Schauspieler mit Corona-Protestvideos
„Gerade bei so einem privaten Thema wie meiner Gesundheit, da möchte ich mich eigentlich nicht auf mich selbst verlassen. Ich bin froh, dass der Staat meine Gesundheit zu einer öffentlichen Angelegenheit gemacht hat“, erklärt Kabarettist Roland Düringer in einem von insgesamt 51 Kurzvideos, die auf YouTube hochgeladen wurden. Nina Proll hält wiederum fest: „Früher dachte ich, ich könnte frei und selbstbestimmt Karriere machen. Doch das war naiv! Die Pandemie hat mir gezeigt, wo mein Platz ist. Sie hat mir gezeigt, dass Distanz auch Nähe sein kann.“ Letztlich schließt die Mimin mit: „Das Leben kann tödlich sein. Bleiben Sie für immer zuhause und unterstützen Sie die Coronamaßnahmen.“
#lockdownfürimmer
Untermauert werden die Statements von den Hashtags #allesdichtmachen, #niewiederaufmachen und #lockdownfürimmer. Die Stoßrichtung ist dabei stets dieselbe: Wenn schon bestimmte Lebensbereiche aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus geschlossen werden, könne man das doch gleich auf alles erweitern – „auch alle Lebensmittelläden, Wochenmärkte und vor allem auch all die Supermärkte“, wie es beispielsweise Ulrich Tukur in seinem Video fordert.
Wer die Aktion initiiert hat, ist vorerst nicht klar. Auf Twitter posten die Schauspieler über ihre persönlichen Accounts, der betreffende YouTube-Kanal von #allesdichtmachen hat außer den Videos (und bereits mehr als 34.500 Abonnenten) keine weiteren Infos. Eingerichtet wurde die Seite am 16. April, bisher gab es für die Beiträge insgesamt 1,63 Mio. Aufrufe (Stand: Freitagvormittag).
Zuspruch von Maaßen bis AfD
Zuspruch erhielten die Proponenten etwa beim früheren Präsidenten des deutschen Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, der die Aktion auf Twitter „großartig“ nannte. Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sprach von einem „Meisterwerk“, das „uns sehr nachdenklich machen“ sollte. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Joana Cotar twitterte: „Das ist intelligenter Protest.“ Sie feiere Jan Josef Liefers.
Kritik von M'Barek und Böhmermann
Vielfach gab es aber auch Kritik, würden sich die Prominenten mit ihren Wortmeldungen doch ins Lager von Rechten und Querdenkern stellen. Der österreichische Schauspieler Elyas M’Barek schrieb etwa: „Mit Zynismus ist doch keinem geholfen.“ Jeder wolle zur Normalität zurückkehren, und das werde auch passieren. Satiriker Jan Böhmermann hielt der Aktion bei Twitter entgegen, das einzige Video, das man sich ansehen solle, „wenn man Probleme mit Corona-Eindämmungsmaßnahmen hat“, sei die ARD-Doku aus der Berliner Charité mit den Titel „Station 43 – Sterben“. Dazu stellte er den Hashtag #allenichtganzdicht, der sich auf Twitter mittlerweile immer weiter verbreitet.
Viele Bereiche der Kunst- und Kulturszene waren die längste Zeit in der Coronapandemie geschlossen. In Österreich sind aktuell nur die Museen zugänglich, mit der Ausnahme von Wien und Niederösterreich, wo noch ein harter Lockdown herrscht. Für Schauspieler sind allen voran die Schließungen der Theater sehr problematisch. Dreharbeiten für Kino und Fernsehen sind wiederum unter strengen Sicherheitsvorkehrungen möglich. Wie es hierzulande mit möglichen Öffnungsschritten in Kunst und Kultur weitergehen kann, will die Regierung am Freitag bekanntgeben.
APA/UT24
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24.04.2021
Alles ist nur mehr “ver-rückt”!