von ts 16.12.2016 00:53 Uhr

Brisantes Buch zu Südtiroler “Bombenjahren”

Der Historiker Hubert Speckner stellte am 14. Dezember sein neuen Buch vor. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion mit den Altmandataren Wendelin Weingartner, Bruno Hosp, Franz Pahl, sowie der ehemaligen Landtagsabgeordneten Eva Klotz, dem Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Elmar Thaler und dem Obmann des Heimatbundes, Roland Lang wurden die “Bombenjahre” eingehend beleuchtet.

Bild: Wolfgang Stecher

“Von der Feuernacht zur Porzescharte” lautet der Titel des neuen Buches des Historikers Dr. Hubert Speckner und untersucht die sicherheitsdienstlichen Akten Österreichs zum Südtirolproblem in der 60er Jahren.

Es ist das Produkt langjähriger Archivstudien, vor allem in den Beständen des Österreichischen Staatsarchivs, aber in Beständen wie jenem des Entschärfungsdienstes des österreichischen Innenministeriums oder in “streng
geheimen” Beständen des Verteidigungsministeriums. Als Oberst des Bundesheeres und Mitglied der Landesverteidigungsakademie erhielt Speckner weitgehende Akteneinsicht in Bestände der Staatspolizei, der Justiz und des Militärs.

Italienisch-österreichische Spannungen
Zwischen 1961 und 1967 geriet Österreich durch Italien unter wachsenden außenpolitischen Druck.
Nach dem “Vorfall auf der Porzescharte”, der vier italienische Todesopfer forderte, führte dies zum Veto Italiens gegen die österreichischen EWG-Beitrittsverhandlungen und einer verstärkten Grenzüberwachung durch das österreichische Bundesheer. Die Recherchen des Militärhistorikers zeigen, dass die offizielle Darstellung, an der Italien immer noch festhält, sich in dieser Form niemals abgespielt haben kann.

Fragwürdige Vorfälle
Auf fast 800 Seiten zeigt Dr. Speckner dabei mehrere Vorfälle der 60er Jahre auf, bei denen die italienische Darstellung durch Sachbeweise stark in Frage gestellt wird, so zum Beispiel eine vermeintliche Schießerei zwischen italienischen Sicherheitsorganen und “Südtiroler Terroristen” am Reschenpass im September 1965. Trotz eines angeblich stundenlangen Feuergefechts und Einsatzes von Handgranaten, wiesen die Gebäude keinerlei Beschädigungen oder Einschusslöcher auf. Eine damalige Ermittlung der Österreichischen Staatspolizei ergab, dass die vermeintliche Schießerei vielmehr einer Kneipenstreiterei zwischen Alpini und Carabinieri entsprang und lediglich mit Ãœbungsmunition und Knallkörpern ausgetragen wurde.

Der vermeintliche Anschlag am Pfitscherjoch
Ebenso wirft die Explosion der Schutzhütte am Pfitscherjoch am 23. Mai 1966, wodurch der Finanzsoldat Bruno Bolognesi getötet wurde, viele Fragen auf. Anhand der Fotos und Tatortskizze der beschädigten Schutzhütte zeigt Speckner auf, dass die offizielle italienische Version nicht der wahren Sachlage entsprechen kann. Alle Hinweise deuten auf die Explosion einer Gasflasche im Inneren der Hütte.

Viele vermeintliche Wahrheiten über die Bombenjahre in Südtirol werden historisch neu eingeordnet werden müssen.

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