Ein Blog von

Georg Dekas

29.03.2019

Die den Brexit verhexen

Den Brexit verhexen scheint ein kontinentaler Sport zu sein. Es besteht kein, aber auch gar kein Grund zur Ãœberheblichkeit.

APA (UK PARLIAMENT)

Also ich verstehe nicht, warum sich lokale Kommentatoren in Südtirol (und im deutschen Raum) so sehr über den Brexit aufregen – ihn lächerlich machen (Heidegger, Dolomiten), ja, ihn zu kriminalisieren versuchen (ka/suedtirolnews.it im Gefolge von Spiegel Online).

Erstens ist der Brexit Sache der Briten, würde ich meinen. Zweitens: Läge den Brüsseler Spitzen wirklich etwas am „Remain“, dann hätten sie drei Jahre lang weniger arrogant und selbstgefällig verhandeln können. Drittens: Ein hundsgewöhnliches  Ehescheidungsverfahren, wo es um Rechte, Geld und Besitz von nur einem Paar geht, dauert (jedenfalls in Italien) länger als die politische Scheidung zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich. Viertens: Verhandeln und streiten bis zuletzt ist eine Tugend und keine Schande – schließlich geht es um Großes. Was für ein Kampfgeist! Ich ziehe den Hut vor den Briten, ich ziehe den Hut vor PM Theresa May, ganz unabhängig davon, ob sich der Austritt als Glücksgriff erweist oder als Griff ins Klo.

Was mich an den hiesigen, so Kommentaren besonders ärgert, ist die nackte Überheblichkeit, mit der diese schreibenden Herrschaften und ihre Einsager durchblicken lassen, dass das Volk viel zu dumm sei, um über seine eigene Zukunft und so große Dinge wie EU und Euro vernünftig abstimmen zu können.

Höre ich hier richtig heraus, dass die ganz großen Richtungsentscheidungen in Europa ausschließlich in den diskreten Händen von nur wenigen Auserwählten liegen sollten?

Das wären dann wohl die großen Wirtschaftskapitäne, Geschäftemacher, Börsenhaie, die systemtragenden Verbände und Parteien mit ihren Nomenklaturen und „Experten“, die großen Verleger, alle im Verbund mit den zahllosen Dienern des großen Geldes und mit den Massen, die nur konsumieren und möglichst viel Spaß haben wollen, als Spielball.

Wer so etwas auch nur im Entfernsten sagt oder mitdenkt, hat überhaupt noch nicht verstanden, worum es bei der ganzen Geschichte eigentlich geht. Europa als Koloss funktioniert nicht. Das sehen die Briten klarer als andere. Der Brüssel-Club ist nicht einmal imstande, zehn Migranten von A nach B zu versetzen, geschweige denn einer Weltmacht wie China geschlossen gegenüber zu treten.

Die Digitalwelt schafft Voraussetzungen für einen politischen Totalitarismus, gegen den George Orwells Zukunftsschreckensvision „1984“ ein idyllischer Biedermeier-Roman ist. Die digitale Kontrolle und Überwachung in den Händen von Großgebilden, in denen verborgene Leute das Sagen haben? Das Wirtschaften nur mehr in der Hand von transnationalen Staatskonzernen? Nein, Danke und nochmals Nein Danke.

Entweder wird Europa ein Verbund freier und deswegen starker Nationen und Regionen, oder Europa geht unter.

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