von apa 09.06.2020 14:46 Uhr

Um 200.000 Personen weniger in Kurzarbeit als Ende Mai

Die Kurzarbeitszahlen sind gegenüber Ende Mai um 200.000 auf 1,161 Millionen Betroffene gesunken. Der Rückgang sei darauf zurückführen, dass viele Betriebe die Kurzarbeit nicht verlängert haben, sagte Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien. Dies ist der erste Rückgang der Kurzarbeitszahlen seit Beginn der Coronakrise.

APA

Die Auszahlung der Corona-Kurzarbeitsgelder nimmt weiter Fahrt auf. Mit Stand Dienstag wurden laut Arbeitsministerium 140.000 Abrechnungen in Höhe von rund 1,5 Mrd. Euro bearbeitet, an über 80.000 Betriebe wurde Kurzarbeitsgeld ausbezahlt. Derzeit werde täglich ein dreistelliger Millionenbetrag überwiesen. Die türkis-grüne Regierung hat für die Kurzarbeit bis zu 12 Mrd. Euro budgetiert.

Die Wiedereröffnung der Hotellerie Ende Mai nach zwei Monaten Corona-Sperre lässt unterdessen die Arbeitslosenzahlen deutlich sinken. Die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer ist im Vergleich zur Vorwoche um 18.000 auf 492.616 gesunken. Den stärksten Rückgang gab es im Bereich Beherbergung und Gastronomie, wo 6.000 Arbeitslose im Vergleich zur Vorwoche wieder einen Job fanden.

Die Coronakrise hat die Arbeitslosenzahlen auf einen historischen Höchststand schnellen lassen. Derzeit sind noch um 160.000 Personen mehr arbeitslos als im Vorjahr.

Während sich Ökonomen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) und des Instituts für Höhere Studien (IHS) für eine temporäre Erhöhung des Arbeitslosengeldes aussprechen, will sich Arbeitsministerin Aschbacher im Vorfeld der Regierungsklausur kommenden Montag und Dienstag nicht in die Karten blicken lassen. Es gebe “viele Optionen und Ideen”, sagte Aschbacher am Dienstag.

Sie wolle der Klausur “medial nicht vorgreifen”. Ziel sei es “Arbeitsplätze zu sichern, neue zu schaffen und die Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen”, so Aschbacher bei der Präsentation der aktuellen Arbeitslosenzahlen in Wien. Der grüne Regierungspartner, SPÖ, FPÖ und Gewerkschaft fordern aufgrund der Coronakrise eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes.

Am Wochenende ließ die Arbeitsministerin mit einer Aussage in einem Zeitungsinterview aufhorchen: “Es darf beim Arbeitslosengeld keine Tabus geben.” Bisher hatte die ÖVP als Alternative für eine Anhebung des Arbeitslosengelds eine befristete Unterstützungen oder Einmalzahlungen ins Spiel gebracht.

Heimische Ökonomen plädieren für eine temporäre Anhebung des Arbeitslosengelds. “Aus ökonomischer Sicht würde eine Erhöhung durchaus Sinn machen”, sagte IHS-Arbeitsmarktökonom Helmut Hofer der “Presse”. Hofer ist aber dafür, die Leistungen nur befristet zu erhöhen. Eine niedrige Einkommen-Ersatzrate habe aber auch etwas für sich: “Der Anreiz, lang arbeitslos zu bleiben, ist gering”, so Hofer.

Auch Wifo-Ökonom Helmut Mahringer kann sich eine befristete Arbeitslosengelderhöhung im Rahmen eines Konjunkturpakets vorstellen. Wenn es politisch gewollt sei, die Kaufkraft zu stärken, könne man mit einem höheren Arbeitslosengeld einen Effekt erzielen, so der Ökonom gegenüber der Zeitung. Haushalte mit niedrigen Einkommen, zu denen Arbeitslose in der Regel gehören, seien eher geneigt, zu konsumieren als finanziell bessergestellte. “Da fließt viel in die Wirtschaft zurück”, sagte Mahringer.

Der Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), Wolfgang Katzian, forderte am Dienstag erneut eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes von derzeit 55 Prozent auf 70 Prozent des Letzteinkommens. “Die Betroffenen brauchen mehr Geld, um nicht in die Armut abzurutschen. Höheres Arbeitslosengeld würde sich außerdem auf das Konsumverhalten auswirken – die Wirtschaft würde also ebenso davon profitieren”, sagte der Gewerkschaftsvertreter

Jetzt
,
oder
oder mit versenden.

Es gibt neue Nachrichten auf der Startseite