Südtirols Toponomastik im Spannungsfeld von Sprach- und Kulturgeschichte – Cristian Kollmann im UT24-Gespräch
Die Toponomastik, die Lehre von den Ortsnamen, eröffnet faszinierende Einblicke in die sprachlichen und kulturellen Entwicklungen einer Region. In Südtirol, einem Gebiet mit einer komplexen sprachlichen und kulturellen Vergangenheit, spiegeln die Ortsnamen die vielfältigen Einflüsse wider, die im Laufe der Jahrhunderte auf das Land eingewirkt haben. Von den vorrömischen Sprachen über das Latein der Römer bis hin zu den Einflüssen der italienischen und österreichischen Verwaltung sowie den politischen Strömungen des 20. Jahrhunderts – die Geschichte der Ortsnamen in Südtirol ist ein Spiegelbild der regionalen Identität und ihrer kontinuierlichen Veränderungen.
In diesem Kontext stellt sich die Frage, inwieweit historische Ereignisse und die sprachliche Vielfalt die Entwicklung und Veränderung der Ortsnamen beeinflusst haben. Historische und soziale Veränderungen haben ihre Spuren in der Toponomastik hinterlassen und bieten eine Grundlage, um die kulturelle Identität der Region zu verstehen. Gleichzeitig werfen die Herausforderungen bei der Bewahrung traditioneller Namen und die Auswirkungen der Globalisierung auf die Erhaltung und Erforschung von Ortsnamen zentrale Fragen auf.
Anhand konkreter Beispiele zeigt Kollmann auf, wie Ortsnamen als Indikatoren für soziale und wirtschaftliche Entwicklungen dienen können und welche Bedeutung sie für die kulturelle Identität der Region haben.
UnserTirol24: Herr Kollmann, beeinflussen die unterschiedlichen sprachlichen und kulturellen Faktoren die Toponomastik in Südtirol, und inwieweit spiegeln die Ortsnamen diese Einflüsse wider?
Cristian Kollmann: In der Südtiroler Toponomastik finden und fanden schon immer unterschiedliche sprachliche Einflüsse ihren Niederschlag. Tirol war nämlich immer schon ein mehrsprachiges Land, und dies schon vor der Eroberung dieses Gebiets durch die Römer. Mindestens vier vorrömische Sprachen haben in der Toponomastik ihre Spuren hinterlassen. Hinzukommen das Latein der Römer, das im heutigen Ladinischen fortlebt, und das Deutsche bairisch-tirolischer Prägung. Ein Einfluss, der erst im 20. Jahrhundert seinen Lauf nahm, doch bis heute sehr groß ist, ist der Italianisierungspolitik des Faschismus geschuldet. Unter dieser wurden nämlich Orts- und Flurnamen amtlich eingeführt, die jeder historischen Grundlage entbehren und bis heute den Eindruck einer Italianität erwecken sollen, die es jedoch nie gab.
Cristian Kollmann, Sprachwissenschaftler
UT24: Welche Rolle spielen historische Ereignisse, wie zum Beispiel die österreichische und italienische Verwaltung, in der Entwicklung und Veränderung von Ortsnamen in Südtirol?
Kollmann: Die amtlichen Verlautbarungen in Tirol waren unter der österreichischen Verwaltung meist zweisprachig deutsch-italienisch. Italienische Ortsnamen wurden in diesen Verlautbarungen nur dann verwendet, wenn sie tatsächlich existierten und auch in einem gewissen Maß in Gebrauch waren, z.B. Bolzano, Merano, Bressanone, aber auch Ala d’Innsbruck für Hall bei Innsbruck. Umgekehrt wurden im Italienischen auch deutsche Namen verwendet, etwa nicht nur Trient, sondern mitunter auch Rofreid für Rovereto, Welschmetz für Mezzolombardo, Deutschmetz für Mezzotedesco (das 1902 in Mezzocorona umbenannt wurde) oder Haiden für Cortina d’Ampezzo. Mitunter sind, zusätzlich zu den deutschen und/oder italienischen, auch die ladinischen Namen in amtlichen Texten zu finden, z.B. Mareo oder Selva.
UT24: Inwiefern können Ortsnamen in Südtirol, auch wenn seit nunmehr einem Jahrhundert die historischen Bezeichnungen abgeschafft wurden, als Indikatoren für soziale und wirtschaftliche Entwicklungen im Gebiet interpretiert werden?
Kollmann: Dies ist dann der Fall, wenn plötzlich ein neuer Name auftaucht, etwa „Sportplatz“, wo es einst, zum Beispiel in meiner Heimatgemeinde Laurein, „Priesterwiese“ hieß. In solchen Fällen wäre es ratsam, dass die umgewidmete Flur zwar nach ihrer neuen Funktion benannt wird, gleichzeitig jedoch in die neue Benennung der alte Flurname eingebaut werden sollte: „Sportplatz Priesterwiese“. Das Alte wird, trotz der Umwidmung der Flur, durch diese Art der Benennung zumindest in lebendiger Erinnerung behalten.
UT24: Wie gehen lokale Gemeinschaften mit der Herausforderung um, traditionelle Ortsnamen im Kontext moderner städtebaulicher Entwicklungen zu bewahren? Reicht die offizielle Duldung seitens Italiens?
Kollmann: Es ist – lobenswerterweise – zu beobachten, dass z.B. bei der Benennung von neuen Straßen oder Wohngebieten die Gemeinden vermehrt auf bereits vorhandene, seit alters gebräuchliche Flurnamen zurückgreifen. Doch bedauerlicherweise werden diese Namen oder Teile davon mitunter ins Italienische übersetzt, obwohl dafür überhaupt keine gesetzliche Verpflichtung besteht. Italien kann keine Gemeinde zur „Übersetzung“ von Namen zwingen, so lange diese gesetzlich nicht festgeschrieben sind. Aber viele Gemeinden „übersetzen“ halt schon einmal entweder aus Unkenntnis und/oder in vorauseilendem Gehorsam.
Cristian Kollmann, Sprachwissenschaftler
UT24: Gibt es spezifische Beispiele für Ortsnamen in Südtirol, die durch den Kontakt mit benachbarten Sprach- und Kulturgruppen verändert oder beeinflusst wurden?
Kollmann: Solche Beispiele gibt es auf beiden Seiten der jeweiligen Sprachgrenze. Es ist ganz natürlich, dass es entlang der Sprachgrenze zwischen Deutsch und Italienisch bzw. zwischen Deutsch und Ladinisch mehr oder minder durchwegs zweisprachige Orts- und Flurnamen gibt. Für meinen Heimatort Laurein, der in meiner Mundart Lafreng heißt, sagten die benachbarten Welschnonsberger immer Laurègn und in der italienischen Schriftsprache hieß der Ort immer Lauregno. Umgekehrt heißt der Hauptort des Nonsbergs und gleichzeitig meines Geburtsortes, der schriftitalienisch als Cles bekannt ist, in meiner deutschen Mundart Gléis, erscheint in deutschen Texten bis zum 19. Jahrhundert herauf mitunter als Glös, während ihn die Welschnonsberger Cliès nennen. Genaugenommen können die Orts- und Flurnamen entlang der Sprachgrenze also viersprachig sein, wenn man die entsprechenden Dialekte dazurechnet. Aber selbst innerhalb ein- und desselben Dialekts bzw. derselben Sprache gibt es große Unterschiede: Der Ort Brixen heißt beispielsweise auf Grödnerisch Persenon und auf Gadertalisch Porsenù.
UT24: Die Autonome Provinz Aostatal hat nach dem Zweiten Weltkrieg alle italienischen Ortsnamen mit Ausnahme des Hauptortes Aosta (frz. Aoste) abgeschafft. Warum hat Südtirol diesen Schritt nicht gewagt oder vielmehr verschlafen?
Kollmann: Das Aostatal hatte im Gegensatz zu Südtirol einen Staat hinter sich, der nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Siegerseite stand: Frankreich. Und Frankreich war also stark genug, sich für die autochthone französische bzw., genau genommen, frankoprovenzalische Bevölkerung des Aostatals einzusetzen. Die Verhandlungsposition Österreichs war hingegen schwächer. Und in der Tat hat man in Südtirol die Forderung nach der Abschaffung der faschistischen und folglich nur zum Schein italienischen Orts- und Flurnamen verschlafen – sogar im Zuge der Verhandlungen für das Zweite Autonomiestatut.
Cristian Kollmann, Sprachwissenschaftler
UT24: Können Sie sich erklären, warum die Toponomastik in Südtirol immer wieder ins Regierungsprogramm seitens der Landesregierung aufgenommen und dann duckmäuserisch aus Angst vor dem italienischen Veto wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen und auf die lange Bank geschoben wird?
Kollmann: Der Grund, warum die Toponomastik in Südtirol immer wieder ins Regierungsprogramm aufgenommen wurde, ist der, dass die deutschen und ladinischen Orts- und Flurnamen bis heute keine amtliche Gültigkeit besitzen und dass aber laut Autonomiestatut das Land Südtirol die Amtlichkeit dieser Namen mit einem Landesgesetz feststellen müsste. Dies ist jedoch immer noch nicht geschehen, weil sich die Landesregierung immer davon gescheut hat, die nur zum Schein italienischen und folglich manipulativen Orts- und Flurnamen aus dem amtlichen Gebrauch zu entfernen. Man hat einerseits tatsächlich Angst vor dem italienischen Verfassungsgerichtshof, dass dieser die Abschaffung der de facto faschistischen Orts- und Flurnamen nicht tolerieren würde. Andererseits fehlt mittlerweile auch das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Authentizität von Orts- und Flurnamen und allen voran die Landesregierung setzt einem die faschistischen Namen vor, angefangen bei „Alto Adige“, als wären diese das Selbstverständlichste der Welt.
UT24: Welche Rolle spielen geo- und topografische Merkmale bei der Namensgebung von Orten in Südtirol, und wie haben sich diese Namen über die Zeit verändert?
Kollmann: Diesbezüglich gäbe es sehr Vieles zu sagen, aber ich möchte mich kurzhalten. Grundsätzlich gilt es zwischen Natur- und Kulturnamen zu unterscheiden. Je nach Benennungsmotiv kann uns ein Name über ein natürliches Phänomen oder Ereignis Auskunft geben oder eben über ein kulturelles, eines somit, das erst durch menschliches Zutun zustande gekommen ist. Nehmen wir zwei Beispiele aus Gröden: Der Name Urtijëi stammt aus alpenromanisch *urtiźédo, dem im Deutschen Nesslach, also Ort, wo Brennesseln vorkommen, entsprechen würde. Urtijëi ist somit klar ein Naturname. Der deutsche Name Sankt Ulrich hingegen ist ein Kulturname, weil das Benennungsmotiv der heilige Ulrich war. Der Name Gröden ist ebenfalls ein Kulturname, denn seine ursprüngliche Bedeutung ist ‘Ausstattung mit Bindwerk, Flechtwerk’, welches womöglich der Flurabgrenzung diente. Am Anfang stand vorrömisch, oder, genauer gesagt: ostalpenindogermanisch A *Kráteinā, woraus alpenromanisch Gradéna und grödnerisch Gherdëina wurde, jedoch althochdeutsch *Grédina und daraus neuhochdeutsch Gröden.
Südtirol von Tolomei 1908
UT24: Inwieweit spiegeln die Ortsnamen die ethnische und sprachliche Diversität Südtirols wider, und welche Herausforderungen ergeben sich daraus für die toponomastische Forschung?
Kollmann: Tirol war, wie bereits angemerkt, immer schon ein mehrsprachiges Land und das ist es eigentlich bis heute. Allerdings gilt heute die Mehrsprachigkeit nicht flächendeckend, sondern punktuell, zumal punktuell oder sogar regional durchaus auch von geschlossenen einsprachigen Gebieten die Rede sein kann. Die große Herausforderung in der toponomastischen Forschung besteht für mich persönlich darin, nachzuzeichnen, wie die Mehrsprachigkeit oder Diversität des Tiroler Raums in der Geschichte, insbesondere in der Vorgeschichte aussah. Diesbezüglich ergibt sich für mich kein klares Bild: Ich sehe „nur“ sehr viele Orts- und Flurnamen, oft auch auf kleinstem Raum, die unterschiedlichen Sprachen entstammen. Vorläufig lässt dies den Schluss zu, dass diese Sprachen nebeneinander existierten und erst nach und nach ins Latein der Römer aufgingen. Besonders faszinierend finde ich die Vorstellung, dass die vielen vorrömischen Orts- und Flurnamen mitunter über Jahrtausende von Generation zu Generation weitergereicht wurden, lange bevor es überhaupt die Schriftlichkeit gab.
Lagundo statt Algund – Bildarchiv: Franz Haller
UT24: Die offizielle Anerkennung der deutschen und ladinischen Toponyme wäre schon einmal ein erster Schritt. Wieso klappt das in anderen Minderheitenregionen schon und im Land mit „der weltbesten Autonomie“ nicht einmal ansatzweise?
Kollmann: Weil, wie oben bereits dargelegt, dafür der Mut, die Sensibilität und folglich mittlerweile auch der Wille fehlen.
UT24: Könnten Sie Beispiele für Ortsnamen nennen, die eine besondere Bedeutung für die kulturelle Identität der Region haben und die in der Forschung besonders berücksichtigt werden sollten?
Kollmann: Hierfür gäbe es natürlich mehrere Beispiele. Herausgreifen möchte ich aber einen Kulturnamen, mit dem ich mich sehr lange beschäftigt habe: Branzoll. In Südtirol taucht dieser Name mehrfach auf. Am bekanntesten sind der gleichnamige Ort südlich von Bozen sowie die gleichnamige Burg zu Füßen des Säbener Berges. Auch am Welschnonsberg und am Sulzberg erscheint der Name insgesamt viermal, und zwar als Bronsól oder Bronsöl. Nach intensiven Überlegungen bin ich zum Schluss gelangt, dass dieser Name ursprünglich ‘Kupferschmelzofen’ bedeutet haben muss und damit einen wichtigen Hinweis auf die Kultur des namengebenden Volkes, die ich als Ostalpenindogermanen B bezeichne, gibt. Mit den Ostalpenindogermanen befinden wir uns in der Bronzezeit, also in jener Zeit, als durch das Legieren von Kupfer und Zinn das neue Metall, die Bronze geschaffen wurde. Bestimmt wird es auch im damaligen Tirol eine Reihe von Stätten gegeben haben, in denen das dafür erforderliche Kupfer geschmolzen wurde. Die Branzoll-Namen sind, so gesehen, die frühesten sprachlichen Zeugen der prähistorischen Metallverarbeitung.
Cristian Kollmann, Sprachwissenschaftler
UT24: Welche Methoden und Ansätze verwenden Sie in der toponomastischen Forschung, um die Ursprünge und Bedeutungen von Ortsnamen in Südtirol zu entschlüsseln?
Kollmann: Da wir es im Tiroler Raum überwiegend mit Orts- und Flurnamen aus indogermanischen Sprachen zu tun haben, bediene ich mich der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft. Die Sprachen, mit denen verglichen werden muss, muss man dabei keineswegs aktiv sprechen, sondern man muss insbesondere deren Sprachgesetze (Lautgesetze, Abwandlungsmechanismen) kennen und dabei stets überlegen, ob dieselben oder ähnliche Gesetze auch für die einstigen Sprachen im Tiroler Raum gegolten haben könnten. Neben den vorrömisch-indogermanischen Einzelsprachen, namentlich dem Ostalpenindogermanischen A, B und dem Keltischen, ist im Tiroler Raum auch das Rätische, eine nicht-indogermanische Sprache, die mit dem Etruskischen verwandt war, zu berücksichtigen. Je nachdem, welche speziellen Merkmale ein vorrömischer Orts- oder Flurname aufweist, kann er einer dieser vier vorrömischen Sprachen zugeordnet werden. Das hört sich jetzt einfach an, ist aber in Wirklichkeit sehr aufwändig bis unmöglich. Aber auch außersprachliche Kriterien sind bei der Deutung von Orts- und Flurnamen zu berücksichtigen, etwa im Hinblick auf eine eventuelle Bedeutung. Hier muss man sich immer die Frage stellen: Wäre die Bedeutung, auf die es nach den sprachwissenschaftlichen Forschungen durchlaufen worden sind, überhaupt sachlich möglich? Bei den Branzoll-Namen habe ich mir diese Frage beispielsweise oft gestellt. Ich persönlich kann sie mit Ja beantworten, aber beweisen kann ich es, zumindest vorerst, nicht, dass wir es hier ursprünglich mit Kupferschmelzöfen zu tun hatten.
UT24: Inwiefern spielen mündliche Überlieferungen und lokale Legenden eine Rolle bei der Entstehung und Bewahrung von Ortsnamen in Südtirol?
Kollmann: Die Schreibweise eines Orts- oder Flurnamens weicht in manchen Fällen erheblich von der tatsächlichen Aussprache ab. Der Grund dafür ist, dass sich in der Schreibung ein Fehler eingeschlichen und tatsächlich auch gefestigt hat. Der Ortsname Natz müsste beispielsweise mit Naz geschrieben werden, weil das a in der Mundart – historisch korrekt – lang gesprochen wird. Oder der Name meines Heimatortes Laurein, lautet in der Mundart Lafreng. Hier haben wir es sogar mit zwei unterschiedlichen Ableitungen zu tun. Laurein und Lafreng sind also keine exakten Entsprechungen. Oft ist man sich, gerade bei Flurnamen, gar nicht sicher, wie ein Name korrekt zu schreiben ist. Im Zweifelfall gilt: Auf jeden Fall schon einmal korrekt ist in der Regel die mundartliche Aussprache, denn diese ist von der Schreibung meist unbeeinflusst.
UT24: Gibt es in der wissenschaftlichen Gemeinschaft unterschiedliche Ansichten über die Interpretation und Bedeutung bestimmter Ortsnamen in Südtirol, und wie werden diese Debatten geführt?
Kollmann: Wie in jeder wissenschaftlichen Disziplin gibt es auch in der Orts- und Flurnamenforschung unterschiedliche, mitunter sehr konträre Ansichten. Gerade in Südtirol sind wir auf italienischer Seite mit einer „community“ konfrontiert, die auf dem Niveau von Ettore Tolomei stehen geblieben ist, der bekanntlich eine äußerst dilettantische Herangehensweise bei der Erforschung der Südtiroler Orts- und Flurnamen an den Tag legte. Elementarste Regeln, etwa Lautgesetze der für Südtirol relevanten Sprachen wie des Alpenromanischen oder insbesondere der Deutschtiroler Dialekte ist dieser „community“ völlig fremd. Daher erschließt sich diesen „Wissenschaftlern“ oft auch nicht die Absurdität von so manchen tolomeischen Kreationen wie z.B. Senales für Schnals, Passo del Rombo für das Timmelsjoch oder Aldino für Aldein.
UT24: Wie sehen Sie die Zukunft der Toponomastik in Südtirol, insbesondere im Hinblick auf die fortschreitende Globalisierung und die Digitalisierung, und welche Auswirkungen könnte dies auf die Erhaltung und Erforschung von Ortsnamen haben?
Kollmann: In der fortschreitenden Globalisierung und Digitalisierung sehe ich keine Bedrohung für die Erforschung der Orts- und Flurnamen, sehr wohl aber für deren Erhalt, denn durch die Globalisierung und Digitalisierung werden den nur zum Schein italienischen und ergo manipulativen Orts- und Flurnamen Tür und Tor geöffnet. Es entsteht weltweit der Eindruck, als seien diese Kreationen selbstverständlich und auf derselben Ebene oder sogar noch darüber wie die authentischen Orts- und Flurnamen, die im Laufe der Jahrhunderte und sogar Jahrtausende gewachsen sind. Um so dringlicher ist eine gesetzliche Regelung, die ausschließlich die Amtlichkeit der authentischen Orts- und Flurnamen – und dazu gehören auch ca. 200 italienische – feststellt und deren Verbreitung fördert.
UT24: Danke für das Interview!
Das Interview führte Andreas Raffeiner