von red 23.10.2019 17:25 Uhr

Buch zu Blumauer KZ in Amsterdamer Dokumentationszentrum hinterlegt

Das von Publizist Günter Rauch geschriebene „Tagebuch eines Wachsoldaten“ ist im größten Dokumentationszentren der Welt in Amsterdam eingelagert worden. Das Buch fügt sich damit in weitere, zeitgeschichtlich wertvolle Dokumente ein.

Günther Rauch: Tagebuch eines KZ-Wachsoldaten

Bereits im vergangenen Frühjahr war die erste Recherche über das von Neujahr 1941 bis Ende 1943 unweit der Stadt Bozen in Blumau bestandene und von den faschistischen Militärs geführte Konzentrationslager „Campo di concentramento Prato d’Isarco“ beim „Internationalen Institute of Social History“ in Amsterdam hinterlegt worden. Das streng geheimgehaltene KZ ist im Laufe der „Südtiroler Option“, des italienischen Afrika-Feldzuges und der Militäraktion gegen die Balkanstaaten im Auftrag des Duce Benito Mussolini von seinen nach Südtirol abkommandierten Vertrauten, dem Unterstaatsekretär Guido Buffarini-Guidi, dem Statthalter zur Beschleunigung der Umsiedlung der Südtiroler, Agostino Podestà, und dem Armeekorpskommandant von Bozen, General Marco Gamaleri, auf dem zwölf Hektar großen Wirtschaftsgelände der ehemaligen Bierbrauerei Blumau errichtet worden.

Im Mussolini-KZ sind abwechselnd Hunderte von Regimegegnern und Kriegsgefangenen festgehalten worden. Kürzlich hat der Buchautor Günther Rauch dem von der Königlichen Niederländischen Akademie der Wissenschaften mitverwalteten geschichtswissenschaften Forschungs- und Dokumentationszentrum auch das zweite, mit dem Titel „KZ Campo d’Isarco: Tagebuch eines Wachsoldaten“ versehene Werk zukommen lassen. Bei dem von Rauch geschriebenen und vom „Verein Südtiroler Geschichte“ herausgegebenen und vom Südtiroler Heimatbund und anderen Heimatvereinen und den Schützen von Karneid sowie vom Land Südtirol unterstützten Buch handelt es sich um die Fortsetzung einer eingehenden Darstellung der verdrängten italienischen Kriegsverbrechen.

Anhand von Textauszügen eines ihm zugespielten Tagebuches, das ein italienischer Wachsoldat des KZ Campo d’Isarco geschrieben hat, anhand von Tatsachen weist Günther Rauch nach, dass Benito Mussolini und seine Gefolgsleute nicht im Geringsten im Windschatten ihres deutschen Adepten Adolf Hitlers segelten, sondern bis zu ihrem Ende 1943 Vorläufer der Faschistisierung Europas waren. Die Schwarzhemden haben eine Eroberungspolitik auf eigene Faust betrieben. Die Aufzeichnungen des aus einer katholischen Trentiner Bauernfamilie stammenden Scharfschützen der italienischen Armee bestätigen nicht nur die bereits im ersten Buch aufgezeigten düsteren Geschehnisse im Mussolini-KZ Campo d’Isarco. Sie liefern auch den Beweis, dass das faschistische Italien nicht nur in Afrika oder in Russland, sondern auch in den Balkanstaaten bis zu den Knien in Blut watete.

Die Italiener haben ihre eigene Vergangenheit nicht aufgearbeitet. Viele halten den „Duce“ noch immer für einen Ehrenmann. Mit der Hinterlegung des zweiten Buches im Internationalen Institut für Sozialgeschichte (IISG) will Rauch ein weiteres Zeichen gegen Verdrängung der Schandtaten und Kriegsverbrechen des italienischen Nationalfaschismus setzen. „Es darf nie vergessen werden“, – so Günther Rauch “ – , dass die im Lager Campo d’Isarco eingesperten Menschen Angehörige alliierter Befreiungsarmeen, freiheitsliebender Widerstandsbewegungen und unschuldige Zivilisten waren.“ Das vor kaum sieben Wochen bei der Gedenk- und Mahnwache in Blumau vorgestellte Buch ist bis auf wenige Exemplare vergriffen. Letzte Buchexemplare sind noch bei Gemeinderat Karl Saxer in Blumau und beim Obmann des Heimatbundes Roland Lang in Siebeneich erhältlich.

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