von apa 15.12.2015 16:40 Uhr

Alpenverein gegen generelles Pistenverbot für Tourengeher

Der Alpenverein lehnt ein generelles Pistenverbot für Skitourengeher ab. Im Skigebiet von Flachau in Salzburg ist jetzt das Skitourengehen auf den Pisten auch während der Betriebszeiten verboten. Die Bergbahnen argumentieren mit einer erhöhten Gefahr von Kollisionen mit Skifahrern, wenn Hunderte Tourengeher aufsteigen. Für den Alpenverein sind die Verbotstafeln aber beschämend.
APA

Es sei traurig, wenn man zu solch drastischen Maßnahmen wie in Flachau (Pongau) greife und eine derart große Fläche in der Natur für Ausdauersportler nicht mehr benutzbar sei, erklärte Michael Larcher, Bergführer und Leiter der Bergsportabteilung im Österreichischen Alpenverein, am Dienstag im APA-Gespräch. Die Bestrebungen in einigen Regionen, wonach Pistengeher zu den normalen Betriebszeiten aus den Skigebieten ausgesperrt werden sollen, seien auch rechtlich umstritten. „Die Meinung der Rechtsexperten ist hier nicht eindeutig. Das ist noch nicht ausjudiziert worden.“

Larcher verwies in dem Zusammenhang auf die Regel Nummer sieben der zehn Verhaltensregeln des Internationalen Skiverbandes (FIS). Demnach muss ein Skifahrer oder Snowboarder, der aufsteigt oder zu Fuß absteigt, den Rand der Abfahrt benutzen. Der Schlüssel für ein konfliktfreies Miteinander von Tourengehern, Skifahrern und Skigebietsbetreibern sei die Beachtung der zehn Verhaltensregeln für Pistengeher, die der Alpenverein mit dem Kuratorium für Alpine Sicherheit erarbeitet habe, sagte Larcher. Tourengeher sollten nur am Pistenrand und hintereinander aufsteigen und auch zeitliche Pistensperren akzeptieren.

„Der Alpenverein ist überzeugt, dass ein friedliches Nebeneinander möglich ist. Viele Pistentourengeher sind auch Pistenskifahrer“, gab Larcher zu bedenken. Es komme schon häufig vor, dass zumindest ein Familienmitglied mit Skier aufsteigt, während die anderen reine Pistenskifahrer sind und daher auch eine Liftkarte bezahlt haben. Falls der Skitourengeher die „Salzburg Super Ski Card“ besitzt, die in zahlreichen Skiregionen während einer Saison gilt, habe die einzelne Seilbahngesellschaft aber nur dann finanziell etwas davon, wenn die Karte einmal registriert wird, d.h. wenn der Tourengeher zumindest einmal mit dem Lift fährt.

Dass derzeit auffallend viele Skitourengeher vor allem in der Nähe der Ballungszentren die großteils technisch beschneiten Pisten benutzen, ist auf das niederschlagsarme Wetter zurückzuführen. „Die Schneemengen im freien Gelände halten sich weiterhin in Grenzen, und so locken die präparierten Pisten als schneesichere Alternative vermehrt auch Skitourengeher an“, sagte Larcher. Außerdem sei der Zeitaufwand für die Pistentouren überschaubar, die Lawinengefahr sei dort so gut wie kein Thema. „Und auch für die Einkehr danach ist die nötige Infrastruktur gegeben.“ Die Hüttenwirte würden von dem Skitourenboom profitieren.

Der Alpenverein beteilige sich gerne an der Erarbeitung und Umsetzung lokaler Lösungsmodelle, sagte Larcher in Richtung Flachau. Dort hieß es, wer gegen das Skitouren-Verbot verstößt, werde wegen Besitzstörung geklagt. Die Bergbahnen haben gegenüber Medien erklärt, dass am vergangenen Wochenende 1.000 Tourengeher auf den Pisten unterwegs gewesen seien. Einige seien kreuz und quer aufgestiegen, dadurch sei es beinah zu Zusammenstößen mit Skifahrern gekommen. Das Verbot wurde auch damit begründet, dass bei einem Unfall der Pistenbetreiber eine Haftung übernehmen müsse.

Das Argument der Gefährlichkeit, wenn Tourengeher und Skifahrer gleichzeitig die Piste benützen, empfindet Larcher allerdings als Ausrede. Laut einer Studie der Universität Innsbruck über die Unfallsituation sei das Risiko einer Kollision von Skifahrern und aufsteigenden Tourengehern verschwindend gering. „Die Unfallstatistik zeigt eindeutig, dass es keinen Grund zur Panikmache gibt.“

Der Bergsport-Leiter wies auch daraufhin, dass die öffentliche Hand bei vielen Ersterschließungen die Pisteninfrastruktur subventioniere. „Fortschrittliche Liftbetreiber haben bereits zu einem Miteinander gefunden.“ Als Modellregion für ein konfliktfreies Nebeneinander auf Skipisten gelte etwa der Großraum Innsbruck. „Mehrere Skigebiete stellen ihre Pisten an ausgewählten Wochentagen für Abendtouren zur Verfügung.“ Es sei auch nichts dagegen einzuwenden, wenn für die Benützung von ausgewiesenen Parkplätzen eine Gebühr eingehoben werde, sagte Larcher.

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