von hm 31.08.2021 06:06 Uhr

USA beenden Militäreinsatz in Afghanistan

Mit dem Abzug der letzten US-Soldaten vom Flughafen Kabul haben die USA den Militäreinsatz in Afghanistan nach fast 20 Jahren beendet. Damit endete auch die militärische Mission zur Evakuierung von US-Bürgern, Verbündeten und schutzbedürftigen Afghanen. US-Präsident Joe Biden, der am Dienstag eine Ansprache hält, und Außenminister Antony Blinken versprachen, man werde weiter alles daran setzen, zurückgebliebene Amerikaner und andere Schutzsuchende aus dem Land zu holen.

APA/AFP

Das solle nun aber mit diplomatischen statt mit militärischen Mitteln passieren, hieß es. Der letzte US-Militärflieger hob eine Minute vor Mitternacht (Ortszeit) vom Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul ab. Alle US-Truppen hätten das Land verlassen, verkündete General Kenneth McKenzie, der das US-Zentralkommando Centcom führt, im Pentagon. Biden hatte diesen Dienstag als Stichtag für den Abzug der US-amerikanischen Truppen gesetzt.

Der US-Präsident äußerte sich zunächst nur in einer schriftlichen Stellungnahme zu dem historischen Moment und kündigte für Dienstag (19.30 Uhr MESZ) eine Ansprache an die Nation an. Er verteidigte erneut seine umstrittene Entscheidung, alle US-Soldaten aus dem Land abzuziehen und verwies unter anderem auf die Sicherheit der amerikanischen Truppen.

Blinken betonte: „Die Militärmission ist beendet. Ein neue diplomatische Mission hat begonnen.“ Diese wird jedoch aus der Ferne zu steuern sein. Denn mit dem Abzug der US-Truppen gaben die Amerikaner auch ihre diplomatische Präsenz in Afghanistan auf. Man habe die diplomatischen Aktivitäten in die katarische Hauptstadt Doha verlegt, so Blinken.

Die Taliban reagierten auf den Abzug der Amerikaner mit Jubel. Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid rieb auf Twitter, das Land habe jetzt die völlige Unabhängigkeit erreicht. Das hochrangige Taliban-Mitglied Anas Haqqani twitterte: „Wir schreiben wieder Geschichte. Die 20-jährige Besetzung Afghanistans durch die USA und die NATO endete heute Abend. Gott ist groß.“

Biden hatte im April angekündigt, alle US-Soldaten spätestens bis zum 11. September bedingungslos aus Afghanistan abzuziehen. Dieses Datum markiert den 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001, die den US-geführten Militäreinsatz in Afghanistan ausgelöst hatten. Nach Bidens Ansage kündigte auch die NATO an, den von ihr geführten internationalen Einsatz zu beenden. Im Juli zog Biden das Datum für das vollständigen Abzug schließlich auf den 31. August vor.

In den vergangenen Wochen hatten sich die Ereignisse in Afghanistan überschlagen: Nach Bidens Ankündigung gewann der Siegeszug der Taliban rasant an Tempo. Die militanten Islamisten übernahmen eine Provinzhauptstadt nach der anderen – oft leisteten die afghanischen Sicherheitskräfte wenig oder keinen Widerstand. Die Taliban marschierten kampflos in Kabul ein. Die US-Botschaft wurde geschlossen, die Diplomaten flohen an den Flughafen.

 

(APA/UT24)

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