von fe 23.05.2020 08:15 Uhr

Private Vermögensabgabe könnte Italien retten

Italiens Bürger könnten dem Staat aus der Patsche helfen, in dem sie in die eigene Tasche greifen. Wie das funktionieren soll.

APA (dpa)

Italien könnte sein Schuldenproblem durchaus allein lösen. Davon ist der deutsche Ökonom und Autor Daniel Stelter überzeugt. Eine Vermögensabgabe von einmalig 20 Prozent würde genügen, um die italienische Staatsverschuldung um 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu senken – und damit auf ein Niveau unterhalb der deutschen. „Die italienischen Privathaushalte hätten selbst nach einem solchen Schnitt noch über mehr Vermögen als die deutschen“, schreibt Stelter im Manager Magazin.

Wenn der italienische Staat einen Teil seiner Schulden auf den Privatsektor verlagern würde, wäre dieser laut Stelter immer noch geringer verschuldet, als der Privatsektor in den meisten anderen Ländern.

„Nehmen wir an, der italienische Staat möchte einen Neustart organisieren und dafür die Verschuldung um die von mir in den Raum gestellten 100 Prozent vom BIP drastisch senken. Das wären 1.800 Milliarden Euro oder rund 18,5 Prozent des Vermögens der italienischen Privathaushalte. Nimmt man noch einen Freibetrag an, um kleinere Vermögen zu schützen, könnte das einem Satz von 25 Prozent entsprechen“, so Stelter. Im Gegenzug könne der italienische Staat andere Abgaben und Steuern nach Abbau der Schulden deutlich senken.

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  1. Cronos
    23.05.2020

    Guter Kommentar von “Unterland”

  2. Cronos
    23.05.2020

    Was passiert mit den 30 Milliarden Euro konfisziertes Vermögen der kriminellen Organisationen in Italien? Darüber sollte man recherchieren!

  3. Jan_Bader
    23.05.2020

    Wie das alles ausgehen wird ist so genau vorherzusagen wie das Wetter nächsten Monat.

  4. Unterland
    23.05.2020

    Das ist eine stark vereinfachte Rechnung, die viele entscheidende Punkte nicht miteinbezieht. Man könnte auch sagen, jede Person (vom Baby bis zum Greis) soll in Italien 40.000 € zahlen, in Deutschland 24.000 € und in Österreich 33.000 € usw., dann sind alle Länder ihre Schulden los.
    In Italien ist das Vermögen zwar besser verteilt als in vielen anderen Ländern, jedoch liegt die Mehrheit des Vermögens doch in den Händen der Reichen. Ein nicht zu übersehender Teil der Bevölkerung nimmt daran nicht teil und ist mit finanzieller Armut und Arbeitslosigkeit bestraft. Deren Vermögen ist bestenfalls in der eigenen Wohnung gebunden. Abgesehen davon ist das Vermögen insgesamt auch in Aktien, Fonds, Versicherungen, Staatsanleihen (!) und in “unsichtbare” Vermögen (wie Gold) usw. veranlagt.
    Politisch ist eine solche Rosskur nicht durchsetzbar, müssten sich die Politiker dann vorwiegend mit den einflussreichen Familienclans anlegen und gleichzeitig auch Unternehmer- und Kapitalflucht in Kauf nehmen, wovon Italien eh schon traditionell stark betroffen ist.
    Die ärme Bevölkerung, die vor einer solchen Maßnahme nicht flüchten könnten, würden dann wohl die politische Quittung bei den Wahlen präsentieren, wie üblich den (unerfüllbaren) Versprechungen im Wahlkampf auf dem Leim gehen und die politische Instabilität in gewohnter Weise fortsetzten. Dadurch wäre eine Chance auf nötige strukturelle Reformen weiterhin nicht gegeben.

  5. Cronos
    23.05.2020

    In der Theorie funktioniert das bestens in der Praxis aber nicht, denn im Vermögen sind Immobilien inbegriffen. Zweitwohnsitze werden bereits jetzt besteuert, Erstwohnsitze zu besteuern wäre unverantwortlich! Vorschlag: brach liegende konfiszierten Gelder / Immobilien für die Reduzierung der Staatsverschuldung verwenden!

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