von ih 22.05.2020 14:35 Uhr

„Kein Kampf um Touristen zwischen Österreich und Südtirol“ – Interview

Der Tourismus in Südtirol steht vor entscheidenden Wochen. Das weiß auch der Handels- und Gastwirteverband (HGV), der im Moment alle Hände voll zu tun hat. Warum sich der Verband in Richtung seiner Mitglieder mit klaren Anweisungen, wie denn nun mit Gästeanfragen aus Deutschland umzugehen sei, noch zurückhält, hat HGV-Präsident Manfred Pinzger im Interview mit UT24 erklärt.

HGV-Präsident Manfred Pinzger glaubt nicht daran, dass sich Österreich und Südtirol um Touristen streiten werden. - Foto: Facebook

Herr Pinzger, als HGV-Präsident und Hotelier sind Sie mit der Problematik, die der Tourismus in Südtirol derzeit hat, bestens vertraut. Wann sperren Sie denn eigentlich wieder auf?

 
Manfred Pinzger: Wir in Südtirol wissen bereits seit einigen Wochen, dass wir am 25. Mai die Hotels per Gesetz wieder aufsperren dürfen. Das ist schon einmal ein klares Datum. Da fragen sich jetzt natürlich viele, was das Aufsperren bringt, solange die Grenzen zu sind.

Jetzt ist es aber sicherlich auch so, dass es vereinzelt Business-Geschäft in den Zentren geben wird. Also dort wo sich das Geschäftsleben befindet. Und wo einzelne Beherbergungsbetriebe sicher aufsperren werden. Aber der größte Teil – so auch ich – wird natürlich auf den Zeitraum abwarten, bis die volle Reisefreiheit wieder gegeben ist.

Sie sprechen die Reisefreiheit an. Jetzt soll es ja so sein, dass Italien per Gesetz die Einreise derzeit noch verbietet. Österreich hingegen würde eine Durchreise laut dem Innenministerium erlauben. Wie informieren Sie dahingehend Ihre Mitgliedsbetriebe, damit Sie darüber bescheid wissen?

 
Wir haben das Ganze natürlich auf Herz und Nieren geprüft. Denn wie wir wissen, ändern sich diese Anordnungen ja laufend. Laut EU- und Schengenregeln ist es jedenfalls klar, dass die Durchreise durch Österreich erlaubt ist. Und dass diese auch nicht verboten werden kann. Das ist uns schon seit längerem bekannt. Problematisch wird es dann bei der Einreise nach Italien.

Entscheidend wird aber auch sein, was Deutschland am 15. Juni sagen wird. Wir nehmen hier ja auch ganz unterschiedliche Positionierungen wahr. Während Außenminister Maas sagt, dass es zu einer Reiseempfehlung kommen wird, blockt der bayerische Ministerpräsident Söder hiervon ab. Das sind deshalb alles noch unsichere Aussagen von Spitzenpolitikern, die sicher auch besser koordiniert werden könnten.

Welche Maßnahmen würden Sie sich nun aber konkret für den Tourismus wünschen?

 
Ich würde mir wünschen, dass hier eine klare EU-Regelung kommt, die keine Zweifel auslässt, was nun gilt. Und dass noch einmal deutlich gemacht wird, dass die Durchreise durch Österreich möglich ist. Auch wenn die Grenze zu Italien weiterhin dicht ist, wie das Kanzler Kurz angekündigt hat.

Wobei ich in dem Zusammenhang nicht ganz verschweigen kann, dass ich mir selbstverständlich wünschen würde, dass Österreich zu einzelnen Regionen Italiens aufmacht. Falls dort die Infektionszahlen natürlich stimmen und sämtliche Maßnahmen zur Eindämmung des Virus getroffen wurden.

Wir wissen von einigen Betrieben, die vonseiten des HGV eine klare Information zu den nun geltenden Bestimmungen vermissen. Was entgegnen Sie diesen Hotellieren und Gastwirten?

 
Also die Betriebe, die behaupten, sie würden vom HGV nichts erfahren: die sind entweder zu faul oder lesen unsere Newsletter nicht! Wir verschicken täglich eine E-Mail an unsere Mitglieder, wo sämtliche Themen von unserem Rechtsbüro aufgearbeitet werden. Die Betriebe, die das behaupten, reden deshalb einen totalen Schmarrn und sollten sich deshalb vielleicht lieber einen anderen Verband suchen, der es besser macht. Vielleicht werden sie ja in Sizilien fündig, wenn es ihnen im HGV nicht passt – das sage ich ganz klar.

Aber Sie sind davon überzeugt, dass die Gäste trotz alle dem nach Südtirol kommen werden?

 
Es wird sicherlich keinen harten Kampf um die Touristen zwischen Österreich und Südtirol geben. Wie dies derzeit von einigen prophezeit wird. Davon bin ich überzeugt.

Sobald die Reisefreiheit gegeben ist, wird sowohl Österreich wie auch Südtirol arbeiten. Und die Gäste werden beide Reisedestinationen ansteuern.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Pinzger!

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  1. Franz1968
    22.05.2020

    Nun, ich glaube dass der HGV einmal seinen Mitgliedern sagen soll, dass sie einmal ihre Website auch auf Italienisch machen sollen, dann müssen sie nicht immer hoffen und bangen, dass unsere nördlichen Nachbarn auf Grund Missgeschicke anderer nach Südtirol kommen!
    Die Dolomiten existieren ja für den HGV nicht, wer kümmert sich bei euch um die Anreise eventueller zahlungskräftiger Überseegäste!
    Bravo nur so weiter!!!!

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