von ih 01.04.2020 15:41 Uhr

„Da sollen sie mir ruhig drohen mit dem Schließen“ – Interview

Martin Hitthaler ist außer sich! Der Südtiroler Lebensmittelhändler, der über 40 Supermärkte im ganzen Land betreibt, muss dieser Tage eine unfassbare Schikane über sich ergehen lassen. Weil er nicht nur Lebensmittel in seinem Sortiment hat, hat es die italienische Finanzpolizei auf ihn abgesehen. Wie UT24 berichtete, wurde er bereits gestraft und die Beamten drohten ihm sogar damit, seine Geschäfte zu schließen. Wie er im Gespräch mit UT24 jetzt verrät, sind derzeit mehrere Geschäftstreibende in Südtirol dieser Tortur ausgesetzt.

Lebensmittelhändler Martin Hitthaler ist wütend über das Vorgehen der italienischen Finanzpolizei in Südtirols Geschäften.

Herr Hitthaler, Sie wurden von der Finanzpolizei gestraft, weil sie nicht nur Lebensmittel in ihren Märkten stehen haben. Können Sie das nachvollziehen?

 
Martin Hitthaler: Dass wir gewisse Artikel nicht mehr anbieten dürfen, wurde uns schon vor drei Wochen mitgeteilt. So haben wir schon damals etwa die Spielwarenabteilung zugetan. Das passt auch soweit und ist vollkommen in Ordnung.

Aber in jedem Geschäft gibt es halt auch Zusatzprodukte, die jeder drin stehen hat. Besonders in den Dörfern ist das normal. Da sind nun einmal Ständer, auf denen Hausartikel, Socken, Damenstrumpfhosen, Kerzen oder auch Schulmaterial sind. Das ist heute gang und gäbe. Und als die Finanzpolizei da war, haben sie mir deshalb sofort eine Strafe ausgestellt.

Was ist Ihnen beim Ausstellen der Strafe gesagt worden?

 
Mir wurde gesagt, dass ich sofort 280 Euro an Strafe zu zahlen habe. Ansonsten müsste ich alles zusperren. Und das kann es doch einfach nicht sein! Die Schüler müssen zu Hause ja immer noch ihre Aufgaben machen. Aber wenn die Eltern zu mir in die Geschäfte kommen, um sich ein Heft zu besorgen, dürfen wir es ihnen nicht mehr geben.

Oder ein anderes Beispiel. Jetzt kommt bald jede Woche eine neue Eigenerklärung heraus, die die Leute dabei haben müssen. Aber das Papier für den Drucker dürfen sie nicht mehr kaufen. Die Papierhandlungen haben alle zu. Ich hingegen hätte das Papier bei den Schulartikeln drin. Den Leuten darf ich es jetzt aber nicht mehr geben.

Haben Sie vor, gegen diese Schikane der Finanzpolizei vorzugehen?

 
Ja, wir sind bereits mit der Politik in Kontakt und hoffen, dass bald eine Lösung gefunden wird. Aber man muss sich auf der anderen Seite auch Folgendes vor Augen führen. Während sie mich wegen so etwas strafen, haben uns ein paar Ausländer in den Geschäften alles zusammengestohlen.

Als wir da die Polizei gerufen haben, wurde uns gesagt, sie könnten nichts tun. Dann haben sie zwar die Daten von einem der Diebe aufgenommen und ihn anschließend wieder gehen gelassen. Und kurze Zeit später ist er wieder im selben Geschäft aufgetaucht. Als hätten wir nicht schon genug Schwierigkeiten! Da sollen sie mir ruhig drohen mit dem Schließen. Denn das geht ja rein rechtlich nicht einmal! Vom Gesetzgeber sind wir als Lebensmittelhandel dazu verpflichtet, offen zu haben. Auch wenn wir es anders wollten.

Wissen Sie von Ihren Branchenkollegen, dass diese im Moment ähnliche Erfahrungen machen?

 
Ja, leider. Da bin nicht nur ich betroffen. Ich weiß von vielen anderen Geschäften, die schon von der Finanzpolizei gestraft wurden. So weiß ich z.B. von einer Tabaktrafik, die gestraft wurde, weil sie neben dem Tabak auch Souvenirartikel stehen haben. Aber auch die eine oder andere Bäckerei wurde gestraft.

Es ist einfach nur zum Ärgern! Denn wir werden für den Verkauf von Produkten gestraft, die die Leute ja auch brauchen. Wo kommen wir denn bald hin? Amazon darf über das Internet gerade alles verkaufen und zahlt sogar weniger Steuern als alle Lebensmittelgeschäfte in Italien zusammen. Und wir werden für so etwas gestraft. Ja, spinnen wir?

Vielen Dank für das Gespräch!

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