Ein Blog von

Georg Dekas

22.06.2018

Kräfte sammeln

In Europa gewinnen die Nationen an Boden. Und gegen Wendepolitik wachsen Heilkräuter. Nicht nur am Wegesrand, sogar in der Volkspartei.

Heilkraut Enzian am Wegesrand - Foto Pixabay

Schützenfähnrich Martin Federspieler bewegt. Für die einen ist er einer zu viel, für die anderen nur ein Feigenblatt. Doch der Kandidat in spe für die Landtagsliste im Edelweiß sieht sich nicht als Notnagel. Es gehe darum, „in der SVP eine Gruppe zu bilden, die im Heimatbereich Maßnahmen erarbeitet, wo die SVP eine offene Flanke hat“, sagt der Schützenfähnrich im schönsten südtiroler Politesisch der „Dolomiten“ (21.06.2018, S.13) – das sei dem Landeshauptmann „ehrlich“ ein Anliegen. Die Not gebiert Großes, sagt der Dichter.

Es ist dem aufrechten Heimatschützer nicht zu verdenken, dass er das Angebot der Sammelpartei annimmt. Ebenso klar ist, dass die emsigen Wahlarithmetiker der Volkspartei ihren Blumenstrauß „am Wegesrand“ (S. Magnago) pflücken, wie’s gerade geht und förderlich ist. Aus Idealismus? Nein, für das bestmögliche Wahlergebnis der Partei. Da kann man niemandem einen Strick draus drehen.

Neu ist hingegen, dass die Brennerstraße wieder in Richtung Volkstumspolitik schaut, wenn auch in allerletzter Sekunde vor dem Wahlgang im Herbst. „Wir müssen uns in einem fremdnationalen Staat mit dem Ziel behaupten, uns auf kurz oder lang zu lösen“, sagt Schütze Federspiel der „Dolomiten“. Ganz und gar einverstanden.

Doch dann kommt dieser Satz: Der Weg führe über Europa, in dem Nationalstaaten an Bedeutung verlieren. Na, da haben wir sie, die spezielle SVP-Würze auf unserer Leibspeise!

Leute, diese politische Idee ist schlicht und ergreifend von gestern. Die Nationalstaaten verlieren nicht an Bedeutung, sie gewinnen sie zurück, und zwar machtvoll. Der Traum vom einigenden Euro, der Traum vom globalisierten Dorf, der Traum von den „Vereinigten Staaten von Europa“ und nicht zuletzt der Traum von grenzenlosem Austausch, freiem Verkehr und überall einforderbaren Menschenrechten in barer Münze sind gerade dabei, der Albtraum Europas zu werden. Personifiziert von Angela Merkel, der tragischen Figur einer dramatischen Götterdämmerung.

In der EU sind die Utopisten am Werk, nicht dort, wo man die Selbstbestimmung als Ideal vertritt! Das Europa, wie es sich die Deutschen und Franzosen wünschen, wird es nie geben. Die Union in der heutigen, aufgeblasenen Euroform wahrscheinlich auch nicht mehr lange. Und was die Herrschaften in Brüssel und Paris und die Berliner Dame von der „Loslösung vom fremdnationalen Staat“ halten, das durften wir eindrucksvoll an Schottland und Katalonien erfahren. Mit einem Wort: Für das ganze und freie Tirol macht EU-Europa nicht einen einzigen Stich.

Was wir haben, das ist eine Schutzmacht und ein politisches Vaterland: Die Republik Österreich. Wir hätten gerne ein befreundetes Nachbarland: Die Republik Italien. Das gute alte Tirol wird wieder zusammenwachsen. Das kann es nur, wenn wir es mit diesen beiden Nationalstaaten ganz ernst nehmen. Wir haben uns einzurichten auf ein Europa der Nationen, nicht ein Europa der Regionen. Darum ist eine Wiederbelebung des patriotischen Flügels in der Sammelpartei der Südtiroler sinnvoll und lobenswert, selbst und gerade weil die den Zug der Zeit sträflich verschlafen hat.

P.S. Die Idee des Pflückens von Blumen am Wegesrand mag 1945 eine Tugend gewesen sein, ist aber im Jahr 2018  nur mehr die blumige Umschreibung von opportunistischer Wendepolitik. Auch gegen dieses Übel wachsen Heilkräuter. Nicht nur am Wegesrand, sogar in der Volkspartei.

 

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