von fe 06.04.2020 11:31 Uhr

Warum sterben in Südtirol mehr Menschen als im Bundesland Tirol?

Die Zahlen sind erschreckend: In Südtirol sind bisher offiziell 156 Menschen am Corona-Virus gestorben. Das sind fast 4,5 Mal so viele Tote wie im Bundesland Tirol, wo bisher 35 Menschen verstorben sind, obwohl die Gesamtzahl der Infizierten im Bundesland Tirol wesentlich höher ist.

APA (dpa-Zentralbild)

Gemessen an der Bevölkerungszahl ist die Sterblichkeit in Südtirol sogar höher als in Italien und gar 15 Mal so hoch wie im restlichen Österreich.

Ähnlich schlecht sieht es für Südtirol auch bei der Anzahl der Patienten aus, die sich von einer Corona-Infektion wieder erholt haben. Während im Bundesland Tirol aktuell 1.076 Menschen wieder genesen sind, sind es in Südtirol 214 Personen.

Auch bei der Anzahl der durchgeführten Corona-Tests hinkt Südtirol nach. Während im Bundesland Tirol bisher 24.468 Tests durchgeführt wurden, sind es in Süd-Tirol 15.728 Abstriche (davon 8.338 getestete Personen). Dabei könnten gerade jetzt flächendeckende Tests eine wirkungsvolle Maßnahme sein, um Erkrankte rechtzeitig zu isolieren, bevor sie andere Menschen anstecken.

„Das Südtiroler Gesundheitswesen wurde in den letzten Jahren runtergewirtschaftet und ist den Herausforderungen der aktuellen Krise nun nicht mehr gewachsen“, sagt Sven Knoll, Landtagsabgeordneter der Süd-Tiroler Freiheit.
Südtiroler Ärzte und Pflegekräfte schildern laut der Süd-Tiroler Freiheit, dass nicht einmal mehr in den Bereichen, wo mit Corona-Patienten gearbeitet wird, ausreichend Schutzausrüstung zur Verfügung steht. Die Schutzmasken, die vom Land bereitgestellt wurden, seien teilweise zu klein, würden nicht abdichten und seien von so schlechter Qualität, dass die Bänder mit Heftklammern gesichert werden müssen. Zu seien sie nach kurzer Zeit durchfeuchtet und werden somit unbrauchbar.

„Als Folge dieses mangelhaften Schutzes erkranken immer mehr Ärzte und Pflegekräfte und fallen dadurch entweder aus oder stecken andere Menschen unbewusst an“, sagt Sven Knoll.

„Neben den organisatorischen Mängeln im Gesundheitswesen, gilt es aber auch die medizinischen Faktoren zu untersuchen, die im Verdacht stehen, zu einer erhöhten Sterblichkeit der Corona-Patienten in Südtirol zu führen. Virologen der Uni-Innsbruck haben in diesem Zusammenhang ein bestimmtes Bluthochdruckmittel (ACE2-Hemmer) als mögliche Ursache im Verdacht, dass in Italien öfters verabreicht wird, als in Österreich. Die Landesregierung ist daher aufgefordert, so schnell als möglich die Ursachen für die wesentlich höhere Sterblichkeit in Südtirol zu erörtern“, fordert Knoll. Das Überleben von Corona-Patienten dürfe nicht davon abhängen, auf welcher Seite der Brennergrenze jemand steht.

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  1. Diandl
    06.04.2020

    Vielleicht kann Alt-LR Stocker mit ihrer Expertise diese Frage klären. Die aktuellen Landesräte inklusive LH werden vermutlich ihre Mundschutztücher bis über die Augen und Ohren ziehen und die Antwort schuldig bleiben.

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