Gemeinde braucht Platz für Flüchtlinge: Flüchtlingshelfer muss Wohnung räumen
Klaus Roth wohnt mit seiner Lebensgefährtin im 150 Quadratmeter großen Haus. Nun soll er zum selben Mietpreis eine nur halb so große Wohnung beziehen. Für den Beschluss des Gemeinderats bringt der 74-Jährige kein Verständnis auf. „Ich habe in die Wohnung viel Geld und Arbeit reingesteckt. Ich habe sie in Eigenleistung von Grund auf renoviert“, sagt er dem Blatt. Außerdem traue er sich nach zwei Bandscheibenoperationen den Umzug nicht mehr zu.
Klaus Roth, der sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl der 3.800 Seelen zählenden Gemeinde einsetzt, versteht die Welt nicht mehr. Der 74-Jährige ist als Fahrer für den Krankenpflegeverein tätig und betreut Senioren. Bei der Flüchtlingswelle 2015 war er dem Bericht zufolge im Arbeitskreis Asyl aktiv.
„Wir sind unter Druck und müssen weitere Flüchtlinge aufnehmen. Es gibt keine Möglichkeit mehr zu sagen, dass wir sie nicht unterbringen“, sagt Bürgermeister Gertitschke der Nürtinger Zeitung. Man habe dem 74-Jährigen Hilfe beim Umzug angeboten.
„Die gleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge auf die Kommunen in die Anschlußunterbringung“ ist eine rechtliche Vorgabe, wie ein Sprecher des Landratsamtes zur Jungen Freiheit sagte. Zudem gebiete es „die kommunale Solidarität, dass die Zuweisungen entsprechend der Einwohnerzahlen erfolgt“.