von st 24.03.2015 07:19 Uhr

Finnland schafft alle Schulfächer ab

Finnland ist in Sachen Bildung Spitzenreiter. Regelmäßig schafft es das skandinavische Land bei der PISA-Studie auf die vorderen Plätze. Jetzt plant es die nächste Bildungsrevolution: Alle Schulfächer sollen bis 2020 in allen Schulen abgeschafft werden.
Foto: © Hannelore Louis / pixelio.de

In Südtirol wurden erst vor Kurzem die Ergebnisse, die dem Landesbeirat der Eltern für die deutschsprachige Schule als zukünftige Richtschnur dienen sollen. Dabei bleiben Fragen offen.

In Finland geht man dagegen ganz andere, für Kritiker ebenso fragwürdige Wege: Anstatt einzelne Schulfächer sollen dann Themengebiete, sogenannten „Phänomene“, unterrichtet werden. Dies berichtet der britische Independent. Bei diesem System wird etwa nicht mehr Geschichte, Biologie oder Mathematik unterrichtet, sondern das Thema Europäische Union.

„Phänomene“ statt Schulfächer

Die Schüler sollen hierbei etwa die Geschichten der Mitgliedsstaaten lernen, deren Sprachen üben und sich mit der Politik auseinandersetzen. Die Lehrer sollen fortan in Gruppen und nicht mehr frontal unterrichten.

Laut Independent zeige Großbritannien großes Interesse an dem neuen finnischen Unterrichtssystem.

Schüler als Humankapital

Doch die „Phänomene“ ernten nicht nur Applaus. Für Kritiker würde das neue finnische System lediglich Jugendliche hervorbringen, die den Anforderungen des Arbeitsmarktes angepasst sind.

Ferdinand Knauß, Redakteur der Wirtschaftswoche, schreibt etwa: „Auf den Gedanken, dass das Leben sich nicht in der Optimierung von Steuern, Miete und Versicherungen erschöpft, werden finnische Schüler bei der Betrachtung all der nützlichen Phänomene im Unterricht möglicherweise gar nicht mehr oft kommen. Diesen Effekt des über den Alltag Erhabenen haben schließlich nutzlose Lehrinhalte wie Gedichte allzu oft.

Finnland ist die Speerspitze eines globalen OECD-Unbildungsholzweges, der Schüler zum Humankapital herabwürdigt und ihnen die Chance auf Bildungserlebnisse nimmt. Arme kleine Finnen!“, kritisiert Knauß.

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