von su 19.07.2020 14:07 Uhr

Aggression: Junge Landwirtin beschimpft und angegriffen

Der Fall trägt sich in der Nähe von Heidelberg zu. Es ist nicht das erste Mal. Immer wieder werden Bauern mit aggressiven Angriffen konfrontiert. Woher kommt die Aggressivität und wie kann man ihr begegnen, möchte die agrarheute-Redaktion klären.

Symbolbild

Die Meldung, welche von einer 20-jährigen Auszubildenden berichtet, die von einem Fremden aggressiv angepöbelt und massiv beleidigt wird, schockiert die Landwirtschaft. Der Mann sprüht der jungen Frau Flüssigkeit ins Gesicht, damit sich die „Spritzschlampe“, so seine Bezeichnung, merke, „wie sich Pflanzen fühlten, wenn sie vergiftet würden“

Bei der Flüssigkeit soll es sich angeblich um Wasser gehandelt haben. Die Frau war trotzdem schockiert. Der Angreifer flüchtet – es ermittelt die Polizei.

Die Aggressoren möchten keine offenen Fragen klären

Bei den sich häufenden Angriffen, welche sich auch in Sabotagen an landwirtschaftlichen Anlagen, im Maisfeld oder in Viehherden beziehungsweise Tränken, zeigen, handelt es sich um keine „Dumme-Jungen-Streiche“. Die Ermittler sprechen von „geplanten, strafrechtlichen relevanten Taten, radikalisierter Landwirtschaftsgegner“.

Woher kommt dieser Hass und wie lässt sich bestmöglich darauf reagieren? Mit gutgemeinter Kommunikation ist dem Problem in der Regel nicht beizukommen. „Die Aggressoren möchten keine offenen Fragen klären. Sie handeln aus Frust und Hass“.

Wichtige Rolle spielen die Medien

Polizei und Sachverständige glauben, dass im konkreten Fall zudem eine psychologisch-pathologische Komponente eine Rolle spiele. „Solange der Täter nicht ermittelt ist, lässt sich zu seiner geistigen Verfassung nichts sagen. Die eigentlichen Ursachen aber liegen im Vorfeld solcher Aktionen. Und sie wirken nicht selten bereits über eine lange Zeit“.

„Eine wichtige Rolle spielen die Medien“, geben sich die Sachverständigen überzeugt. Es würde teils massives Negativ-Wording zum Einsatz kommen. Beim Konsumenten werden damit „immer weniger Spielraum für Zweifel und Rückfragen zugelassen“. Viele Redaktionen würden gerade zu landwirtschaftlichen Themen immer mehr Meinung machen, als objektiv darüber zu berichten.

So würde man in den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen TV-Stationen, wenn mit den Schlagworten „Landwirtschaft” und „Acker” sucht, fast ausschließlich solche Titel gelistet bekommen:

„Quarks: Gift auf dem Acker – geht es auch ohne?” (WDR)
„[W] wie Wissen: Ackerboden – belastet und bedroht” (ARD-Gemeinschaftsproduktion)
„Das tägliche Gilft – Risiko Pestizide” (ZDF)
„Gift im Honig, tote Bienen” (BR)
„Landwirtschaft ohne Gifte” (SWR)
„Planet Wissen: Gute Ernte um jeden Preis?” (SWR)
„betrifft: Der stumme Sommer” (SWR)

Das Wort Pflanzenschutz kommt überhaupt nicht vor

Das Wort „Pflanzenschutz“ komme überhaupt nicht vor. „Es gilt in den Publikumsmedien mittlerweile als Euphemismus, also als bewusste begriffliche Verharmlosung und Verniedlichung eines für sich gefährlichen Faktes“.

Wie sollen die Landwirte auf derlei Angriffe reagieren? Eine Möglichkeit sind die sozialen Medien. „Denn auch wenn es ermüdend ist: Hier hat man zumindest die Chance, Begrifflichkeiten zu klären und falsche Zusammenhänge aufzudecken“, so die agrarheute-Redaktion.

Es komme auf den Ton an, will man beim Verbraucher ankommen, so die Einschätzung. „Es mag unendlich schwerfallen, aber gerade in so stark kontroversen Diskussionen richtet ein einziger verbaler Kontrollverlust oft mehr Schaden an als hundert sachliche Beiträge wieder gut machen können“, gibt sich die agrarheute-Redaktion überzeugt.

Gift assoziiert leichter als Insektizide

Wichtig wäre hier auch das Wording, also die Ausdrucksweise. „Dem Laien Fachtermini einzubimsen, geht meist nach hinten los. Anders ausgedrückt: ‚Gift‘ lernt und assoziiert sich sehr viel leichter als ‚Insektizide‘. Die großen Medien wissen das und arbeiten bewusst (und leider sehr erfolgreich) mit möglichst einfachen Begriffen“.

Die agrarheute-Redaktion empfiehlt sachlich und verständlich zu bleiben. „Geben Sie nicht auf! Aggressive Angreifer wie der der jungen Landwirtin in Schriesheim entwickeln sich meist über einen längeren Zeitraum durch einseitige Informationen. Aufhalten kann man sie – wenn überhaupt – nur in der Phase, in der sie sich allmählich radikalisieren“, so die agrarheute-Redaktion.

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