Ein Blog von

Georg Dekas

16.02.2021

Griasti Femina, äh, Spezi!

Die Lehrbeamte Frau Hintner und die „Dolomiten“ (16.02.2021, S. 7 „Meine Meinung – Pfiati, generisches Maskulinum!“) freuen sich, dass der Duden (Zitat) „sich endlich der sprachlichen Realität anpasst“. Nanu, welches Versäumnis muss denn da ausgebügelt werden?

Mann & Mucki - Foto Pixabay/Calibra

Angeblich werden 12.000 Wörter in den heiligen Gral der deutschen Sprache neu aufgenommen. Wie ist das möglich, eine solche Masse an Wörtern übersehen zu haben? Ärztin, Tischlerin? Das sind gar keine neuen Wörter, die waren immer schon drin. Schon, aaaber nicht sichtbar genug, meine Herren!

Gewiss, der (!!) Duden hat eine viel zu strenge und männliche Ausdünstung. Grammatiker nennen sie „Generisches Maskulinum“. Frauin sieht dabei behaarte Muskeln vor sich, riecht Schweiß…, pfui Deibel. Genau dieser animalische Geruch, der Fortpflanzung durchaus dienlich, soll verschwinden. Wer will denn heute noch Reproduktion?

Das Gegenparfüm könnte ‚Gentle Gender Blossom‘ heißen. In der Sprache der Grammatik vielleicht sogar ‚spezifisches Femininum‘: Weiblichkeit in Wort und Schrift, immer und überall aufgetragen, dazu gehängt, vorausgesprüht, *Innen und Außen. Ausladende Wortkosmetik ist angesagt, stundenlanges Machen vor dem Spiegel, bis jeder Satz weiblich genug daherkommt. „Gendergerecht“ muss Sprache sein, sonst tut sie „uns Frauen Gewalt an“, sprach Päpstin Pusch. 

Hat denn ein Wortschatzbuch nicht die Aufgabe, den Sprachgebrauch in all seiner Höhe und Tiefe wachsam und nüchtern abzubilden – sich flüchtiger Moden enthaltend? Worauf Italiens Treccani jüngst in klaren Worten bestand. Das hohe Amt des deutschen Wortschatzkanzlers übt der Duden seit 140 Jahren vorbildlich aus. Auch wenn zu befürchten steht, dass es auch im Tausendjährigen Reich von 1933 bis 1945 einige Neuzugänge gegeben haben mag, die mehr dem Willen und Drängen des machthabenden Zeitgeistes entsprachen als der nackten „sprachlichen Realität“. Zum ‚Auto‘ gesellte sich damals der (Personen-) oder (Last-) ‚Kraftwagen‘. Der ‚Gesichtserker‘ für Nase war schon vordem ein Spott auf die Bemühungen, das Sprachdeutsch krampfhaft ummodeln zu wollen.

Lange wurde daraus die Lehre gezogen, beim Auflisten von Wörtern sich tunlichst politisch-weltanschaulicher Beweggründe zu enthalten, insbesondere wenn diese aufrührerisch die Gemüter bewegen, wenn sie noch gären und schäumen und längst nicht zur Reife gelangt sind. Wenn Sprachwächter dieses Gebot missachten, dann sind sie Partei und nicht mehr Instanz. Doch diese alte Lehre scheint wieder vergessen. Sonst würde ein Feminist wie Frau Heidi Hintner nicht so hell über die (von Frauen geführte) Duden-Redaktion frohlocken. 

Was meint Frau Hintner noch? Der grammatische Muskolino würde – Zitat: „in unseren Köpfen vorwiegend männliche Bilder“ erzeugen. Nun, das ist bei grammatikalisch nicht voll belasteten Frauen üblich und soll auch recht vergnüglich sein. Oder singen die Pop-Stars von Anastacia bis Zappa alles falsch? Ich vergesse, hier geht es nicht um Natur. Es geht um Politik. Denn Frau Hintner schließt: Haben Sie auf die Frage ,Wer wird der neue Bundespräsident?’ das Bild einer Bundespräsidentin im Kopf?’ Aber gewiss doch, Mylady: Angela Merkel! Gott bewahre.  

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Möchtest du die neuesten Meldungen auch auf Facebook erhalten?

Hier
klicken

Neueste Meldungen

Politik

EU verhängt erstmals Sanktionen gegen israelische Siedler

0 Kommentare · 19.04.2024
Welschtirol

Pescatori in riunione

0 Kommentare · 19.04.2024
Sport

Zidane soll neuer Bayern-Trainer werden

0 Kommentare · 19.04.2024
Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite