufen
Göweils Abberufung ist kein erstes Vorzeichen auf eine mögliche schwarzblaue Regierung, wie die im Staatsbesitz stehende “Wiener Zeitung” auf Twitter entsprechenden Spekulationen entgegentrat: “Die Entlassung erfolgte aus zwingenden arbeitsrechtlichen Gründen. Es gab dafür keinen politischen Anlass.” Es sei keine alleinige Entscheidung der Geschäftsführung gewesen, so Riedler.
Zuvor hatte es geheißen, die Wiener Zeitung GmbH habe sich gezwungen gesehen, Göweil “wegen eines anlassbedingten Vertrauensverlustes mit sofortiger Wirkung” von der Funktion als Chefredakteur abzuberufen und das Dienstverhältnis mit ihm zu beenden. Bis auf Weiteres übernehmen die stellvertretenden Chefredakteure die Leitung der Redaktion, hieß es in der Aussendung.
Göweil selbst sah dies auf Twitter anders. In Antwort auf die Feststellung der “Wiener Zeitung” schrieb Göweil: “Das bestreite ich ganz entschieden. Jeder möge sich einen Reim darauf machen.” Auf Facebook sprach Göweil von einem “bloßen Vorwand” für die Abberufung. “Es wurde kein dienstlicher Vorwurf gemacht. Im kommenden Prozess wird diese Begründung wohl nachgeliefert werden müssen.”
Für die APA war Göweil zunächst nicht erreichbar. Göweil war 2009 als Nachfolger von Andreas Unterberger Chefredakteur der “Wiener Zeitung” geworden. Mit Jänner 2014 wurde sein Vertrag um fünf Jahre verlängert. Herausgeberin ist die Republik Österreich, in deren Alleineigentum die Gesellschaft steht; verwaltet werden die Anteile vom Bundeskanzleramt.
Die “Wiener Zeitung” wurde laut Eigenangaben im Jahre 1703 unter dem Namen “Wienerisches Diarium” gegründet und 1780 in “Wiener Zeitung” umbenannt. Die Wiener Tageszeitung gilt als die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt.