von st 12.12.2014 04:14 Uhr

„Günther Ambach wurde aufs Glatteis geführt“

Es war in allen Zeitungen des Landes sowie in der deutschsprachigen Presse ausgiebigst zu lesen: Günther Ambach, der Kalterer Weinbauer, der bei der Doku-Soap „Bauer sucht Frau“ des deutschen Privatsenders RTL teilnahm, sei der Fiesling dieser Staffel gewesen.
Günther Ambach - Foto: RTL/Gregorowius

Ambachs Umgang mit der Kandidatin Claudia aus Köln, die eine Woche bei ihm in Kaltern verbrachte, wurde als „arrogant, unsensibel, grob“ beschrieben und kritisiert. Die Internetforen kochten über vor negativen Kommentaren, ein „Shitstorm“ fegte über den 41jährigen Kalterer Ambach hinweg.

Die Situation geriet schließlich so außer Kontrolle, dass RTL sich dazu entschloss, ein Filmteam nach Kaltern zu schicken, um eine positiven Bericht über Günther Ambach zu drehen, der ihn rehabilitieren sollte. Es sollten Freunde von Günther Ambach zu Wort kommen, er selbst erhielt noch einmal die Gelegenheit, einiges im Einzelinterview richtig zu stellen. Der Bericht wurde dann in den RTL-Sendungen „Punkt 12“ und „Explosiv“ am Dienstag, 09.12.2014 ausgestrahlt, zur besten Sendezeit (einmal um 12 Uhr und einmal um 18 Uhr).

UT24 sprach exklusiv mit Florian von Ach, der als Freund von Günther Ambach an diesem RTL-Bericht mitwirkte.

Was hat Sie dazu bewogen, sich als Interviewpartner für RTL zur Verfügung zu stellen?

Ach: Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, dass man einem Tiroler Landsmann in der Not beisteht. Über Günther brach ja ein Shitstorm herein, der hierzulande in dieser Intensität höchstens bei den Politikerrenten zu beobachten war. Dabei hat Günther weder was angestellt noch hat er sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichert.

Allerdings kam Günther Ambach in der Tat im Fernsehen ausgesprochen unsympathisch rüber.

Ach: Keine Frage, ich war am Anfang auch ziemlich geschockt, vor allem, weil ich Günther ganz anders kenne. Aber mir war nach einem Gespräch mit Günther klar, dass RTL da ein abgekartetes Spiel mit ihm getrieben hat: es brauchte offensichtlich einen negativen Charakter in der Staffel von „Bauer sucht Frau“, um die Quoten nach oben zu treiben, und das sollte er sein. Daher wurde sämtliches Filmmaterial, das RTL in der gesamten Woche gedreht hatte, darauf durchforstet, um Günther möglichst negativ dastehen zu lassen. Und der Schnitt besorgte dann den Rest und machte aus einem Topkandidaten einen arroganten, unsensiblen Macho.

Was, denken Sie, hat dieser Shitstorm für Konsequenzen?

Ach: Ich hoffe keine großen. Ich hoffe vor allem, dass die Leute bei uns in Tirol erfahren, dass hier ein Tiroler Landsmann ganz übel aufs Glatteis geführt wurde. Günther verdient unsere Solidarität, nicht unsere Häme und unseren Spott.

Und für Günther Ambach?

Ach: Für Günther selbst hat dies, so hoffe ich, keine Konsequenzen. Denn nächste Woche wird schon die nächste Sau durchs mediale Dorf getrieben, die Rolle des Günther Ambach als Finsterling bei „Bauer sucht Frau“ ist spätestens dann wieder völlig vergessen.

Welche Lehre sollte man aus dieser Episode ziehen?

Ach: Ich hoffe, dass dieses Beispiel den Leuten vor Augen führt, dass man sich besser nicht mit den Privatfernsehsendern einlässt. Für die Quote würden die wirklich alles machen. Und apropos Arroganz: so arrogant, wie die Interviewerin von RTL im Vorgespräch zum Interview rüberkam, kam Günther noch nicht mal in den schlechtesten Szenen von „Bauer sucht Frau“ rüber. Und diese Leute möchten den Stab über Günther brechen? Lachhaft. Das sind eiskalte Businessleute, deren Geschäftsmodell darin besteht, medienunerfahrene Menschen, hier eben Günther, an den medialen Pranger zu stellen.

Dr. Florian von Ach, 38, ist in Bozen geboren und aufgewachsen und lebt seit 5 Jahren mit seiner Familie in Kaltern. Er ist als Jurist in einer Südtiroler Bank tätig.

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