von ih 18.12.2018 09:09 Uhr

Wenn die Kuh unterm Apfelbaum…

Kühe unter Apfelbäumen? Nicht direkt – doch es gibt Synergien, die künftig stärker genutzt werden könnten: Die einen produzieren den natürlichen Dünger, über den sich die anderen freuen. Die AGRIOS – Arbeitsgemeinschaft für den Integrierten Obstanbau Südtirol – wird 30 und ebnet den Weg für eine noch nachhaltigere Zukunft.

Foto: Südtiroler Apfelkonsortium

Vielleicht fragen Sie sich, was Kühe, Apfelbäume und Nachhaltigkeit verbindet. Kühe produzieren bekanntlich Mist und Gülle. Diese Wirtschaftsdünger sollten zukünftig in der Südtiroler Apfelwelt eine wichtigere Rolle spielen. Die AGRIOS hat diese und viele weitere Maßnahmen geplant, um die regionalen Kreisläufe zu stärken, den Obstanbau in Südtirol insgesamt noch nachhaltiger zu gestalten und so die Obstbauern im globalen Wettbewerb noch konkurrenzfähiger zu machen.

30 Jahre und noch viele Visionen

Die AGRIOS wird im Dezember 30 Jahre alt. AGRIOS-Obmann Harald Weis hat viele Pläne für die Weiterentwicklung der AGRIOS-Programme, welche den integrierten Anbau in Südtirol regeln.

In die Nachhaltigkeit und naturnahe Arbeitsweisen investieren AGRIOS und Obmann Weis viel Energie. Vieles wurde hier bereits erreicht; seit Gründung der Arbeitsgruppe nimmt Südtirol weltweit eine Vorreiterrolle ein. Aber es gibt noch Verbesserungsmöglichkeiten, sagt Weis: „Wir konzentrieren uns derzeit auf eine noch effizientere Verwendung der Wasserressourcen, verbesserte Applikationstechnik und wo immer möglich auf die Förderung alternativer Schädlingsbekämpfungsmethoden, sowie die vermehrte Verwendung von Wirtschaftsdüngern.“ Wirtschaftsdünger, wie Mist, Gülle, Stroh oder auch Kompost, könnten zukünftig in Südtirols Obstwiesen vermehrt als natürlicher Dünger zum Einsatz kommen. Hierzu gibt es mehrere Ansätze zur Umsetzung.

Natürlichkeit in der Schädlingsbekämpfung ist ein weiterer wichtiger Aspekt. „Ein Wunschziel wäre die Regulierung der Schädlinge ausschließlich mittels natürlicher Gegenspieler“, sagt Weis. Dabei kann sich die AGRIOS über Erfolge freuen, denn „bereits heute werden mittels Verwirrungsmethode und gezieltem Einsatz von Nützlingen verschiedene wichtige Schädlinge erfolgreich bekämpft“. In den nächsten Jahren gehe es darum, weitere alternative Regulierungsmaßnahmen zu suchen und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln weiter zu reduzieren.

Eng verbunden mit der Reduzierung der Pflanzenschutzmittel ist ein weiteres Zukunftsziel. „Die Herausforderung ist die Produktion eines qualitativ hochwertigen, makelfreien Produktes unter geringstmöglicher Verwendung von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln“, sagt der Obmann. Südtirols Apfelwirtschaft ist kleinstrukturiert und um im globalen Wettkampf der Apfelproduktion standhalten zu können, müssten Argumente wie Qualität, Produktsicherheit, Service, Nachhaltigkeit und Eigenständigkeit überzeugen. In diesem Zusammenhang gehe es darum, neue resistente Sorten anzubauen und innovative Anbausysteme zu entwickeln, um so ein Endprodukt zu erzeugen, welches frei von Fremdstoffen ist und eine noch günstigere CO2-Bilanz aufweist.

Geschichte begann vor 30 Jahren

„Für mich war die Einführung der integrierten Produktion vor 30 Jahren ein großer Meilenstein“, erinnert sich Karl Dietl und die Geschichte gibt ihm recht. Durch die strenge Reglementierung übernahm Südtirol eine Vorreiter-Rolle, die international Beachtung fand und findet. Dieser Vorreiterrolle ist sich auch Weis bewusst. „Denken wir nur an die freiwillige Einschränkung von Wirkstoffen, die Beschränkung bei der Nährstoffzufuhr oder die schon längst eingeführten Gerätekontrollen“, bekräftigt der Obmann die Maßnahmen der AGRIOS in den letzten Jahren.

Mittlerweile ist die integrierte Anbauweise ein ganzheitliches Betriebsmanagement. Landwirte, die integriert anbauen, schonen natürliche Ressourcen, setzen Dünger und Pflanzenschutzmittel umsichtig ein, bauen nachhaltig und naturnah an, um die Gesundheit zu schützen und die Umwelt zu schonen. Sie bevorzugen natürliche Pflegemaßnahmen, da sich diese positiv auf die Obstanlagen und Umwelt auswirken. Verglichen mit den staatlichen Vorschriften sind jene der AGRIOS strenger: Nur maximal 50 % der staatlichen Grenzwerte sind im integrierten Anbau zulässig. Die Einhaltung wird streng kontrolliert – von Blattproben bis hin zu flächendeckenden Analysen der Äpfel.

Karl Dietl hat zum Jubiläum einen Wunsch: „Für die Zukunft wünsche ich den Verantwortlichen der AGRIOS, dass es ihnen gelingt, die Ausrichtung so zu gestalten, dass der nachhaltige, soziale und ökologische Anspruch kontinuierlich gewährleistet wird.“

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