von red 25.11.2022 15:31 Uhr

Die Frau des Freiheitskämpfers

Am kommenden Dienstag, den 29. November stellt die frühere Südtiroler Landtagsabgeordnete Eva Klotz um 19 Uhr im Josefssaal des Kolpinghauses in Bozen ihr neuestes Buch vor: Eine Biografie über eine außergewöhnliche Persönlichkeit, ihre Mutter Rosa Pöll. Das Buch trägt den Titel „Rosa Pöll – Die Frau des Freiheitskämpfers“ und ist im Effekt!-Verlag erschienen. 

Rosa Pöll Klotz

Unter widrigsten Umständen erfüllte sich das Mädchen aus Ulfas ihren Berufswunsch als Lehrerin und trug ihre Familie und ihre sechs Kinder durch außerordentlich schwierige Zeiten. Der Willkür des italienischen Staates ausgesetzt, musste sie für über 14 Monate in italienische Untersuchungshaft. Erst nach ihrem Freispruch aus Mangel an Beweisen und großen persönlichen Opfern konnte sie wieder in den Schuldienst zurückkehren. UT24 hat mit Eva Klotz bereits vorab über das Buch und ihre Mutter gesprochen.

UnserTirol24: Eva, du stellst kommende Woche ein Buch über deine Mutter Rosa Pöll vor. Was hat dich dazu bewogen, ihre Geschichte aufzuschreiben?

Eva Klotz: Bereits kurz nachdem ich die Biografie meines Vaters Georg Klotz verfasst hatte, wusste ich, dass es auch einmal eine Biografie meiner Mutter geben würde. Zum einen wegen ihres außerordentlichen Lebensweges und ihrer Persönlichkeit, zum anderen auch deshalb, weil sie sehr interessante Aufzeichnungen hinterlassen hat. Besonders aufschlussreich sind die Beschreibungen ihrer Schulzeit während des Faschismus. Sie konnte nämlich, wie alle Kinder damals, nur die italienische Schule besuchen und ihre Beschreibungen darüber, auf welche Art und Weise sie sich die deutsche Sprache und Schrift aneignete, sind sehr bedeutend. Auch die Anmerkungen über ihre Jugend und andere Lebensbereiche. Es war für mich daher klar, dass ich diese Aufzeichnungen festhalten muss und die Lebensgeschichte meiner Mutter aufschreiben und veröffentlichen möchte.

UT24: Was erwartet den Leser in deinem Buch?

Klotz: Der Leser findet darin die Lebensgeschichte und die Erzählung über das Leben einer außergewöhnlichen Persönlichkeit: als Kind, Mutter, Lehrerin und als Frau des Freiheitskämpfers Georg Klotz. Die Biografie enthält neben der Aufzeichnung über ihr Leben und Wirken natürlich auch sehr viele Details über das politische Geschehen, vor allem in den 60er-Jahren, ihre Verhöre durch die Carabinieri und die Jahre im italienischen Gefängnis.

Rosa mit den Schulkindern von St. Oswald 1948/49

UT24: Was denkst du war die schwerste Zeit in ihrem Leben?

Klotz: Das waren bestimmt die 14 Monate in U-Haft im italienischen Gefängnis. Sie litt besonders darunter, nicht bei ihren sechs minderjährigen Kindern sein zu können, die zunächst zwar noch gemeinsam bei einer Tante wohnen konnten, dann aber auch getrennt und an unterschiedlichen Orten untergebracht werden mussten. Es waren die Ohnmacht und Hilflosigkeit, die ihr am meisten zusetzten. In diesem Fall konnte die sonst immer Aktive nichts ausrichten und war den Begebenheiten hilflos ausgeliefert. Sie hat während dieser Zeit sehr viele Briefe geschrieben, die auch in die Biografie eingearbeitet wurden und Aufschluss über ihr damaliges Befinden geben.

Heiligabend 1967 – Rosa Klotz wenige Tage nach der Enthaftung

UT24: Was hat dich besonders am Leben deiner Mutter fasziniert?

Klotz: Sehr vieles, vor allem wie sie ihr Leben unter den widrigen Umständen bestritten hat, aber vor allem ihre Unerschrockenheit, ihr Weitblick und ihre Lebensfreude.

UT24: Auf welche Quellen stützt du dich für dein Buch? Sind es vor allem Erinnerungen und Briefe oder auch andere Aufzeichnungen?

Klotz: Es sind vor allem meine eigenen Erinnerungen, aber auch jene meiner Geschwister und der Geschwister meiner Mutter. Auch Briefe an und von den genannten Personen. Was die gerichtlichen Verfahren betrifft, stütze ich mich auch auf Zeitungsartikel aus jener Zeit.

UT24: Kann man das Leben und Wirken deiner Mutter mit jenem anderer Frauen von Südtiroler Freiheitskämpfern vergleichen oder war es doch etwas anders?

Klotz: Es war eine sehr schwierige Zeit und alle Frauen und Familien der Freiheitskämpfer hatten ihr eigenes Schicksal. Die meisten der Frauen wussten über die Details der geplanten Aktionen und Vorhaben ihrer Männer allerdings nicht Bescheid. Das war eine Vorsichtsmaßnahme der involvierten Personen und diente vor allem dazu, ihre Frauen und Familien zu schützen. Bei meiner Mutter war es insofern etwas anders, als sie durch das Engagement meines Vaters im Schützenwesen bereits von Anfang an unweigerlich Einblick in das politische Geschehen hatte. Dadurch wuchs auch ihr eigenes Interesse und sie nahm vermehrt Anteil an der politischen Entwicklung in Süd-Tirol.

  • Rosa Pöll mit ihrem Mann Georg Klotz

Um 1960: Rosa als Köchin und Jörg nach der Johannes-Prozession in Wans

UT24: Wie erging es dir beim Schreiben des Buches?

Klotz: Ich habe mit großer Genugtuung und Freude an dieser Biografie gearbeitet. Einige Kapitel verlangten mir jedoch einiges ab, besonders die Vertiefung in ihre vielen Briefe aus dem Gefängnis wühlten mich sehr auf. Aber ich habe auch sehr viel mitgenommen. Durch die Aufzeichnung ihrer Lebensgeschichte, ist mir wieder und noch mehr bewusst geworden, was meine Mutter als einfaches Bauernmädchen, ohne muttersprachliche Grundbildung, aus sich gemacht und was sie alles in ihrem Leben bewirkt hat. Besonders beeindruckt und immer wieder zum Staunen gebracht haben mich ihre unglaubliche Willensstärke und ihr Lebensmut.

UT24: Was hast du vom Wirken deiner Mutter für dich mitgenommen, auch für deine politische Arbeit?

Klotz: Das Vermächtnis meiner Mutter lautete: Fürchtet euch nicht, jammert nicht, geht mutig und aufrecht euren Weg! Das hat mir immer Kraft gegeben und daran halte ich mich bis heute.

Die Vorstellung des Buches „Rosa Pöll – Die Frau des Freiheitskämpfers“ findet am kommenden Dienstag, den 29. November im Josefsaal des Kolpinghauses in Bozen statt.

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