von gru 09.10.2015 20:39 Uhr

KH Innichen – Lichter aus? Nicht mit uns!

Unter diesem Thema steht eine geplante Mahnwache am Krankenhaus Innichen. Heute wird die Bevölkerung von der Initiativgruppe Pro Krankenhaus über die derzeitige Lage informiert.

Betrachtet man das Publikum, welches sich heute Abend im kleinen Saal des Resch-Hauses in Innichen eingefunden hat, so scheint die Sorge um die Zukunft des Krankenhauses Innichen vor allem eine weibliche zu sein. Geschätzte 90% der rund 80 Zuhörer sind Frauen.

Mahnwache

Die Initiativgruppen „Pro Krankenhaus“ Schlanders, Sterzing und Innichen planen für den 28. Oktober zeitgleich Mahnwachen vor den drei Kleinkrankenhäusern abzuhalten.

Einleitend begrüßt die Bürgermeisterin von Innichen, Rosmarie Burgmann, alle anwesenden und kommt gleich zur Sache:

Kompatscher hat keine Zeit…

Es sei den Bürgermeistern des Hochpustertales seit Ende August nicht gelungen, einen Termin beim Landeshauptmann zu bekommen.

Erst bei einem Treffen der Pustertaler Bürgermeister sei es zu einem Treffen gekommen. Bei dieser Gelegenheit habe der Präsident der Bezirksgemeinschaft und BM von Bruneck, Roland Griessmair, klare Worte zu den Missständen gefunden.

Abwärtsspirale

Es seien laufend Versprechen gemacht und nachher wieder gebrochen worden. Selbst die lokale SVP sei von den Boznern im Regen stehen gelassen worden, man stehe immer noch am gleichen Punkt, wie vor 5 Jahren:

Die Gemeindeverwaltung habe nicht einmal die Garantie für eine Weiterführung der Ersten Hilfe 24 Stunden und 7 Tage in der Woche.

Die Abwärtsspirale hat begonnen. Wir gehen dahin, eine Zweiklassenmedizin zu bekommen.

so BM Burgmann.

Nachdem die Geburtenstation in Innichen geschlossen worden sei, würden nun plötzlich Fallzahlen als Bewertung für die Rentabilität des Krankenhauses herangezogen.

Zudem fehlen, durch den Mangel an Ärzten und Primaren, jene Identifikationsfiguren, welche für das Vertrauen und die Akzeptanz der Bevölkerung notwendig sind.

Die Abwärtsspirale habe auch Bruneck schon erfasst.

Konzepte

Obwohl die Initiativgruppe schon mehrmals eigene Konzepte zur Zukunft des Krankenhauses vorgelegt habe und diese ins Leere gegangen sind, versuche man dennoch, sich weiter positiv einzubringen.

Auch Klaus Rainer, Mitglied der Initiativgruppe Pro Krankenhaus Innichen, schlägt in dieselbe Kerbe.

Das Doppelprimariat in der Gynäkologie habe – wie vorhergesehen – nie richtig funktioniert. In der Pädiatrie sei die Situation schwierig, man suche händeringend Kinderärzte, finde aber keine. Der Mangel werde durch provisorische, italienische Ärzte abgedeckt.

Es sieht so aus, als ob auf einer einen Seite die Landesregierung und die Landesrätin stehe, auf der anderen Seite steht der Rest von uns.

So Klaus Rainer.

Am 17. Oktober wird es ein Treffen der Bürgermeister des Hochpustertals, des Wipptales und des Vinschgau in der Cusanus-Akademie in Brixen geben. Am 28. Oktober wird vor den drei Krankenhäusern eine schweigende Mahnwache abgehalten, dazu brauche es aber eine große Beteiligung der Bevölkerung.

Tagesklinik

Am Horizont steht immer noch die Idee, Innichen in eine Tagesklinik mit einer Abteilung für Langzeitkranke zu verwandeln.

Dasselbe gelte auch für Sterzing und Schlanders. Nur durch einen Zufall sei die Sache von den Innichnern aufgedeckt worden.

Es sei kurzzeitig ein Dokument online gewesen, welches diese Pläne beinhaltete, nach einer halben Stunde seinen die kritischen Passagen verschwunden gewesen. Zufällig habe es eine Aktivistin abgespeichert.


Diskussion

In der anschließenden Diskussion stellt Guido Bocher, BM von Toblach, fest, dass es vor allem darum gehe, das Krankenhaus Innichen für junge Ärzte interessant zu machen.

Anton Tschurtschenthaler, ehemaliger SVP Bürgermeiterkandidat in Toblach, warf ein, dass das Hochpustertal nicht mehr das politische Gewicht habe, um die Umwandlung in eine Tagesklinik zu verhindern.

BM Burgmann räumte darauf ein, dass ihr politisch die Hände gebunden seien, da sie nicht zur SVP gehöre.

Nicht zur SVP…

Sie werde zu Besprechungen zwischen der Landesrätin Stocker und der Innichner SVP nicht eingeladen. Die Landesregierung sei aber nicht nur für SVP-Bürger, sondern für alle Bürger zuständig.

Wenn es ums Krankenhaus geht, kann doch das Parteikartl keine Rolle spielen.

so BM Burgmann.

Klaus Rainer ergänzte, er vermisse in der ganzen Sache die Unterstützung der Wirtschaft. Sie solle für das Kankenhaus ebenso aufmarschieren, wie vor zwei Jahren für die Skiverbindung Helm-Rotwand.

Aus dem Publikum äußerten sich mehrere Stimmen kritisch zur schweigenden Mahnwache und meinten, es sei an der Zeit, laut zu werden. Außerdem sei der Termin an einem Mittwoch falsch gewählt

Stocker-Rücktritt

Ein Protestmarsch an einem Wochenende und zu einer früheren Uhrzeit sei sinnvoller. In Bozen müsse die Nachricht ankommen, dass man zornig sei. Eine Rücktrittsforderung an LR Stocker sei schon lange fällig.

Es meldete sich auch die Verwaltungsleiterin des Krankenhauses Lienz zu Wort. Es tue ihr noch heute Leid, dass der Versuch, das Gesundheitswesen zwischen Brixen und Lienz auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, wegen bürokratischer Hürden gescheitert sei. Es gäbe sogar in Ost-Tirol Pläne, das Krankenhaus Lienz zu einer Tagesklinik zu verwandeln.

Auch Klaus Rainer kritisiert, dass eine Zusammenarbeit in Zeiten der EU nicht möglich sei. Die Euregio bedeute nicht nur ein Fest in Kufstein, bei dem man gemeinsam ein Bier trinke.

Rosmarie Burgmann bestätigte, dass man wieder ein Interreg-Projekt zur medizinischen Zusammenarbeit auf den Weg bringen wolle. Es seien aber nur Vertreter des Gesundheitsbezirkes Bruneck bei der ersten Besprechung anwesend gewesen. Ost-Tiroler Sanitätsbeamte waren nicht eingeladen, außerdem fürchte man um die eigenen Fallzahlen.

Die Stimmung sei in dieser Sache eher nicht optimistisch gewesen.

Der Abend endete mit der Aufforderung, zahlreich an der Mahnwache am 28. Oktober teilzunehmen.


 

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