Ein Blog von

Georg Dekas

30.06.2018

Der Italiener Schael

Die, die ihn bestellt haben, erwarteten sich vom Deutschen aus dem tiefen Süden ein romfreundliches und zentralistisches Management des öffentlichen Gesundheitsbetriebes. Der Mann hat geliefert, sehr zur Unfreude des Volkes. Nun wird er zum Sündenbock gemacht.

Sanitätsdirektor T. Schäl mit Landesrätin M. Stocker - Bild: Südtirol Heute

Vor rund drei Jahren wurde ein neuer Geschäftsführer für den landeseigenen Gesundheitsbetrieb SABES berufen. Es war Thomas Schäl, der sich Schael schreiben lässt und eine Halsfliege als Markenzeichen trägt.

Das Schael kommt nicht von ungefähr. Der gebürtige Westfale hat seine Laufbahn als Manager im Gesundheitswesen in Süditalien aufgebaut (Crotone, Napoli) und auf italienischen Tastaturen gibt es kein „ä“. Und damit kommen wir auch schon zum Knoten in der Geschichte.

Thomas Schäl wird hierzulande übel als „Deutscher“ und „Piefke“ beschimpft. Das mag für seine Art gelten, die Geschäfte zu führen, aber in Wahrheit haben Martha Stocker und Arno Kompatscher einen Mann aus Italien bestellt. Schael hat die italienische „Sanità“ intus. Er geht in römischen Ministerien ein und aus und dürfte den politischen Landesregierungs-Neulingen Anno 2014 wohl auch von dort her empfohlen worden sein. Von den Sizilianern und Neapolitanern selbst war er längst schon weggelobt worden. Einen deutschen Besen ruft man gerne, man wird ihn aber auch gerne bald wieder los.

Wie es aussieht, ist Bozen nicht besser als Crotone oder Napoli. Die, die ihn gerufen haben, wollen ihn jetzt schnell wieder weg haben. Verhallt ist das Hosianna, mit dem Schäl im Juni 2015 in der Bozner Schlachthofstraße (!) am Sitz der Gesundheitslandesrätin Stocker empfangen worden war. Der wird’s richten, der kennt sich aus, das war damals der Tenor. Und Schäl sagte bei der Vorstellung, er sei froh, im Alto Adige wirken zu können. Alto Adige? Ein Italiener sagt das so.

Hat er was auf die Reihe gebracht? Schwer zu sagen, weil Schäl der Geschäftsführer einer Beamtenfestung ist, die  ganz und gar von den Paragraphen, Dekreten und Launen der Politik gesteuert wird. Selbst mit dem tollen Titel „Generaldirektor“ ist ein Geschäftsführer in diesem Bau nicht viel mehr als ein Büttel, der nicht mehr „derreißen“ (deutsch: zustande bringen) kann, als ihm von einer Hundertschaft an Lobbyisten jeweils erlaubt wird.

Die Landesregierung wiederum hat in der Zeit nach Durnwalder nicht geglänzt mit ihrer Gesundheitspolitik. Nach wenigen, aber groben Fehlentscheiden und mehreren Versäumnissen sind die alten Sorgen auch die neuen, nur viel größer.

Es nahen die Wahlen, und die vom Volk als Misere wahrgenommenen Zustände in der Lenkung des Gesundheitswesens drohen zum Mühlstein für die Regierungspartei zu werden. Landesrätin Martha Stocker hat sich bereits aus der Schusslinie genommen, als sie ankündigte, nicht mehr antreten zu wollen. Nun muss Governatore Arno Kompatscher sehen, dass er nicht selbst zur Zielscheibe wird. Was böte sich da besser an, als einen ungeliebten Deutschen die Schuldsäcke aufzubinden und ihn als Sündenbock in die Wüste zu jagen?

Einmal weggerechnet, was der Public Manager in Ausführung politischer Direktiven tat oder verlautbarte (Der Prothesenspruch liegt noch im Ohr) – auf seinem ureigenen Gebiet, der Informatik (Studientitel!) hat der gute Schäl eine schlechte Wahrnehmung in der Öffentlichkeit erzeugt, weil er sich von einem anderen Informatiker, der als Abgeordneter im Landtag sitzt, vorrechnen lassen musste, was er dabei alles verkehrt macht in seinem Laden.

Das, was letzthin gegen Schäl aufgefahren wird, ist etwas ganz anderes als die konstruktive Kritik an der Informatik. Es kommt daher wie das krampfhafte Suchen nach einem „Casus Belli“, wie die alten Römer sagten. Also ein Vorwand, den Krieg, sprich die Entlassung, erklären zu können. Zuerst die fehlende Eintragung in irgendwelchen römischen Registern (da konnten die hiesigen Floh- und Erbsenzähler sich nicht durchsetzen) und jetzt der angeblich „versäumte“ Versicherungsschutz gegen ärztliche Kunstfehler aus grober Fahrlässigkeit.

Wie auch immer diese schale Geschichte ausgehen wird, merke, in Südtirol ist bis jetzt noch jeder führende „Auswärtige“ aus dem Norden geschaßt worden (Kaiser, Königsrainer, Mittendrein, Steinherr usw.) Der Fall Schäl mit „ae“ entbehrt dabei nicht einer gewissen Ironie: Die, die ihn bestellt haben, erwarteten sich vom Mann aus dem tiefen Süden vor allem ein rigoroses Management, das ihrem anvisierten romfreundlichen und rational-zentralistischen Kurs entsprechen sollte, und das hat der Mann ja geliefert. Der Italiener Schael, ein Deutscher auf dem falschen Platz.

 

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