Rupert Gietl

26.12.2018

Matthias Gallas – Ein Welschtiroler General im Dreißigjährigen Krieg

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) gilt als eine der großen Katastrophen Mitteleuropas in der Neuzeit. Sein Beginn jährte sich heuer zum 400. Mal. Soldaten aus allen Ecken Europas traten gegeneinander an, wechselten die Seiten, verwüsteten ganz Landstriche. Unter den schillernden Figuren jener Zeit war auch der Welschtiroler Graf Matthias Gallas aus Fiavè in Judikarien.

Die Einnahme der Zollschanze und der Vorstädte von Magdeburg durch kaiserliche Truppen im April 1631. Quelle: Wikipedia PD

Mattia Galasso wurde am 17. Oktober 1588 in Trient geboren. Seine Familie gehörte zum niederen Lehnsadel Judikariens und hatte die Burg Campo bei Fiavè als Lehen des Fürstbischoft von Trient inne. Mattias Vater Pancrazio stand bereits im kaiserlichen Dienst und trug den Titel eines Generalfeldwachtmeisters in Tirol.

Ebenso wie sein Vater schlug Mattia die militärische Laufbahn ein und kämpfte als junger Mann auf der Seite Spaniens in Flandern und in Savoyen. 1618, als der Dreißigjährige Krieg ausbrach, war er Hauptmann und Kommandant der Festung Riva und damit in seiner unmittelbaren Heimat eingesetzt. Er meldete sich für den Dienst in der Katholischen Liga und stieg zum Oberst und Regimentskommandanten auf.

Der vorrangig als Konfessionskrieg geführte Konflikt zwischen der katholischen Partei des Kaisers in Wien und seiner Verbündeten auf der einen Seite und der Protestantischen Union mit acht Fürsten und 17 Städten auf der anderen Seite, ließ das gesamte gesellschaftliche Gefüge des Heiligen Römischen Reiches aus den Fugen geraten. Benachbarte Mächte wie die Niederlande, Frankreich, Spanien, Schweden oder der Papst in Rom mischten kräftig mit und sorgten dafür, dass sich die Kämpfe über drei Jahrzehnte hinziehen konnten.

Die militärischen Anführer dieser Zeit agierten meist als weitgehend selbstständige Kriegsunternehmer, die für die angeworbenen Söldner sorgen und sich deren Treue teuer erkauften mussten. Dabei spielte der eigene Vorteil meist die wichtigste Rolle.

Der Krieg dauerte schon zehn Jahre, als Matthias Gallas 1628 innerhalb der katholischen Partei seinen Dienstherren wechselte und sich dem Befehl des Kaisers unterstellte. Das brachte ihm eine Beförderung zum General-Wachtmeister und den Kontakt zum kaiserlichen Heerführer Wallenstein (1583-1634) ein.

Eine sehr unrühmlich Rolle spielte Gallas in den folgenden Jahren 1629 und 1630, als er zusammen mit seinem Freund Johann von Aldringen und Octavio Piccolomini eine kaiserliche Armee gegen Mantua führte und sich nach dessen Plünderung maßlos bereicherte. Auf dem Weg über die Alpen nach Süden heirateten Gallas und Aldringen in Arco die Schwestern Isabella und Livia aus dem Geschlecht der Grafen von Arco, die Gallas wohl auf seiner Jugend kannte.

In den folgenden Jahren stieg Gallas zum Reichsgrafen auf und wurde ein enger Vertrauter Wallensteins im Kampf gegen die protestantischen Schweden, die nach Süddeutschland eingefallen waren. Als Wallenstein aber immer mehr das kaiserliche Vertrauen verlor und in Mißkredit geriet, schlug sich Matthias Gallas auf die Seite des Hofes in Wien und war maßgeblich an Wallensteins Ermordung in Eger am 25. Februar 1634 beteiligt. Dafür wurde er mit den Herrschaften Friedland und Reichenberg in Böhmen, sowie mit 500.000 Gulden reich belohnt.

In den folgenden Jahren kämpfte Gallas mit seinen Truppen zunächst erfolgreich gegen die Schweden, dann gegen die Franzosen. Nach 1638 reihten sich jedoch mehrere Niederlagen gegen die neu erstarkten Schweden aneinander und schließlich musste Matthias Gallas den Oberbefehl der kaiserlichen Truppen kurz vor Ende des Krieges aus gesundheitlichen Gründen endgültig abgeben. Er starb am 25. April 1647 im Alter von 59 Jahren in Wien.

Gallas war zweimal verheiratet und hatte zahlreiche Kinder. Sein bekanntester Sohn war Franz Ferdinand von Gallas (1635-1697).

An Matthias Gallas erinnert noch heute der Palazzo Fugger Galasso in Trient.


Für weiterführende Lektüre: Herfried Münkler, Der Dreißigjährige Krieg. Europäische Katastrophe, Deutsches Trauma 1618-1648 (2017).

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